8
S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 3
Titelthema
Vor drei Jahren leitete die Unparteiische das Pokalfinale der
Frauen zwischen Duisburg und Jena. Ihre Assistentinnen
damals: Miriam Dietz (links) und Inka Müller.
Während der Frauen-WM 2011 war Riem Hussein die ZDF-Fach-
frau in Sachen Spielregeln und kniffliger Entscheidungen. Auf
dem Bild mit dabei: Silke Rottenberg (links) und Renate Lingor.
Auf die richtige Mischung kommt es an: Riem Hussein gelingt der Spagat zwischen ihrer Schiedsrichter-Karriere und ihrem
Beruf als Apothekerin.
Als einzige Schiedsrichterin im
Kreis Nordharz blieb sie nicht
lange unentdeckt und wurde fort-
an betreut. Über den Länderpokal
in Duisburg landete sie im Blickfeld
des DFB und wurde schließlich im
Jahr 2005 als Schiedsrichterin in
die 2. Frauen-Bundesliga eingeteilt.
„
Das war anfangs schon witzig. Da
habe ich alle wieder gesehen,
gegen die ich vorher noch gespielt
hatte“, schmunzelt die 33-Jährige
über ihre ersten Einsätze.
Ein Problem war das damals nicht,
etwas ungewohnt dagegen schon.
„
Es war ein anderes Gefühl auf
dem Platz, wenn man selbst ein Tor
schoss. Als Schiedsrichterin bin ich
nicht mehr so emotional am Spiel
beteiligt. Es ist eine andere Art,
den Fußball zu erleben.“
So fiel ihr der Abschied davon,
selbst Tore zu schießen, anfangs
so schwer, dass sie noch eine Zeit
lang weiterhin unterklassig die
Fußballschuhe zum Kicken schnürte.
„
Als ich als Schiedsrichterin auf-
stieg, hat dann doch die Vernunft
gesiegt – aber der fließende Über-
gang tat schon ganz gut“, sagt
sie.
Was die Unparteiische besonders
freut: Sie hat bewiesen, dass auch
Spielerinnen gute Schiedsrich-
terinnen sein können. „Als Spiele-
rin nah am Fußball gewesen zu
sein, war ein großer Vorteil.“
Bereut hat sie den Wechsel zu den
Schiedsrichterinnen nie.
Riem Hussein erklimmt inzwischen
auch auf der internationalen Kar-
riereleiter eine Stufe nach der
nächsten. So wurde sie in diesem
Jahr in die zweithöchste Kategorie
eingestuft – in die „Elite Develop-
ment Group“. Anfang des Jahres
war sie deshalb erstmals beim
Winterkursus für Europas Spitzen-
Schiedsrichter in Rom dabei.
Gemeinsam mit Referees wie
Howard Webb, dem WM-Endspiel-
Schiedsrichter von 2010, Übungen
und Aufgaben durchzuführen, das
war für Riem Hussein etwas Beson-
deres. „Es war eine echt tolle
Sache, diese Leute kennenzulernen
und mit ihnen zusammenzuarbei-
ten.“
Wie lange sie ihre erfolgreiche
Laufbahn noch fortsetzen will, da-
rüber macht sie sich noch keine
Gedanken: „Ich habe keine Zeitvor-
stellung. Solange es gesundheit-
lich und von der Leistung passt.
Ich denke, man muss schon positiv
verrückt und fit sein, um bis zum
Erreichen der Altersgrenze dabei
zu bleiben.“ Da hätte sie noch 14
Jahre vor sich...
Wie ein „alter Hase“ fühlt sich Hus-
sein jedenfalls noch lange nicht.
Schließlich gibt es für sie in ihrer
Schiedsrichter-Karriere noch Vie-
les zu erreichen. Die Aussichten
dafür stehen gut, denn Konstanz,
Bescheidenheit und familiärer
Rückhalt sind für die Apothekerin
mit Doktortitel das richtige Rezept.
■