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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 3
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wenn ich mich natürlich wohl oder
übel durch den normalen Anwär-
ter-Lehrgang ,gequält’ habe.“ Aber
dieser könne den individuellen
Ansprüchen von 20 oder mehr
unterschiedlichen Teilnehmern
nicht gleichzeitig gerecht werden.
Er würde sich das E-Learning nicht
nur für Anwärter-Lehrgänge wün-
schen, sondern auch für die
monatlichen Lehrabende. „Zumin-
dest als Möglichkeit fände ich das
klasse – vielleicht ein elektroni-
scher Lehrabend zusätzlich zu den
herkömmlichen.“ Denn: „Ich habe
jetzt erst mal aufgehört zu pfeifen,
weil ich zu wenig Zeit dafür habe.
Und da spielen natürlich auch die
Lehrabende eine große Rolle. Die
sind eben Pflicht und bedeuten
zusätzlichen Aufwand innerhalb
der Woche, wenn Arbeit, Studium
oder Schule bei jungen Schieds-
richtern sowieso schon viel Raum
einnehmen.“
FVM-Lehrwart Michael Beitzel setzt
sich deshalb dafür ein, dass die
Online-Lehrgänge auch in den
Mittelrhein-Kreisen Einzug finden:
Die Vorteile dieser Art von Lehr-
arbeit sind bisher noch nicht in
alle Kreise vorgedrungen. Die
Akzeptanz steigt allerdings spür-
bar.“ Deshalb findet er: „Es ist
genau richtig, dass der DFB dafür
zentrale Grundlagen schafft.“ Die
Schiedsrichter-Kommission prä-
sentiert den Lehrwarten bundes-
weit derzeit gerade ein einheitli-
ches E-Learning-System, auf das
alle Zugriff haben sollen – Spiel-
szenen als Foto-Serien und Videos
inklusive.
Wolfgang Mierswa und Bernd
Domurat verantworten diese E-
Learning-Plattform für das „Kom-
petenzteam“ der DFB-Schiedsrich-
ter-Kommission. „Wir sind bemüht,
das Ganze möglichst aktuell zu
halten“, sagt Domurat. „Regelän-
derungen werden darin zeitnah
berücksichtigt und ständig neue
Fotos und Video-Sequenzen einge-
spielt.“
Das begrüßt auch der Fußballver-
band Niederrhein, ein weiterer
Vorreiter-Landesverband in
Sachen Online-Lehrgänge. Dort
wurde der erste verbandsweite
elektronische Anwärter-Lehrgang
Mit diesem Plakat warb der Fußballverband Niederrhein im
Jahr 2011 für seinen ersten verbandsweiten Online-Lehrgang.
Auch monatliche Pflichtbelehrungen sollten online angebo-
ten werden“, meint Severin Niessen.
Dank der Online-Software müssen die Teilnehmer kein speziel-
les Programm auf ihrem eigenen Computer installieren.
offensiv beworben – vor allem im
Internet, wo sich naturgemäß eine
E-Learning-affine Klientel anspre-
chen lässt. „Die Resonanz war her-
vorragend“, sagt Jörg Grotehus-
mann vom Verbands-Lehrstab.
Der FVN ließ ein eigenes Portal
entwickeln, das inzwischen mehr-
fach verwendet wurde: „Hierfür
wurde ein Schulungsportal der
Firma ,Cisco WebEx’ eingesetzt“,
sagt Grotehusmann. „Dabei han-
delt es sich um eine Browser-Appli-
kation, für die die Teilnehmer
keine gesonderte Software instal-
lieren mussten.“
Dadurch war der Einstieg auch für
diejenigen Anwärter zu meistern,
die keine PC-Experten sind. „Erfor-
derlich waren lediglich ein Inter-
netzugang und ein Telefonan-
schluss. Mit Hilfe des Internet-
Browsers und eines Telefons konnte
man an der Schulung teilnehmen.“
So wurden die „Tücken der Tech-
nik“ vermieden. „Ziel dieses neu-
artigen Lehrgangsmodells sollte
es schließlich sein, neue Wege zur
Schiedsrichter-Ausbildung zu
erschließen und den Zugang nicht
unnötig zu erschweren“, sagt
Grotehusmann.
Das ist gelungen: 27 motivierte
Kolleginnen und Kollegen bestan-
den den verbandsweiten FVN-Pilot-
Lehrgang in der Sportschule Duis-
burg-Wedau. Die Durchfaller-Quote:
null Komma null.