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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 4
Neben milden Temperaturen bot Mallorca im Januar auch eine
ansprechende Kulisse.
Stattdessen säumen Zitronenbäume
und friedlich weidende Schaf-
herden die engen, gewundenen
Straßen, über die sich der sperrige
Reisebus schwerfällig in Richtung
Hotel bewegt. Glücklicherweise
gibt es selten Gegenverkehr.
Nach der Ankunft im Hotel bleibt
wenig Zeit zum Ausruhen. Das Pro-
gramm beginnt sofort. Erster Punkt
der Tagesordnung: Auflockerungs-
Training. Die von der Beengtheit
der Boeing zusammengestauchten
Beine verlangen nach ihrem Recht.
Auch in diesem Jahr ist das der
Bereich von Heinz-Dieter Antretter
und Christel Arbini. Beide beglei-
ten die DFB-Schiedsrichter seit fast
20
Jahren und haben in dieser Zeit
nach und nach miterlebt, wie die
Anforderungen der Bundesliga
auch bei den Referees eine immer
größere Professionalisierung der
Trainingslehre erforderten.
Im Wintertrainingslager haben sie
sich Verstärkung an die Seite
geholt: Physiotherapeut Michael
Menn und Physiotherapeutin Sabine
Rohleder unterstützen die beiden
bei den Einheiten.
Als die Beine wenig später wieder
locker sind, gibt es die Begrüßung
durch den Chef: Herbert Fandel
heißt die Schiedsrichter willkom-
men. Der Vorsitzende der Schieds-
richter-Kommission stellt zunächst
das Lehrgangsprogramm vor. Auch
ihm ist klar, dass allen Beteiligten
eine hochintensive Woche bevor-
steht.
Dies war aber eine sehr bewusste
Entscheidung der Kommission,
denn auch der 49-Jährige war
zuletzt unzufrieden: „In der Hin-
runde haben wir neben vielen sehr
starken Schiedsrichter-Leistungen –
gerade in den Spitzenspielen –
auch eine hohe Anzahl von indivi-
duellen Einzelfehlern gesehen. Wir
wollen das nicht schönreden, son-
dern werden, wie es die Mann-
schaften auch machen, die Vorbe-
reitung dazu nutzen, um diese Sze-
nen aufzuarbeiten.“
In seiner anschließenden Halbzeit-
bilanz bekommen die Schiedsrich-
ter einen ersten Eindruck darüber,
welche Themen in der Trainings-
woche im Mittelpunkt stehen
werden. Nach dem ersten Abend-
essen im „Ses bovedes“ folgt noch
ein Medical Screening für die Refe-
rees, bevor es recht früh ins Bett
geht. Die nächsten Tage werden
lang.
***
Zwei Tage später. Der Mittwoch war
der erste volle Lehrgangstag, Pro-
gramm von 7.45 Uhr bis 20.45 Uhr.
Nun ist es Donnerstagmorgen,
abermals Viertel vor acht. Fitness-
Trainer Antretter bittet zum mitt-
lerweile dritten Dauerlauf. Die
Schiedsrichter sind pünktlich, auf
Verspätungen, das wissen sie alle,
reagiert Antretter allergisch. Dann
geht es los.
Ein regenerativer Lauf über einen
extra angelegten Rundweg auf
der weitläufigen Hotelanlage,
Aktivierung der Muskulatur, gut
für die morgens stets müden
Beine.
Auch wenn es den Wenigsten Spaß
macht, so früh aufzustehen: Die
Schiedsrichter sind professionell
genug, die Notwendigkeit des
Frühsports anzuerkennen.
Markus Wingenbach zum Beispiel
weiß trotz morgendlicher Müdigkeit
um den positiven Effekt der Bewe-
gung: „Wenn man sich erst einmal
dazu überwunden hat, das Bett zu
verlassen, macht sich das Training
schon bezahlt“, meint der 35-Jähri-
ge. „Die Beine fühlen sich nach der
intensiven Belastung des Vortags
insgesamt einfach besser an.“
Fernab von jedem Trubel
Das Hotel Hilton Sa Torre Mallorca liegt in Llucmajor, 20 Autominuten
vom Flughafen Palma entfernt. Auf der weitläufigen Anlage, die einen
beeindruckenden Turm aus dem 14. Jahrhundert umschließt, hatten
die DFB-Schiedsrichter alle Möglichkeiten, unter optimalen Bedingun-
gen zu arbeiten. Meeting-Räume und Sportanlagen boten einen per-
fekten Rahmen für die Durchführung des abwechslungsreichen wie
intensiven Programms. Extra für die Schiedsrichter wurde auf der
großen Anlage ein Rundweg angelegt, der beim morgendlichen Dau-
erlauf absolviert wurde. Die ruhige Lage des Hotels sorgte insgesamt
für die Möglichkeit, konzentriert und ungestört arbeiten zu können.
Das Hotel auf Mallorca
Das Hotel Hilton Sa Torre ist im Januar normalerweise leer
und nahm den Betrieb eigens für die DFB-Schiedsrichter auf.