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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 3
Report
S
ascha Kothe und Severin Nies-
sen sind beide 20 Jahre alt –
und (eigentlich) beide gerne
Schiedsrichter. Nur: Der eine steigt
zur neuen Saison in die Bezirksliga
auf – der andere hat die Pfeife
gerade „zumindest vorerst“ an den
Nagel gehängt. Beide sind gute
Beispiele für die potenzielle Wirk-
samkeit für eine neue Form der
Schiedsrichter-Aus- und -Weiterbil-
dung: Online-Lehrgänge.
Denn beide starteten ihre Schieds-
richter-Karriere mit einem Anwär-
ter-Lehrgang im Jahr 2010. Sascha
pfeift für den TSV Berenbostel
(
Niedersachsen) und hat am
bundesweit ersten „Online-Anwär-
ter-Lehrgang“ teilgenommen.
Severin hat bis vor einigen Wochen
im Kreis Köln (Fußball-Verband
Mittelrhein) gepfiffen, wo das
System (noch) nicht angewandt
wurde.
Die Online-Lehrgänge sind natür-
lich nicht die einzige Erklärung für
die unterschiedliche Entwicklung
der beiden Jung-Schiedsrichter –
sie spielen dabei allerdings eine
erkennbare Rolle.
Aber von vorn. „Wir haben sehr
positive Erfahrungen mit den
Online-Lehrgängen gemacht“, sagt
Mitorganisator Michael Nitsche,
der das Pilotprojekt im NFV-Kreis
Hannover-Land als Lehrwart orga-
nisierte. „Die Leute planen die
Arbeit selbst. Dadurch haben wir
erhöhte Aufmerksamkeit und
weniger ‚Durchfaller’.“
Und das, obwohl er natürlich nicht
wie im „althergebrachten“ Ver-
einsheim als Veranstaltungsort
kontrollieren kann, ob die Schieds-
richter in spe wirklich aufpassen
oder nur so tun. Aber es funktio-
niere trotzdem, sagt Nitsche. „Viel-
leicht gerade, weil ihnen kein Auf-
passer im Nacken sitzt. Sondern
weil sie freiwillig lernen.“
Teilnehmer Sascha Kothe erklärt
das so: „Man nimmt sich bei so
einem Online-Lehrgang dann Zeit
zum Lernen, wenn man auch wirk-
lich Lust dazu hat – und nicht,
wenn man muss. Das führt dazu,
dass man dann auch wirklich moti-
viert ist. Und: Ich habe in meinem
eigenen Zimmer gelernt – statt in
einem stickigen Vereinsheim.
Außerdem gab’s keine Ablenkung
durch andere Lehrgangsteilneh-
mer neben mir.“
So wie in Hannover-Land funktio-
nierten bisher die meisten Online-
Lehrgänge. Das Konzept: „Am
ersten Tag wurde das System
erklärt“, bemerkt Kothe. Alles Wei-
tere wurde den Teilnehmern als
Hausaufgabe“ innerhalb des
elektronischen Portals mit auf den
Weg gegeben. „Zwischendurch
wurde noch ein Treffen angeboten –
aber nur für diejenigen, die noch
Fragen hatten. Und das dritte Tref-
fen war dann schon die Prüfung.“
Saschas Fazit ist durchweg positiv:
Ich finde es besser, so zu lernen.
Das System hat gut funktioniert –
und man hat einfach weniger Auf-
wand. Klar muss man dafür ein
bisschen Eigeninitiative zeigen.
Aber das muss ich ja auch, wenn
ich zu den normalen Lehrgängen
gehe. Ich war froh, dass ich die
Wahl hatte.“
Die hätte sich auch Severin
gewünscht. „Ich hätte sehr gerne
diese Möglichkeit gehabt – auch
Anwärter-Ausbildung am PC
Ein neuer Trend für Lehrer und Lernende in allen Lebenslagen heißt „E-Learning“, was soviel bedeu-
tet wie „elektronisches Lernen“. Und diese Entwicklung hält auch in die Schiedsrichter-Lehrarbeit
Einzug. SRZ-Mitarbeiter Bernd Peters hat mit Anwärtern und Lehrwarten gesprochen, die von ihren
Erfahrungen mit Online-Lehrgängen berichten.
Nachdem Sascha Kothe 2010 die Anwärter-Ausbildung am
Computer gemacht hat, pfeift er inzwischen in der Bezirksliga.