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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 4
Vier Fragen an Heinz-Dieter Antretter
Beim 40-Meter-Sprint zählt jede Hundertstelsekunde.
Fitness-Trainer
Heinz-Dieter Antretter.
das läuferische Niveau indes so
hoch, dass die jährliche Leistungs-
prüfung nur noch eine Pflichtauf-
gabe darstellt. „Im Prinzip prüft so
ein Test ja auch nur die physischen
Mindestanforderungen. Im Elite-
Bereich gibt es da seit Jahren
eigentlich keine Probleme mehr.“
In den Amateurspielklassen sieht
das aber gelegentlich anders aus.
Als dort vor einiger Zeit noch der
Cooper-Test gelaufen wurde, kam
es in der Vorbereitung oder bei
der Durchführung manchmal zu
kuriosen Szenen: Schiedsrichter,
die kleine Spickzettel in der Hosen-
tasche mit sich trugen, auf denen
genau verzeichnet war, zu wel-
chem Zeitpunkt des Tests sie an
welcher Stelle der Laufbahn sein
mussten, waren keine Seltenheit.
Andere rechneten vor Beginn der
Prüfung minutiös nach, welches
Gehen wir davon aus, dass die
Leistungsprüfung traditionell an
einem Samstag stattfindet: Sollte
man am Freitag noch Sport
machen oder ist es besser, die
Füße hochzulegen?
Heinz-Dieter Antretter:
Wenn
die Leistungsprüfung an einem
Samstag stattfindet, ist ein kur-
zes Anschwitzen und Andehnen
am Freitag durchaus noch sinn-
voll. Wer nach konsequenter
Vorbereitung am Freitag die
Füße hochlegt, wird dadurch die
Leistung am Samstag aber auch
nicht gefährden. Wer am Freitag
allerdings viel gesessen hat
oder anstrengende „Kopfarbeit"
zu verrichten hatte, dem ist ein
bisschen Bewegung sehr zu
empfehlen.
Der Tag ist gekommen. Wann
stehe ich auf, welches Frühstück
empfiehlt sich, was gilt es zu
beachten und zu vermeiden?
Antretter:
Wenn der Test vor-
mittags stattfindet, sollte man
mindestens drei Stunden vorher
wach sein. Ein Spaziergang oder
leichtes Traben und Dehnen vor
dem Frühstück sind sinnvoll.
Zum Frühstück selbst bietet sich
ein Müsli oder ein Vollkorn-Bröt-
chen an. Das Frühstück sollte
ungefähr zwei Stunden vor dem
Test liegen, der Magen sollte
„
mittelvoll“ sein. Auf genügend
Flüssigkeitszufuhr (vorzugs-
weise Wasser oder verdünnte
Fruchtsäfte) sollte geachtet wer-
den. Alkoholkonsum am Vor-
abend ist weder hilfreich noch
sinnvoll.
Einige wenige Schiedsrichter
„
pushen“ sich vor Leistungsprü-
fungen mit abenteuerlichen Mix-
getränken wie „Red Bull mit
Aspirin“. Was ist davon zu hal-
ten?
Antretter:
Zunächst einmal: Von
jeder Form von Doping ist über-
haupt nichts zu halten. Von sol-
chen „Koffein-Bomben“ und
Blutverdünnern sollte man
ebenfalls die Finger lassen.
Nicht vergessen: Wer den Körper
in der Stress-Situation des Tests
mit unerwarteten Dingen kon-
frontiert, muss auch mit uner-
warteten Reaktionen des Kör-
pers rechnen.
Die Leistungsprüfung ist absol-
viert. Wie sieht eine angemessene
Nachbereitung aus?
Antretter:
Wenn der Test been-
det ist, sollte man zunächst ein-
mal ausreichend trinken. Auch
hier bietet sich Wasser oder
gegebenenfalls verdünnte
Fruchtschorle an. Da man vor
allem in der ersten halben Stunde
nach einer erschöpfenden Belas-
tung die Kohlenhydratspeicher
besonders gut wieder füllen
kann, sollte man auch eine Klei-
nigkeit essen, zum Beispiel eine
halbe Banane oder einen Müsli-
Riegel. Anschließend auslaufen
und ausdehnen.
Durchschnittstempo sie laufen
mussten, um die Mindestanforde-
rungen für ihre Leistungsklasse zu
erfüllen.
Seitdem der Cooper-Test beinahe
überall durch den Helsen-Test
ersetzt wurde, übernehmen Hüt-
chen und akustische Signale die
Erinnerungsfunktion. Die Spickzet-
tel sind verschwunden.
Für Heinz-Dieter Antretter waren
diese Szenen sowieso stets ein
Grund zum Kopfschütteln: „Noch-
mal, die Leistungsprüfungen sind
Mindestanforderungen. Wer den
Test auf der letzten Rille besteht
und im Ziel vollkommen erschöpft
ins Gras fällt, der ist eigentlich
nicht ausreichend fit.“
Seine Kollegin Christel Arbini, die
ebenfalls seit beinahe 20 Jahren
Leistungsprüfungen von Schieds-
richtern begleitet, pflichtet ihm
bei: „Insbesondere als junger
Schiedsrichter sollte diese Abfrage
der körperlichen Fitness kein Pro-
blem sein. Wer hier Schwierigkei-
ten hat, wird höchstwahrschein-
lich auch in seinen Spielleitungen
konditionelle Probleme bekom-
men.“
Apropos Spielleitung. Mit der
Umstellung vom Cooper- auf den
Helsen-Test haben sich die Leis-
tungsprüfungen den Anforderun-
gen eines Spiels deutlich angenä-
hert.
Christel Arbini weiß: „Die Spiellei-
tung eines Schiedsrichters hat
viele Gemeinsamkeiten mit einem
Intervall-Training. Man hat relative
Ruhephasen – zum Beispiel, wenn
das Spielgeschehen gerade vor
Der Tag der Leistungsprüfung
sich hinplätschert – aber auch
Phasen, in denen man kurz nach-
einander ans Maximum gehen
muss.“
Ein Ausdauertest würde zwar auch
eine Aussage über die grundsätzli-
che Fitness eines Schiedsrichters
geben, der Helsen-Test sei in Bezug