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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 3
Titelthema
Beim Confederations Cup leitete das deutsche Schiedsrichter-
Trio das Spiel Mexiko gegen Japan.
Schiedsrichterin
mit Erfolgsrezept
Unter den weiblichen Unparteiischen ist Dr. Riem Hussein die „Schieds-
richterin des Jahres“. Dass die 33-jährige Apothekerin aus dem Harz stolz
auf sich und ihre Leistungen sein darf, zeigt der Beitrag von SRZ-Mitarbei-
ter David Hennig.
Besser konnte es eigentlich nicht
laufen“, sagt Riem Hussein. Damit
meint die Unparteiische aus dem
Süden Niedersachsens nicht die
vergangene Saison, sondern ihren
gesamten Werdegang als Schieds-
richterin.
Im Jahr 2001 hatte sie die Schieds-
richter-Prüfung abgelegt, spielte
bis 2005 zudem auch noch als
Stürmerin für den Zweitligisten
MTV Wolfenbüttel. Dann schaffte
sie als Schiedsrichterin den
Sprung auf die DFB-Liste.
Nach einer Saison in der 2. Frauen-
Bundesliga folgte der direkte Auf-
stieg in die Bundesliga, seit 2008
leitet sie auch Spiele der Herren-
Regionalliga. FIFA-Schiedsrichterin
ist sie seit 2009, pfiff 2012 sogar
das Halbfinale der U 19-Europameis-
terschaft zwischen Spanien und
Portugal in der Türkei.
Der Blick in die Schiedsrichter-Vita
zeigt: Innerhalb weniger Jahre hat
sich Riem Hussein aus Bad Harz-
burg in der Spitze etabliert. Und in
diesem Jahr kommt ein weiterer
Eintrag hinzu: der Titel der
Schiedsrichterin des Jahres“.
Sie gehört in der Frauen-Bundes-
liga seit Jahren zu den besten
Schiedsrichterinnen, das hat sie
auch vergangene Saison eindrucks-
voll bestätigt. Darüber hinaus
beeindruckt sie mit Konstanz auf
hohem Niveau bei ihren Spiellei-
tungen in den internationalen
Frauen-Wettbewerben“, begründet
Herbert Fandel die Auszeichnung
der 33-Jährigen durch die DFB-
Schiedsrichter-Kommission.
Worte, die bei jeder Schiedsrich-
terin runter gehen würden wie Öl.
Ich schätze die Meinung von Her-
bert sehr. Und ein solches Lob aus
seinem Mund zu hören, das ist
schon schön“, sagt Riem Hussein.
Dennoch klingt es beinahe so, als
ob ihr so großes Lob ein wenig
unangenehm wäre – und fügt
bescheiden hinzu: „Die Auszeich-
nung zeigt, dass meine erbrachte
Leistung nicht ganz so schlecht
gewesen sein kann.“
An die große Glocke hängen will
die promovierte Apothekerin ihren
Erfolg nicht, ein bisschen feiern
war aber trotzdem erlaubt. Am
Tag, als die Auszeichnung bekannt
wurde, kamen viele Kunden in die
Apotheke der Husseins, gratulier-
ten der bekannten Schiedsrich-
terin aus ihrem Ort und brachten
sogar kleine Geschenke vorbei.
Das beschauliche Bad Harzburg ist
mit seinen 22.000 Einwohnern
keine Großstadt, sondern ein Ort,
in dem man sich kennt. „Viele
Leute verfolgen, was ich mache,
fragen nach Spielen oder wo es am
Wochenende hin geht“, erzählt
Riem Hussein, die in der Apotheke
ihres Vaters schon eine kleine
Fangemeinde“ hat und beinahe
täglich auf ihr Hobby angespro-
chen wird.
Sie arbeitet gemeinsam mit zwei
ihrer insgesamt vier Geschwister –
ebenfalls zwei promovierte Apo-
theker. „Meine Geschwister reagie-
ren recht flexibel, sie ermöglichen
getroffen, also in einem Bereich, in
dem der Schiedsrichter oft auf die
Hilfe seines Teams angewiesen ist.
Deshalb kann ein Schiedsrichter
auch immer nur so gut sein wie
seine Assistenten.“
Die Auszeichnung zum „Schieds-
richter des Jahres“ sieht der
Münchener demnach als Team-
Auszeichnung. Stand in den ver-
gangenen Jahren noch Marco
Achmüller an Brychs Seite,
kommt, neben Mark Borsch, noch
Stefan Lupp hinzu, beide FIFA-
Assistenten. „Die menschliche
Harmonie untereinander stimmt.
Das ist auch ganz wichtig, wenn
man bedenkt, wie viele Wochen-
enden im Jahr man gemeinsam
unterwegs ist“, betont Felix
Brych.
Jedes einzelne Spiel so gut wie
möglich zu leiten, darin sieht er
die Aufgabe für sich und seine
Assistenten: „Als Schiedsrichter
darf man nie zu weit nach vorne
blicken. Es gibt zu viele Dinge, auf
die man keinen Einfluss hat, an die
man heute vielleicht sogar noch
gar nicht denkt.“
So ist auch der Bundesliga-Auftakt
zweieinhalb Wochen später für
Felix Brych gefühlt noch recht weit
weg. „Aufgrund der Abwesenheit
wegen des Confed-Cups und eines
anschließenden Urlaubs gibt es im
Büro derzeit viel zu erledigen“,
erzählt er. Die Sommerpause ist
zudem kurz wie nie. „Man wird
sehen, wie sich das zum Saison-
ende hin auswirken wird.“
Dass Felix Brych sein Bestmögli-
ches geben wird, auch in den kom-
menden Monaten an die erfolgrei-
che letzte Saison anzuknüpfen,
daran besteht jedenfalls kein Zweifel.
Und dass Deutschlands „Schieds-
richter des Jahres“ die Leitung der