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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 4
Wenn die Saison zu Ende und die Meisterschaft entschieden ist, steht für viele Schiedsrichter einer
der wichtigsten Termine meist erst bevor: die Leistungsprüfung. Wie man sich auf diesen Tag opti-
mal vorbereitet, erläutert SRZ-Mitarbeiter Tobias Altehenger im vierten und letzten Teil unserer
Serie „Fit werden – fit bleiben“.
Teil 4
Fit werden – fit bleiben
Serie
I
n den letzten Ausgaben haben
wir unseren Beispiel-Schiedsrich-
ter durch seine Spielleitungen und
seine exemplarische Trainingswo-
che begleitet. Nun neigt sich die
Saison dem Ende entgegen.
Für unseren Schiedsrichter ist sie
gut gelaufen. Topfit und optimal
vorbereitet ist er die Spiele ange-
gangen, hat die richtigen Entschei-
dungen getroffen und auch das
notwendige Quäntchen Glück
gehabt. Ein Aufstieg in die nächst-
höhere Liga ist im Bereich des
Möglichen.
Vorher gilt es aber für ihn wie für
alle seine Konkurrenten, neben
den erzielten Beobachtungsergeb-
nissen auch die formalen Kriterien
für einen Aufstieg zu erfüllen: Die
Leistungsprüfung steht an.
Für viele Schiedsrichter ist dieser
Termin eine absolute Horrorvor-
stellung. Allein schon der Anblick
der Laufbahn beim morgendlichen
Ankommen in einer Sportschule –
heiße sie Kaiserau, Grünberg, Hen-
nef, Oberhaching oder Barsinghau-
sen – verursacht bei manchem ein
flaues Gefühl im Magen.
Die Vorstellung, den Lauftest mög-
licherweise nicht zu bestehen und
damit alle Chancen auf eine Beför-
derung zu verspielen, kann enorm
aufreibend sein und an den Nerven
zehren.
Heinz-Dieter Antretter kennt das.
Der Fitness-Trainer der DFB-
Schiedsrichter hat in den vergan-
genen 20 Jahren unzählige Leis-
tungsprüfungen gesehen und
begleitet. Er weiß: „Natürlich rea-
giert jeder Mensch unterschiedlich
auf Prüfungs-Situationen, sei es
physisch oder psychisch.“
Der Helsen-Test besteht aus zwei
Teilen: Normalerweise werden
nach ausreichendem Aufwärmen
zunächst sechs 40-Meter-Sprints
absolviert. Diese Sprints werden
mit fliegendem Start durchge-
führt und müssen jeweils in einer
Zeit von maximal 6,2 Sekunden
pro Versuch gelaufen werden.
Überschreitet ein Schiedsrichter
bei einem der sechs Versuche die
geforderte Zeit, darf er unmittel-
bar nach dem sechsten Sprint
einen weiteren Versuch starten.
Bei zwei Fehlversuchen gilt der
Test allerdings als nicht bestan-
den.
Anschließend werden traditionell
zehn Intervallrunden auf einer
400-
Meter-Laufbahn absolviert.
Hier laufen die Schiedsrichter
zunächst 150 Meter unter 30
Sekunden und haben danach
35
Sekunden Zeit, sich auf einer
Gehstrecke von 50 Metern zu
erholen.
Nach einer weiteren Sprint- und
Erholungsphase ist eine komplette
Runde absolviert. Bleibt ein Läu-
fer zweimal über der zulässigen
Zeit, scheidet er aus und der Test
gilt als nicht bestanden.
Die Zeitanforderungen sind in
den Landesverbänden sowie im
Frauen-Bereich normalerweise
abgestuft, wohingegen FIFA-Assis-
tenten die Sprints in 6,0 Sekun-
den absolvieren müssen und Per-
spektivkader gelegentlich auch
zwölf oder mehr Runden laufen.
Näher an der Praxis
Dennoch: „Dass die Schiedsrichter
den Leistungstest als Horrorvor-
stellung bewerten, stimmt nicht
grundsätzlich. Bei wem das so ist,
liegt das zu großen Teilen daran,
dass er oder sie sich nicht konse-
quent genug auf diese Tests vorbe-
reitet hat.“
In der Sommerpause wechseln die Schiedsrichter vom Rasen auf die Laufbahn: Die Leistungsprü-
fung in den Verbänden steht unmittelbar bevor.
Bei den Schiedsrichtern der
Bundesligen, für deren Fitness
Heinz-Dieter Antretter bereits seit
1996
verantwortlich zeichnet, ist
Der Helsen-Test