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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 4
Titelthema
Mallorca einmal anders
Mit dem Wintertrainingslager auf der spanischen Insel Mallorca macht die Elite-Kommission einen
weiteren Schritt zur Professionalisierung des Schiedsrichter-Wesens an der Spitze. Was im ersten
Moment beschaulich klingen mag, steht – ganz im Gegenteil – für eine Woche von höchster Inten-
sität, harter Arbeit und akribischer Analyse. Die Schiedsrichter haben die Weichen für die Rück-
runde gestellt. SRZ-Mitarbeiter Tobias Altehenger hat sie dabei beobachtet.
Aufgalopp zur Rückrunde: Die Bundesliga-Schiedsrichter machten sich fit für die zweite Saisonhälfte.
Fitness-Trainer Heinz-Dieter
Antretter überwachte die
Übungseinheiten.
W
enn man das Wort „Mallorca“
hört, sind die Assoziationen
in den meisten Fällen die gleichen.
Des Deutschen liebste Ferieninsel,
Ballermann, Sangria, Tom Ger-
hardt, Saisonabschlussfahrten
von Fußballmannschaften und so
weiter.
Aber die Insel kann mehr. Im Win-
ter, wenn es auch auf den Balearen
eher selten über 15 Grad warm
wird und es den Strandtouristen zu
kalt ist, bietet das ruhige Mittel-
meerklima optimale Trainingsbe-
dingungen für Leistungssportler.
Viele Radsportler nutzen die
wenig befahrenen Straßen der
Insel für ihr Wintertraining, auch
Triathleten kommen gerne auf die
Insel, die in früheren Zeiten ein
Königreich war.
In diesem Winter kam zum ersten
Mal eine weitere Gruppe von Leis-
tungssportlern zum Trainingslager
nach Mallorca: Die 22 Schiedsrich-
ter der Bundesliga, die 20 Schieds-
richter der 2. Bundesliga und die
28
spezialisierten Bundesliga-
Assistenten traten Mitte Januar,
knapp zwei Wochen vor Beginn der
Rückrunde, die Reise auf die Balea-
ren an.
Sechs Tage sollte das Trainingsla-
ger dauern, von der Ankunft am
Dienstag bis zur Rückreise am
Sonntag – sechs Tage mit einem
kompakten Programm, geprägt
von höchster Intensität.
Hatten die zurückliegenden Halb-
zeittagungen stets im winterlichen
Mainz und zudem in deutlich kür-
zerem Rahmen stattgefunden, war
der Flug über das Mittelmeer in
vielerlei Hinsicht eine echte Inno-
vation.
Kurz bevor es losging, hatte sich
Lutz Michael Fröhlich, Schiedsrich-
ter-Manager aus der Elite-Kommis-
sion, noch gleichermaßen ge-
spannt wie optimistisch gezeigt.
Manchmal ist ein bisschen räum-
licher Abstand ganz gut und för-
derlich für einen klaren Blick“, so
hatte Fröhlich im Interview deut-
lich gemacht und in Aussicht
gestellt: „Wir werden die Tage von
Mallorca dazu nutzen, um alle rele-
vanten Spielsituationen der Vor-
runde noch einmal akribisch, inten-
siv und lückenlos aufzuarbeiten.“
***
Aus allen Ecken der Republik sind
die DFB-Schiedsrichter und Assis-
tenten dafür nach Palma geflogen.
Aus München, Berlin, Hamburg
oder Köln kommen sie, aber auch
aus Wangen im Allgäu, Niederkas-
sel oder Röthenbach an der Peg-
nitz.
Nach der Landung am Aeropuerto
de Son San Juan geht es weiter
zur Hotelanlage in Llucmajor.
Der Weg dorthin lässt erahnen,
wie die Ferieninsel aussieht, wenn
man erst einmal die touristisch
annektierten Landstriche ver-
lässt.
Die typisch mallorquinischen
Windmühlen wecken Assoziationen
an Cervantes‘ Romanheld Don
Quijote. Fast fragt man sich,
wann der Hidalgo auf Rosinante
aus dem Dickicht gesprungen
kommt, um gegen die Windmühlen
zu kämpfen, jene Windmühlen, die
er für Riesen hält. Doch er kommt
nicht.