6
S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 4
Titelthema
Für Heinz-Dieter Antretter sind sol-
che Worte natürlich Wasser auf die
Mühlen der Arbeit des Fitness-
Teams. „Wir haben das Sportpro-
gramm ja nicht so intensiv gestal-
tet, um die Leute zu ärgern, son-
dern weil der Körper das einfach
braucht“, sagt der Diplom-Sport-
lehrer und ergänzt: „Das seitens
der Kommission an uns herange-
tragene Ziel war es, die Schieds-
richter für die Rückrunde optimal
vorzubereiten. Dafür reicht eine
Sporteinheit am Tag einfach nicht
aus.“
Bevor es sportlich weitergeht,
steht für die Schiedsrichter nach
Dusche und Frühstück erst einmal
Gruppenarbeit an. „Bewertung
von Spielvorgängen der Regel 12“
ist heute Vormittag das Thema.
Anhand von Spielszenen arbeiten
die Referees an der Erweiterung
eines Kriterien-Katalogs, um Zwei-
kämpfe künftig noch einheitlicher
bewerten zu können. „Wenn bei-
spielsweise eine unnatürliche
Körperbeschleunigung eines ball-
führenden Spielers im Zweikampf
vorliegt, kann das ein verlässli-
ches Indiz dafür sein, dass an die-
ser Stelle ein Foulspiel vorliegt“,
erklärt Deniz Aytekin.
Der Franke ist in seiner sechsten
Bundesliga-Saison und gehört
damit inzwischen zu den erfahre-
neren Kollegen. Trotzdem sind die
behandelten Themen aus seiner
Sicht für alle Teilnehmer gleich
wichtig: „Die Zweikampfbewer-
tung ist generell ein zentrales Ele-
ment im Lehrgangsplan, genauso
wie es ja auch ein zentrales Ele-
ment des Regelwerks ist. Ich
denke, hier können sowohl die
jüngeren wie auch die älteren
Schiedsrichter von einer intensi-
ven Auseinandersetzung damit
profitieren.“ Nachdem die Ergeb-
nisse nacheinander in Gruppen-
präsentationen vorgestellt wor-
den sind, geht es zurück auf den
Sportplatz.
Vormittags steht an jedem Seminar-
tag Athletik- und Konditionstrai-
ning auf dem Programm. Am letz-
ten vollen Lehrgangstag, dem
Samstag, werden die Schiedsrich-
ter den Yoyo-Test laufen, einen
sogenannten Pendellauf-Test, der
die Ausdauer des Sportlers testen
soll.
Dafür dient das Athletik-Training
als Vorbereitung. Laufübungen auf
dem grünen Rasen, Kräftigung für
Beine und Oberkörper. Das Team
um Antretter und Arbini schont die
Schiedsrichter nicht. Immer mit
dabei: die Pulsuhren, die für die
DFB-Schiedsrichter und Assisten-
ten seit vielen Jahren zur Standard-
Ausrüstung gehören.
Beim Mittagessen hört man kleine
Frotzeleien. „Da hat der Stege-
mann die Pulsuhr im Flugzeug
angelassen. 2.000 Kilometer und
das Ganze bei Ruhepuls, das muss
man erst mal schaffen!“ Gelächter
am Tisch.
Die Stimmung ist gut. Für Deniz
Aytekin zwar keine Überraschung,
dennoch freut er sich darüber:
Natürlich ist es nicht ganz ein-
fach, mit einer so großen Gruppe
eine doch verhältnismäßig lange
Zeit zu verbringen. Trotzdem
haben wir sowohl ein sehr produk-
tives Arbeitsklima als auch eine
sehr gute Dynamik untereinander
entwickelt.“
***
In der Tat, die Schiedsrichter zie-
hen mit. Auch am Donnerstagnach-
mittag, als es abermals in die
Gruppenarbeit geht. Wieder ist die
Regel 12 das Thema, diesmal geht
es aber um übertriebenen Körper-
einsatz, Halten und Strafraumver-
gehen.
Die Pause zwischen beiden Einhei-
ten wird – wie könnte es anders
sein? – für Sport genutzt.
Wieder in Kleingruppen, immer mit
wechselndem Personal, stehen
diesmal Stabilisation, Dehnen und
Yoga auf dem Programm. Yoga?
Christel Arbini schmunzelt, als sie
darauf angesprochen wird. „So
haben einige Schiedsrichter beim
Blick auf den Lehrgangsplan
sicherlich auch geguckt. Uns ging
es aber gerade darum, einige der
Vorurteile zu entkräften, die man
gegenüber Yoga möglicherweise
haben mag.“
Eine neue Generation
Im Wintertrainingslager wurden auch die neuen Aktiven-Sprecher der
Bundesliga-Schiedsrichter gewählt. Dabei kommt es 2014 zu einem
Generationswechsel: Deniz Aytekin und Felix Brych übernehmen das
Zepter von Florian Meyer und Wolfgang Stark. Eine Premiere in die-
sem Jahr: Mit Guido Kleve und Mark Borsch wurden erstmals auch
zwei Kontaktpersonen für die Assistenten gewählt. Für Bundesliga-
Assistent Frederick Assmuth eine sinnvolle Maßnahme: „Die Anforde-
rungen an die Assistenten sind oftmals andere als die, denen sich die
Schiedsrichter stellen müssen. Insofern ist es eine gute Sache und
ein logischer Schritt, Ansprechpartner vom Fach zu haben, an die
man sich bei Schwierigkeiten wenden kann.“
Aytekin und Brych zu Aktiven-Sprechern gewählt
Räumlicher Abstand fördert
einen klaren Blick“, erklärte
Schiedsrichter-Manager Lutz
Michael Fröhlich.
Tägliches Athletik- und Konditionstraining war für die Schieds-
richter auf Mallorca ein Muss.