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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 3
Titelthema
In der Saison-Vorbereitung leitete Deutschlands „Schiedsrichter des Jahres“ das Freundschafts-
spiel zwischen dem FC Bayern München und dem FC Barcelona.
Mit 100 Prozent ganz nach
Erstmals in seiner Karriere hat die DFB-Schiedsrichter-Kommission Dr. Felix Brych als „Schiedsrichter des
SRZ-Mitarbeiter David Bittner hat den Unparteiischen in seiner Heimatstadt München getroffen.
E
s ist ein Nachmittag im Juli,
als wir Felix Brych in einem
Münchener Hotel begegnen. Hier
wird sich der 37-Jährige in ein
paar Minuten mit seinen Assisten-
ten Mark Borsch und Stefan Lupp
treffen. Die drei Unparteiischen
werden am Abend das Duell zwi-
schen dem FC Bayern München
und dem FC Barcelona leiten.
Das Spiel ist eine Neuauflage des
Champions-League-Halbfinals der
vergangenen Saison, das drei
Monate zuvor an gleicher Stelle
stattfand. Und obwohl die Allianz-
Arena auch dieses Mal vollbesetzt
ist, und obwohl erneut Journalis-
ten aus der ganzen Welt vom
Spiel berichten werden, sind die
Vorzeichen heute Abend völlig
andere.
Das Aufeinandertreffen von zwei
der besten Vereinsmannschaften
der Welt ist dieses Mal nicht mehr
als ein Freundschaftsspiel. Sonst
wäre Felix Brych als Münchener
auch nicht zu diesem Spiel in sei-
ner Heimatstadt angesetzt wor-
den. Es geht darum, fit zu werden
für die neue Saison, konditionelle
Grundlagen zu schaffen, Bewe-
gungsabläufe zu automatisieren –
für die Spieler, aber eben auch für
die Schiedsrichter.
Bevor sich Bayerns Schiedsrichter-
Betreuer Adi Weber mit den Unpar-
teiischen auf den Weg in Richtung
Stadion macht, haben wir Zeit, mit
Felix Brych über seine Auszeich-
nung zum „Schiedsrichter des Jah-
res“ zu sprechen. „Ein schöner
Titel“, wie der Unparteiische selbst
sagt. „Es ist in meinen Augen
sogar eine ganz besondere Aner-
kennung, denn diese Auszeichnung
gilt nicht nur für die Leistung in
einem einzelnen Spiel, sondern
einer gesamten Saison.“
43
Einsätze konnte Felix Brych im
abgelaufenen Spieljahr verbuchen –
18
davon allein in der Bundesliga,
dazu wichtige Spiele wie die
Bundesliga-Relegation oder das
Achtelfinale in der Champions
League zwischen Real Madrid und
Manchester United. Im Sommer
war er zudem als einer von vier
europäischen Schiedsrichtern
beim Confederations Cup in Brasi-
lien im Einsatz.
Solche Einsätze zeigen: Felix Brych
hat den Sprung nicht nur in die
nationale, sondern auch in die
internationale Schiedsrichter-Elite
geschafft. „Das vergangene Jahr
lief schon super“, blickt der Mün-
chener gerne zurück. „Die vielen
sehr guten Ansetzungen der ver-
gangenen Monate waren eine Form
der Wertschätzung, über die ich
mich sehr gefreut habe.“
Bis Felix Brych im Spitzen-Bereich
ankam, war es allerdings ein lan-
ger Weg, dessen Anfänge inzwi-
schen 20 Jahre zurückliegen. Im
Alter von 17 Jahren legte er
damals die Schiedsrichter-Prüfung
ab, von da an ging es stetig nach
oben.
Heute ist Felix Brych fast am Gipfel
seiner Karriere angekommen:
Zusammen mit Wolfgang Stark
zählt er zu den beiden deutschen
Schiedsrichtern, die zum Kandida-
tenkreis für die Fußball-Weltmeis-
terschaft im kommenden Jahr
gehören. Dass er 2014 gerne in
Brasilien dabei wäre, ist klar. Er
spricht es nicht offen aus, aber er
weist es natürlich auch nicht von