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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 3
diesem Amt wohler. Als Schieds-
richter war ich es gewohnt, dass
meine Entscheidungen auf dem
Platz unmittelbar umgesetzt wur-
den, als Schiedsrichter-Funktionär
musste ich lernen, dass Entschei-
dungs-Prozesse sehr lange dauern
können. Hierfür die Geduld aufzu-
bringen, fiel mir zu Beginn nicht
leicht. Man muss Menschen mit
Argumenten überzeugen, sie mit-
nehmen und Entscheidungen auf
ein möglichst breites Fundament
stellen. Inzwischen sind wir
wesentliche Schritte zur Verände-
rung des Schiedsrichter-Wesens
gegangen. Innerhalb der Schieds-
richter-Führung haben wir ein
exzellentes Arbeitsklima geschaf-
fen – mit einem engen Kontakt zu
unseren Unparteiischen, dies war
immer mein Ziel.
In Ihrer Zeit als aktiver Schieds-
richter haben Sie gelernt, mit Kri-
tik zu leben. Wie gehen Sie als
Vorsitzender der Schiedsrichter-
Kommission mit öffentlichen
Angriffen um?
Fandel:
Kritik ist für uns Schieds-
richter ein latentes Thema. Als
aktiver Schiedsrichter war ich –
etwas platt gesagt – selbst verant-
wortlich für den Mist, den ich ge-
pfiffen habe. In der Schiedsrichter-
Führung analysieren wir nun alle
kritischen Situationen, die an
einem Wochenende passieren. In
erster Linie müssen wir den Spit-
zen-Schiedsrichtern gerecht wer-
den, für die wir die Verantwortung
tragen. Andererseits haben wir
auch eine gewisse Verpflichtung
gegenüber dem Fußball, dazu zäh-
len auch die Transparenz und der
Umgang mit den Vereinen und den
Trainern. Es ist insgesamt eine Auf-
gabe, die ich mir in dieser Inten-
sität nicht so vorgestellt hatte.
Trotzdem muss ich sagen, es fängt
langsam an, mir Spaß zu machen.
Beim DFB-Bundestag im Oktober
ist eine Aufteilung des Schieds-
Sie stehen an der Spitze der Schiedsrichter-Führung: Hellmut Krug, Herbert Fandel und Lutz
Michael Fröhlich (von links).
Herbert Fandel im Gespräch mit den SRZ-Mitarbeitern David
Bittner und Bianca Riedl.
Wir müssen unserem Fußball in allen Ligen die bestmöglichen
Unparteiischen zur Verfügung stellen.“
richter-Wesens in Elite- und Ama-
teur-Bereich geplant. Warum ist
dieser Schritt notwendig?
Fandel:
Die Aufteilung ist notwen-
dig, um den Anforderungen des
Profifußballs in Deutschland
gerecht werden zu können. Wir als
Elite-Schiedsrichter-Führung müs-
sen uns auf unsere Spitzen-
Schiedsrichter fokussieren. Das ist
einer der wesentlichsten Schritte
auf dem Weg zur Professionalisie-
rung.
Was entgegnen Sie den Stimmen,
die behaupten, dass der Elite-
Bereich sich mit der Neustruktu-
rierung von der viel beschwore-
nen „Schiedsrichter-Familie“ in
Deutschland herauslöst und viel-
leicht sogar ein Stück weit distan-
ziert?
Fandel:
Das darf und wird nicht
passieren, weil wir eine enge Bin-
dung zu den Verbänden halten
müssen. Die Schnittstelle muss
dabei eine fundierte und fachge-
rechte Nachwuchs- und Talentför-
derung sein. Deutschland ist das
weltweit größte Schiedsrichter-
Land. Ein professionell organisier-
tes Schiedsrichter-Wesen mit
einer Elite-Schiedsrichter-Führung
und einer Schiedsrichter-Führung
für die Verbände muss sicherstel-
len, dass wir unserem Fußball in
allen Ligen bestmögliche Unpartei-
ische zur Verfügung stellen. Dass
dieser Weg notwendig ist, darüber
sind wir uns in der DFB-Schieds-
richter-Kommission einig.