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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 3
Analyse
der ein Stück weg vom Spielge-
schehen passierte, und zwar im
Spiel
Eintracht Frankfurt gegen
Fortuna Düsseldorf
.
Der Ball gelangt nach einer halb-
wegs geklärten Situation im
Frankfurter Strafraum zu einem
Düsseldorfer Spieler auf Rechts-
außen. Der Eintracht-Abwehrspie-
ler Zambrano läuft parallel zur
Grundlinie durch den Strafraum
Richtung Spielgeschehen, das
circa 15 Meter entfernt ist. Im Vor-
beilaufen tritt er den Düsseldor-
fer Malezas mit dem linken Fuß
von hinten um
(
Foto 6a)
.
Dieses Umtreten eines Gegners im
eigenen Strafraum während des
laufenden Spiels ist natürlich mit
einem Strafstoß und einem Feld-
verweis zu ahnden. Der Schieds-
richter hat hier zwar eine sehr
gute Position, orientiert sich aber
mit dem Blick zu Recht in Rich-
tung Ball. Zudem verstellt ihm ein
Frankfurter Spieler die freie Sicht
auf die Situation mit Zambrano
und Malezas
(
Foto 6b)
.
Sonst
hätte er möglicherweise an sei-
nem Blickfeldrand die Situation in
ihrer Bedeutung erkennen kön-
nen.
Auch vom Assistenten auf dieser
Seite kommt kein Hinweis, da er
ebenfalls konzentriert dem Spiel-
geschehen folgt, das im nächsten
Moment eine für ihn knifflige
Abseits-Situation hervorbringen
könnte. Und bedenken muss man
auch: In einer solchen Situation
eine solch unfaire und völlig sinn-
lose Situation wie diesen Tritt zu
erwarten, wird zwar immer wieder
vom Schiedsrichter-Team gefor-
dert („erwarte das Unerwartete“),
aber das Spielgeschehen ist hier
derart harmlos und „unverdäch-
tig“, dass diese Forderung wirk-
lich nur ganz schwer zu erfüllen
ist.
***
Auch, aber nicht nur um die Zu-
sammenarbeit im Schiedsrichter-
Team ging es bei einer schwierigen
Situation im Spiel
FC Schalke 04
gegen Bayer 04 Leverkusen
(29.
Spieltag)
.
Bei einem Eckstoß für Leverkusen
kommt es zu einem Zweikampf
zwischen Stefan Kießling und dem
Schalker Marica am Torraum.
Dabei prallen beide Spieler mit
den Köpfen zusammen
(
Foto 7a)
.
Marica bleibt am Torraum liegen.
Natürlich ist es bei Kopfverletzun-
gen immer die beste Lösung, das
Spiel möglichst schnell zu unter-
brechen. Der Schiedsrichter oder
aber auch der Schiedsrichter-
Assistent sollten noch einen
Moment mit den Augen bei der
Szene bleiben, um möglichst
schnell erfassen zu können, wie
schwerwiegend die Verletzung
sein könnte. Es ist allerdings auch
oft nicht leicht zu erkennen, ob
ein Zusammenstoß der Köpfe vor-
liegt, zumal der andere Beteiligte
(
Kießling) in diesem Fall weiterlief
und sich nicht einmal selbst den
Kopf hielt.
Der Ball wird ins Mittelfeld abge-
wehrt und dort von einem Lever-
kusener Spieler angenommen.
Im Nachhinein wäre dies für
den Schiedsrichter der beste
Moment gewesen, das Spiel zu
unterbrechen. Da er das nicht tut,
weil er offensichtlich dem Ball
folgt und den am Boden liegen-
den Marica nicht registriert,
muss eine energische Hilfestel-
lung vom Assistenten per Head-
set erfolgen.
Nun gab es ja auch mal Zeiten, in
denen in einer solchen Situation
nicht der Schiedsrichter eingrei-
fen musste, sondern die Spieler
sich nach dem ungeschriebenen
Gesetz der Fairness verhielten.
Leverkusen aber spielt weiter,
der Ball kommt zu Kadlec. Aus
seiner Position
(
Foto 7b)
muss
er sehen können, dass Marica
immer noch am Boden liegt.
Genauso wie Bender, zu dem er
den Ball spielt und der dann in
den Schalker Strafraum flankt
(
Foto 7c)
.
Beide hätten den
Ball problemlos ins Aus spielen
können.
Höchst bedauerlich, dass der
Fair-Play-Gedanke in einem sol-
chen Moment im Profifußball
nichts mehr gilt, sondern die
Für den Schiedsrichter kaum zu erkennen: Ein Frankfurter
verdeckt die „Tat“ seines Kollegen.
Ciprian Marica (vorn) und Stefan Kießling stoßen in der Luft
mit den Köpfen zusammen.
…
Lars Bender, der dann die Flanke in den Strafraum schlägt,
die zum 1:0 für die Leverkusener führt.
Während Marica noch am Boden liegt, spielt Michal Kadlec zu…
Foto 6b
Foto 7a
Foto 7b
Foto 7c