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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 4
Die erfahrene Physiotherapeutin,
die in ihrer Laufbahn die Fühler
auch immer wieder in die Bereiche
alternativer Behandlungsmetho-
den ausgestreckt hat, legt beim
Training besonderen Wert auf
einen ganzheitlichen Ansatz, in
dem Körper und Geist im Einklang
stehen. Trotzdem sieht sie Yoga zu
Unrecht in die Spiritualitäts-Ecke
gestellt.
Vor der Einheit habe ich mit allen
Gruppen erst einmal eine theoreti-
sche Einführung ins Thema
gemacht. Yoga ist nichts Mysti-
sches, sondern eine Kombination
aus Aktivität und Dehnung und
ermöglicht beispielsweise die
Kontraktion eines Muskels, ohne
dass er verkürzt wird. Außerdem
können die Schiedsrichter bei dem
intensiven Lehrgangsprogramm in
den 90 Minuten auch mal ein biss-
chen runterfahren.“
Und das tun sie. Als die Yoga-Ein-
heit beginnt, und die Schiedsrich-
ter sich 90 Minuten der etwas
anderen Art gegenübersehen, ist
fotografieren für uns tabu. Alles,
was die Schiedsrichter und Assis-
tenten in dieser Zeit stören könn-
te, wird ausgeblendet.
Für die Allermeisten hier ist die
Einheit eine völlig neue Erfahrung.
Trotzdem dürfte die Mehrzahl der
Übungen den Teilnehmern eigent-
lich nicht komplett fremd sein.
Christel Arbini: „Vieles von dem,
was auch im Yoga gemacht wird,
ist – zumindest in ähnlicher Form –
aus den Stabilisations- und Mobili-
sations-Einheiten bekannt. Aus
diesem Grund müsste zum Beispiel
Felix auch schon vor Beginn der
eigentlichen Stunde ein paar
Übungen beherrschen.“ Und tat-
sächlich: Bei der kleinen Vorfüh-
rung für die Schiedsrichter-Zeitung
stellt sich Felix Zwayer auf der
Matte auch ohne yoga-spezifische
Vorkenntnisse ziemlich geschickt
an. Christel Arbini ist zufrieden.
Dann werden die Türen geschlos-
sen, und es geht los.
Natürlich erwartet die Physiothe-
rapeutin nicht, dass nach dem
Lehrgang jeder Schiedsrichter
mehrmals die Woche Yoga machen
wird. Trotzdem, so sagt sie, seien
Die kritische Aufarbeitung der Hinrunde war das Ziel der
Unparteiischen in den Theorie-Einheiten.
Das Trainingslager auf Mallorca
war in vielerlei Hinsicht von
hoher Intensität geprägt. Was
waren die Gründe, das Pro-
gramm in dieser Form zu gestal-
ten?
Herbert Fandel:
Es bringt ein-
fach nichts, sich an einem Nach-
mittag die entscheidenden Sze-
nen der Hinrunde anzusehen
und dann zu sagen, das war
falsch und das war richtig. Die
Fehler, die gemacht worden sind,
können nur dann abgestellt wer-
den, wenn wir analysieren,
warum in einzelnen Szenen
falsch oder richtig entschieden
wurde. Dafür braucht man ganz
einfach eine hohe Intensität im
Lehrgangsprogramm – und man
braucht Zeit. Diese Zeit haben wir
uns genommen, und ich bin sicher,
dass sich das auszahlen wird.
Vor dem Trainingslager haben Sie
gesagt, dass die Kommission ins-
gesamt nicht zufrieden mit der
Hinrunde sein konnte. Wurden die
entscheidenden Fehler analysiert?
Fandel:
Ja. Ich bin aber auch kein
Freund davon, bis in alle Ewigkeit
auf den nicht korrekt aufgelösten
Szenen der Hinserie herumzurei-
ten. Richtig ist, dass es Fehler
gegeben hat. Diese haben wir in
unserem Trainingslager aufgear-
beitet. Aus diesem Grund ist es
jetzt auch an der Zeit, einen Haken
dahinter zu machen und uns auf
die starke Qualität unserer
Schiedsrichter zu verlassen, die
wir – da bin ich mir sicher – in
der Rückrunde auch noch deut-
licher sehen werden.
Waren Sie von der Gruppen-
dynamik überrascht?
Fandel:
Nein, aber ich war
sehr angetan davon. Obwohl
es sicher nicht einfach ist, über
eine doch verhältnismäßig
lange Zeit in so einer Gruppe
zusammenzuarbeiten und zu
leben, hatten wir hier ein fantas-
tisches Arbeitsklima, keine Kon-
flikte, sondern konnten
ganz im Gegenteil in vielen
Einzelgesprächen deutlich
intensiver auf unsere Schieds-
richter eingehen.
Wir haben uns
Zeit genommen“
Schiedsrichter-Chef Herbert
Fandel ist weiter von der
starken Qualität der Unpar-
teiischen überzeugt.
Drei Fragen an Herbert Fandel
Gute Laune bei Felix Brych:
Während des Trainingslagers
wurde seine WM-Nominierung
bekannt.
die Übungen auch für den persön-
lichen Hausgebrauch zu empfehlen.
Bei den Schiedsrichtern stößt der
Blick über den Tellerrand auf ein
überwiegend positives Echo. „Yoga
ist ja jetzt nicht gerade das, auf
das man bei der eigenen Trainings-
gestaltung als erstes kommen
würde“, sagt etwa Bundesliga-
Assistent Marcel Pelgrim. „Die
Stunde hier hat aber gutgetan
und mit Sicherheit dazu beigetra-
gen, dass man mögliche falsche
Vorstellungen ablegt.“
Auch für Referee Markus Schmidt
war es in jedem Fall „anders als