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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 3
Lehrwesen
SpielentscheidungamStr
Wenn zwei Mannschaften zum Elfmeterschießen antreten, dann steht die Entscheidung eines Spiels un
muss das Schiedsrichter-Team hoch konzentriert sein. Worauf die Unparteiischen nun achten müssen, e
aktuellen DFB-Lehrbriefs Nr. 49 vor.
W
er heutzutage behauptet, die
Spielentscheidung durch Elf-
meterschießen wäre am Ende eine
reine Glückssache“, der braucht
seinen Blick nur einmal in die Ver-
gangenheit zu richten. Damals
entschied nämlich wirklich der
pure Zufall über den Ausgang
eines Spiels, und zwar in Form
eines Münzwurfs.
Dies geschah im Viertelfinale des
Europapokals der Landesmeister
im Jahr 1965: Damals musste der
1.
FC Köln erleben, wie er gegen
den FC Liverpool nach 0:0 und 2:2
im Entscheidungsspiel durch den
Wurf einer Münze aus dem Wett-
bewerb ausschied. Beim ersten
Münzwurf von Schiedsrichter
Schaut aus Belgien blieb die
Münze noch senkrecht im Morast
stecken, sodass ein zweiter Wurf
notwendig wurde, bei dem das
Glück auf Seiten der Engländer
war.
Vorgänge wie dieser veranlassten
den früheren deutschen Oberliga-
Schiedsrichter Karl Wald zu der
Feststellung: „Siege per Münz-
wurf, das waren keine Siege, das
war gar nichts! Dermaßen unge-
recht war das!“
Er schlug deshalb im Jahr 1970
auf dem Verbandstag des Bayeri-
schen Fußball-Verbandes (BFV)
vor, Fußballspiele, die selbst am
Ende der Verlängerung noch kei-
nen Sieger gefunden hatten,
durch ein Elfmeterschießen zu
entscheiden. So wurde dieser Weg
zur Ermittlung eines Siegers
zunächst in Bayern, dann vom
DFB und wenig später auch inter-
national übernommen.
Solch ein Elfmeterschießen
wird oft von hohen Emotionen
begleitet. Jetzt entscheidet sich
das Spiel innerhalb weniger
Momente im unmittelbaren Zwei-
kampf zwischen Schütze und
Torwart. Es ist deshalb unerläss-
lich, dass das Schiedsrichter-
Team an die Abläufe eines Elfme-
terschießens mit genauer Syste-
matik und der notwendigen Ruhe
herangeht.
Kommt es nach einer Verlänge-
rung zum Elfmeterschießen, so
bestimmt der Schiedsrichter
wenige Minuten nach dem Abpfiff,
auf welches Tor geschossen wird.
Dabei sollte er folgende Rahmen-
bedingungen in seine Entschei-
dung einbeziehen:
Beschaffenheit des Spielfelds
in den jeweiligen Strafräumen
Verhalten der Zuschauer hin-
ter den Toren (Sicherheits-
aspekte)
Lichtverhältnisse
Anschließend wirft der Schieds-
richter vor den Spielführern seine
Wählmarke, und der Gewinner die-
ser Wahl entscheidet, welche der
beiden Mannschaften das Elfme-
terschießen beginnen soll.
Teilnahmeberechtigt daran sind
alle Spieler, die sich am Ende der
Verlängerung „im Spiel befan-
den“. Konkret bedeutet das: Es
dürfen auch die Spieler am Elfme-
terschießen teilnehmen, die im
Moment des Schlusspfiffs wegen
einer Verletzung außerhalb des
Spielfelds behandelt wurden.
Einen besonderen Status nimmt
der Torwart ein. Wird er im Verlauf
des Elfmeterschießens verletzt
und kann nicht mehr weiterspie-
len, dann darf er ersetzt werden.
Voraussetzung hierfür ist jedoch,
dass „sein Team das ihm zustehende
Auswechselkontingent noch nicht
ausgeschöpft hat“.
Hat eine Mannschaft am Ende des
Spiels durch Verletzungen oder
Feldverweise weniger Spieler als
der Gegner, dann muss das nume-
Geht ein Spiel ins Elfmeterschießen, müssen die Unparteiischen kompetent und konzentriert an ihre