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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 3
Panorama
Tolle EM-Bilanz:
Eröffnungsspiel und
Viertelfinale
Bibiana Steinhaus (Hannover) und
ihre Assistentin Marina Wozniak
(
Herne) zeigten bei der Frauen-
Europameisterschaft in Schweden
erneut überzeugende Leistungen
auf internationaler Ebene. So konn-
ten die beiden deutschen Referees
trotz persönlichem Ausscheiden
nach dem Viertelfinale zufrieden
die Reise zurück in die Heimat
antreten.
Die Europameisterschaft hätte für
die beiden DFB-Schiedsrichterinnen
schon nicht besser beginnen kön-
nen: Steinhaus und Wozniak wurden
von der UEFA für das Eröffnungs-
spiel am 10. Juli in Göteborg nomi-
niert. Im Stadion Gamla Ullevi, der
Spielstätte des schwedischen Top-
Clubs IFK Göteborg, leiteten sie das
Auftaktmatch zwischen den Gastge-
berinnen aus Schweden und Däne-
mark (1:1). Es folgte am zweiten
Spieltag der Gruppenphase England
gegen Russland (1:1).
An der Seite der Schwedin Jenny
Palmqvist kam Marina Wozniak am
dritten Spieltag bei dem entschei-
denden Spiel um Platz 2 der Gruppe C
zwischen Russland und Spanien (1:1)
ein weiteres Mal in der Vorrunde
zum Einsatz.
Gemeinsam bestritten Steinhaus
und Wozniak dann das Viertelfinale
zwischen Spanien und Norwegen.
Im Spiel um den Einzug ins Halbfi-
nale konnte sich Norwegen letztlich
deutlich mit 3:1 gegen die Spanie-
rinnen durchsetzen. Für die beiden
deutschen Unparteiischen sollte es
der letzte Einsatz in diesem Turnier
gewesen sein.
Warmmachen für eine erfolgreiche EM: Marina Wozniak, Bibiana
Steinhaus und Maria Luisa Gutierrez aus Spanien vor dem
Eröffnungsspiel.
Was des einen Freud, ist oftmals
des anderen Leid: Die deutsche
Nationalmannschaft setzte sich mit
1:0
im Viertelfinale gegen Italien
durch. Somit war für das deutsche
Schiedsrichterinnen-Team das Tur-
nier bereits vor dem Endspieltag
am 28. Juli beendet.
Die EM-Teilnahme war ein weiterer
Erfolg für Steinhaus und Wozniak,
die so gut wie bei jedem großen
Turnier in den vergangenen Jahren
gemeinsam im Einsatz waren: U 20-
Weltmeisterschaft in Chile (2008),
Europameisterschaft in Finnland
(2009),
U 20-Weltmeisterschaft in
Deutschland (2010) als „Generalpro-
be“ für die Weltmeisterschaft 2011
im eigenen Land, Olympische Spiele
in London (2012) – und letztlich die
Europameisterschaft in Schweden.
Hohe Haftstrafen nach
Tod des Linienrichters
Wegen der tödlichen Prügel-Attacke
auf den niederländischen Linien-
richter Richard Nieuwenhuizen
sind sechs junge Amateurfußballer
und ein Vater zu Haftstrafen von
einem bis zu sechs Jahren verur-
teilt worden.
Sie hatten dem am Boden liegen-
den Linienrichter nach einem Spiel
in Almere am 2. Dezember 2012
mehrfach gegen den Kopf getre-
ten. Der 41-Jährige erlag einen Tag
später seinen Verletzungen. Der
Fall hatte nicht nur die Niederlande
schwer erschüttert.
Wegen Beihilfe zum Totschlag
erhielten die fünf Fußballer zwi-
schen 15 und 17 Jahren die Höchst-
strafe von zwei Jahren Jugend-
Arrest, sechs Monate davon auf
Bewährung. Ein weiterer bekam
ein Jahr. Der 51-jährige ebenfalls in
die Attacke involvierte Vater muss
sechs Jahre ins Gefängnis. Das
Gericht folgte damit den Anträgen
der Staatsanwaltschaft.
„
Die sieben Angeklagten sind
schuldig, ihn gegen den Kopf und
Oberkörper geschlagen zu haben“,
begründete Richterin Anja van Hol-
ten das Urteil. „Sie traten ihn wie
einen Fußball.“
Xandra Nieuwenhuizen, die Witwe
des Opfers, reagierte erleichtert:
„
Das ist das maximal Mögliche.
Aber eigentlich reicht keine Strafe
aus.“ Besonders respektlos emp-
fand sie die Tatsache, dass sich
nur drei Angeklagte überhaupt im
Gerichtssaal einfanden. Das
Schlimmste sei, dass „die Ange-
klagten keine Reue zeigten“.
Die Verteidiger kündigten Beru-
fung an, sie zweifeln an der Objek-
tivität der Zeugenaussage von
Nieuwenhuizens Sohn Maikel. Er
sei emotional zu sehr betroffen
gewesen. Dieser betonte abschlie-
ßend: „Ich hoffe, dass das Urteil ein
Statement gegen Gewalt auf den
Fußballfeldern darstellt, und dass
es jetzt mit der Gewalt auf den Fel-
dern aufhört.“
Der niederländische Fußballver-
band hat im Amateurbereich auf
die Tat reagiert: Ab dem 1. Juli 2013
gilt unter anderem eine Zeitstrafe.
Dann müssen die Spieler nach
einer Gelben Karte das Feld für
zehn Minuten verlassen.
Torlinien-Technik
besteht Praxis-Test
Die erstmals bei einem großen Tur-
nier eingesetzte Torlinien-Technik
hat beim Confed Cup offenbar
ohne Probleme funktioniert. Das
deutsche Tortechnik-Unternehmen
GoalControl ist damit einer der
Gewinner des Confed Cups. Auch