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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 3
Der berechtigte Strafstoßpfiff von
Günter Perl ließ nicht auf sich
warten, genauso wenig wie die
Proteste der Frankfurter beim
Schiedsrichter. Der wehrte sie sou-
verän ab und zeigte mit dem „aus-
gefahrenen“ Ellenbogen deutlich
an, weswegen er gepfiffen hatte
(
Foto 3c)
.
Dass man so eben nicht in einen
Schuss hineinspringen darf, müsste
sich doch nun wirklich bei allen
Spielern herumgesprochen haben.
Müsste…
***
Die andere Art von Handspiel,
nämlich das unabsichtliche Berüh-
ren des Balles, unterlief Mats Hum-
mels im Spiel
Fortuna Düsseldorf
gegen Borussia Dortmund
am
Spieltag danach. An der eigenen
Strafraumgrenze versucht der
Dortmunder, mit einer Grätsche
Stefan Reisinger zu stoppen. Das
misslingt, der Düsseldorfer spielt
Hummels den Ball durch die Beine
(
Foto 4a)
.
Hummels kommt nun
durch sein Tackling zu Fall und will
seinen Sturz mildern, indem er
sich mit der rechten Hand am
Boden abstützt. Genau dort befin-
det sich aber inzwischen der Ball,
den der Dortmunder deshalb
berührt
(
Foto 4b)
.
Hummels‘ gesamter Bewegungs-
ablauf ließ keinen Rückschluss auf
ein absichtliches Handspiel zu. Er
entsprach genau dem Verhalten
bei einer Grätsche im Fußball, war
also „natürlich“. Oder, wie es der
Sportschau“-Reporter formulier-
te: „Mit angelegten Armen kann
man ja nicht grätschen.“ Der Dort-
munder befand sich in einer Dre-
hung und war ohne Orientierung
zum Ball. Schiedsrichter Michael
Weiner ließ deshalb das Spiel zu
Recht weiterlaufen.
***
Im Spiel
VfB Stuttgart gegen
Greuther Fürth
landet der Ball
nach einem engen Zweikampf des
Abwehrspielers Antonio Rüdiger
mit Felix Klaus (Fürth) bei Stutt-
garts Torwart Ulreich, der ihn dann
abwirft. Die beiden Spieler befin-
den sich noch im Strafraum. Als der
Fürther an Rüdiger vorbeigelaufen
ist, tritt der Stuttgarter ihm von hin-
ten in die Beine
(
Fotos 5a und b)
.
Während das Spiel weiterläuft,
wird Schiedsrichter Guido Wink-
mann von seinem Assistenten
Norbert Grudzinski per Headset
über das Geschehen informiert.
Der Unparteiische unterbricht
das Spiel sofort und zeigt Rüdiger
ohne zu zögern die Rote Karte.
Dass der Tritt des Stuttgarters
nicht ungeahndet blieb, sondern
umgehend bestraft wurde, ist der
erstklassigen Zusammenarbeit
zwischen Schiedsrichter und Assis-
tent zu verdanken.
Während sich der Sünder wohl
dachte, jetzt schaut keiner mehr
zu mir, da kann ich meinem Gegen-
spieler mal eine „verpassen“,
hatte Norbert Grudzinski genau
damit gerechnet. Er verfolgte des-
halb nicht den Ball, sondern blieb
mit seinem Blick bei den beiden
Kontrahenten des gerade abgelau-
fenen Zweikampfs. Und lag damit
goldrichtig. Wann immer die Mög-
lichkeit dazu besteht – das Spielge-
schehen es also nicht erfordert –
sollte ein Assistent seine Augen
auch auf die Dinge richten, die hin-
ter dem Rücken des Schiedsrich-
ters geschehen.
Dieser Tritt gegen einen Gegner
im eigenen Strafraum hatte völlig
zu Recht einen Strafstoß und die
Rote Karte zur Folge.
Auch wenn man in unteren Klas-
sen kein Headset zur Verfügung
hat: Ein solcher Tritt darf nicht
ungeahndet bleiben. Wenn mög-
lich unterrichtet der Assistent
den „Chef“ über die Funkverbin-
dung am Arm („Piepser“), auf
jeden Fall aber hebt er die Fahne
(
das ist zusätzlich zum Headset
auch in den Profiligen ange-
bracht), um so schnell wie mög-
lich für eine Spielunterbrechung
zu sorgen und das üble Foul
bestrafen zu können.
***
Und noch einmal ging es an die-
sem
32.
Spieltag
um einen Tritt,
Beim Versuch sich abzustützen landet Hummels mit seiner
Hand auf dem Ball.
Während der Schiedsrichter zum Ball schaut, tritt rechts am
Bildrand Rüdiger zu.
Die Lupe lässt die unfaire Aktion des Stuttgarters noch deut-
licher werden.
Im Vorbeilaufen tritt Zambrano seinem Gegenspieler in die
Beine.
Foto 4b
Foto 5a
Foto 5b
Foto 6a