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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 3
ROLF SEEKAMP
Hertha BSC Berlin–
1.
FC Nürnberg 1:1
Linienrichter:
Elmar Schäfer (Buchholz),
Karl-Heinz Mailand (Bremen)
Geboren: 16. September 1921
Beruf: Versicherungskaufmann
Heimatort: Bremen
Verein: TSV Lesum-Burgdamm
DM-Endrundenspiele: 1
Bundesligaspiele:
26 (1963 – 1968)
Pokalfinale: 1962
1.
FC Nürnberg – Fortuna
Düsseldorf 2:1 n.V.
RUDOLF KREITLEIN
1.
FC Saarbrücken –
1.
FC Köln 0:2
Linienrichter:
Ernst Schmid (Stuttgart),
Fritz Seiler (Schmiden)
Geboren: 14. November 1919
Gestorben: 31. Juli 2012
Beruf: Schneidermeister
Heimatort: Stuttgart
Verein: Stuttgarter Kickers
DM-Endrundenspiele: 7
Bundesligaspiele:
66 (1963 – 1969)
Pokalfinale: 1963
Hamburger SV – Borussia
Dortmund (3:0)
FIFA: 1962 – 1967 (WM 1966)
Das Spiel im Weserstadion verlief
bis auf das schnelle Tor zum 0:1
unspektakulär, Werder gewann
letztlich 3:2.
Günter Linn: „Nach dem Spiel
waren wir zum Essen eingeladen.
Dabei war auch Herbert Lutz, der
Schiedsrichter aus Bremen, der
uns noch zu sich nach Hause ein-
lud.“ Bei Lutz, der 14 Tage später
sein erstes Bundesligaspiel leitete,
wurde dann die Berichterstattung
über den ersten Bundesliga-Spiel-
tag angeschaut. Die „ARD-Sport-
schau“ gab es noch nicht, aber das
Aktuelle Sportstudio“ hatte genau
wie die Bundesliga an diesem Tag
seine Premiere.
Die Karriere von Alfred Ott lief
indes weiter wie auf Schienen –
jedenfalls zunächst. Immer war er
in der Spitzengruppe der deut-
Sie leiteten die Spiele der
ersten Bundesliga-Saison
38
Schiedsrichter
für 241 Spiele
Rudolf Kreitlein
13
Alfred Ott
11
Gerhard Schulenburg 11
Günther Sparing
11
Edgar Deuschel
10
Kurt Tschenscher
10
Walter Zimmermann
10
Helmut Fritz
9
Kurt Handwerker
9
Herbert Lutz
8
Johannes Malka
8
Karl Niemeyer
8
Karl Riegg
8
Fritz Schörnich
8
Werner Treichel
8
Hans-Joachim Weyland 8
Günther Baumgärtel
7
Heinz Fischer
7
Oswald Fritz
7
Rudibert Jacobi
7
Horst Mathieu
6
Willi Thier
6
Gerhard Pooch
5
Ewald Regely
5
Werner Spiewak
5
Erwin Sturm
5
Josef Kandlbinder
4
Berthold Schmidt
4
Alfons Betz
3
Willi Gusenburger
3
Fritz Leidag
3
Rolf Seekamp
3
Max Spinnler
3
Alois Wieser
3
Erich Reil
2
Karl-Heinz Fork
1
Josef Hager
1
Josef Hoffmann
1
*
Das Spiel Hamburger SV –
Borussia Dortmund wurde
von Günther Sparing in der
61.
Minute wegen Nebels abge-
brochen. Das Wiederholungs-
spiel leitete Helmut Fritz.
schen Top-Schiedsrichter, abzule-
sen an der Anzahl der Spiele pro
Saison, für die ihn Degenhard Wolf
ansetzte. 34-jährig wurde er 1968
vom DFB für internationale Spiele
gemeldet.
Günter Linn: „Alfred war sehr ehr-
geizig und hatte, wie die meisten
von uns, vieles der Schiedsrichte-
rei geopfert und untergeordnet.“
Ott musste 1970 in der Sommer-
pause am Magen operiert werden,
hatte sich aber zum September
gesund gemeldet und vier Bundes-
ligaspiele gepfiffen, als im Novem-
ber der alljährliche DFB-Lehrgang
anstand. Er brachte ein Attest mit
zur Leistungsprüfung, auf dem ihm
sein Arzt bescheinigte, einer Dau-
erbelastung wie dem geforderten
6.000-
Meter-Lauf noch nicht
gewachsen zu sein.
Otts Argumentation, er könne
doch, wie geschehen, trotzdem
Bundesligaspiele leiten, weil diese
Art Belastung darin nicht vorkäme,
wollte Degenhard Wolf nicht fol-
gen. Der erzürnte Schiedsrichter-
Chef sagte Ott, dass er erst nach
Absolvierung der gesamten Leis-
tungsprüfung weitere Spiele
bekäme. Jetzt wurde Ott wütend,
ging schnurstracks in die Kabine,
holte seine Sachen und reiste ohne
Verabschiedung nach Hause. Seine
Karriere war beendet – mit 36 Jah-
ren.
Noch einmal Günter Linn: „Es war
wirklich schade um Alfred. Ich
habe ihm später als Obmann einige
Male angeboten, wenigstens als
Beobachter wieder mitzumachen.
Aber er wollte damit nichts mehr
zu tun haben.“
Dass Otts letztes, sein 80. Bundes-
ligaspiel, ausgerechnet Borussia
Dortmund gegen SV Werder Bre-
men hieß, die Umkehrung seines
ersten Spiels also, ist eine der klei-
nen Geschichten, die der Fußball
immer wieder schreibt.
***
Fast 15 Jahre älter als Alfred Ott
war
Rudolf Kreitlein,
als er 43-jäh-
rig das Bundesligaspiel 1. FC Saar-
brücken gegen den 1. FC Köln
anpfiff, 65 weitere sollten bis zum
Karriere-Ende folgen.
Geboren 1919 in Fürth, legte er 1937
seine Schiedsrichter-Prüfung ab.
Als Kriegsgefangener geriet er in
die USA und organisierte dort als-
bald Spiele zwischen den Lager-
Bundesliga-Auftakt im Olympiastadion: Hertha BSC Berlin
(
rechts Helmut Faeder) gegen den 1. FC Nürnberg (mit Ferdi-
nand Wenauer). Schiedsrichter Rolf Seekamp (Bremen) ist mit
seinen Linienrichtern Elmar Schäfer (links) und Karl-Heinz
Mailand bereit zur Seitenwahl.
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