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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 4
Beim Schuss von Marco Reus steht Stürmer Lewandowski im
Abseits …
…
und springt dann in das Sichtfeld des Hoffenheimer Torwarts.
Als der Ball geköpft wird, steht der Augsburger Werner im
Abseits …
…
und beeinflusst dann beim Schuss seines Kollegen den Tor-
wart der Frankfurter.
ken Bein den Ball zu berühren.
Spätestens durch diese Aktion ver-
sperrt er den Blick des Hoffenhei-
mer Torwarts auf den Ball
(
Foto 2b)
.
Der fliegt ins Tor, aber die Fahne
von Assistent Mark Borsch und der
folgende Pfiff von Schiedsrichter
Felix Zwayer verhindern die Aner-
kennung des Treffers – zu Recht!
***
Eine durchaus ähnliche Situation
ergibt sich am
17.
Spieltag
beim
Spiel
Eintracht Frankfurt gegen
den FC Augsburg.
Sie hat aller-
dings einen unangenehmen Haken,
wie wir gleich sehen werden.
Als der Ball in den Frankfurter
Strafraum geflankt wird, entsteht
wie so oft eine Spielertraube. Der
Ball wird in Höhe des Strafstoß-
punkts geköpft und fliegt zur rech-
ten Torraumecke
(
Foto 3a)
.
Die
Augsburger Spieler Werner und
Bobadilla laufen zum Ball, Werner
allerdings aus einer Abseitsposi-
tion.
Bobadilla schießt den Ball ins Tor.
Werner, der unmittelbar daneben
steht, befindet sich in diesem
Moment eindeutig im Sichtfeld des
Frankfurter Torwarts
(
Foto 3b)
,
sodass die Einschätzung, aus einer
Abseitsposition heraus „einen Geg-
ner zu beeinflussen“ und damit
das Heben der Fahne durch den
Assistenten wie in der Szene zuvor
gerechtfertigt erscheint.
Wenn, ja wenn beim Kopfball kurz
davor aus der „Traube“ heraus ein
Augsburger den Ball gespielt hätte.
Aber der Assistent hat sich bei die-
sem Flutlichtspiel aus rund 40
Metern Entfernung verguckt:
Frankfurts Kapitän Pirmin Schweg-
ler hat den Ball geköpft, sodass
eine Abseitsstellung gar nicht
möglich war.
Das Gute in diesem Fall: Der
Schiedsrichter hatte aus seiner
sehr günstigen Position genau das
erkannt und seinen Assistenten
mittels des Headset angewiesen,
die Fahne wieder herunterzuneh-
men. Das ist für einen Assistenten
natürlich ein äußerst unangeneh-
mer Moment. Seine Devise muss
jetzt sein: Nicht blockieren lassen
von dem Gedanken an einen Feh-
ler!
Das falsche Fahnenzeichen führte
zu Protesten der Frankfurter, auch
der Trainer wies am Spielfeldrand
energisch darauf hin. Was Spieler
und Trainer in allen Spielklassen
immer wieder beachten müssen:
Wenn der Assistent die Fahne
hebt, ist das Spiel noch nicht
unterbrochen! Erst der Pfiff des
Schiedsrichters zeigt an, dass er
die Hilfe des Assistenten ange-
nommen hat.
Allerdings sollte der Schiedsrich-
ter in einer solchen Situation Pro-
teste nicht sanktionieren, wenn sie
sich in einem erträglichen Rahmen
bewegen. Denn den Grund dafür
hatte ja ein Mitglied seines Teams
geliefert.
***
An diesem
17.
Spieltag
ereignete
sich eine weitere Abseits-Szene, in
der ein Assistent eine wichtige
Rolle spielte.
Im Spiel
Eintracht Braunschweig
gegen 1899 Hoffenheim
fliegt eine
Flanke von rechts in den Hoffen-
heimer Strafraum, der Ball wird am
Torraumeck mit dem Kopf verlän-
gert. Der Braunschweiger Ademi
befindet sich in diesem Moment
knapp innerhalb des Torraums – im
Abseits?
Nein, denn ein Hoffenheimer steht
weit entfernt von Ademi in der
Nähe der Eckfahne als vorletzter
Abwehrspieler näher zur Toraus-
linie als der Braunschweiger
(
Foto
4
a)
.
Das ist deutlich zu erkennen:
Mit Hilfe der virtuellen Linie lässt
sich feststellen, dass Ademi knapp
drei Meter nicht im Abseits steht.
Dennoch hebt der Assistent die
Fahne, als Ademi, bedrängt von
Hoffenheims Nummer 2, den Ball
spielt
(
Foto 4b)
.
Der Braunschwei-
ger Oehrl spitzelt den Ball noch
über die Linie zur vermeintlichen
1:0-
Führung seiner Mannschaft.
Aber leider findet das Tor keine
Anerkennung.
Foto 2a
Foto 2b
Foto 3a
Foto 3b