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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 3
Gespräch
Es fängt an, Spaß z
Zum Saisonende zieht Herbert Fandel in der Schiedsrichter-Zeitung eine Bilanz der vergangenen zwölf Mo
Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter-Kommission zudem über die fortschreitende Professionalisierung des
DFB-Bundestag im Oktober.
H
err Fandel, Sommerzeit ist
Zeugniszeit: Welche Schul-
note würden Sie den Bundesliga-
Schiedsrichtern für die Leistun-
gen in der vergangenen Saison
geben?
Herbert Fandel:
Vor einem Jahr
tendierte ich zu einer Drei, dieses
Mal eher zu einer Zwei. Es war in
der abgelaufenen Saison eine
deutliche Leistungs-Steigerung
bei den Schiedsrichtern erkenn-
bar. Die Elite-Schiedsrichter
haben sich daran gewöhnt, dass
wir sehr eng und intensiv mit
ihnen zusammenarbeiten, die
Spiele sehr genau analysieren
und entsprechend kritisch mit
den Dingen umgehen. Gerade
gegen Ende der Saison kann man
sagen, dass unsere Schiedsrich-
ter die Spiele exzellent geleitet
haben.
Wo und wie haben Sie den letzten
Bundesliga-Spieltag verfolgt?
Fandel:
Um einen Gesamtüber-
blick zu haben, war ich an den
letzten Spieltagen nicht mehr in
den Stadien, sondern habe die
Spiele im privaten und zurückge-
zogenen Rahmen vor dem Fern-
seher verfolgt. Dabei stand ich
stets in Kontakt zu meinen Kolle-
gen in der Schiedsrichter-Füh-
rung, zu Hellmut Krug, Lutz
Michael Fröhlich und Eugen
Strigel.
Dann haben Sie sicherlich auch
die Szene im Spiel Dortmund
gegen Hoffenheim gebannt mit-
verfolgt, in der Schiedsrichter
Jochen Drees in der Nachspiel-
zeit ein Tor zurückgenommen
und damit unmittelbar über
Abstieg oder Klassenerhalt ent-
schieden hat...
Fandel:
Ich kann nicht verhehlen,
dass ich mich gerade für Jochen
Drees, aber auch für unsere
Schiedsrichter insgesamt sehr
gefreut habe. Es ist dem Schieds-
richter-Team gelungen, in einer
extrem schwierigen Situation
ganz am Ende der Saison mit
Intelligenz, Ruhe und Übersicht
zu dieser richtigen Entscheidung
zu finden. Das zu Recht positive
öffentliche Echo hat uns Schieds-
richtern sehr gut getan und löst
auch bei mir eine innere Zufrie-
denheit aus.
Bezahlung hat ja stets auch
etwas mit Leistung zu tun – kön-
nen Sie demnach die weitere
Erhöhung des Grundbetrags für
Schiedsrichter mit gutem Gewis-
sen vertreten?
Fandel:
Die Erhöhung der finan-
ziellen Absicherung für unsere
Elite-Schiedsrichter ist nichts,
was von heute auf morgen
gekommen ist. Die grundsätzliche
Reform des Schiedsrichter-
Wesens in Deutschland haben wir
bereits vor drei Jahren eingelei-
tet. Jetzt, im Sommer 2013, sind
wir im letzten Drittel dieses Pro-
zesses angelangt. Nicht die bes-
sere Bezahlung, sondern die bes-
sere Absicherung der Schieds-
richter ist an dieser Reform das
Entscheidende. Darauf haben die
Schiedsrichter an der Spitze ein
Anrecht, denn sie sind ein
wesentlicher Teil des Profifuß-
balls.
Insgesamt wird jeder Spitzen-
Schiedsrichter in den kommen-
den Jahren ein sechsstelliges
Einkommen erzielen. Davon
könnte man auch ohne einen
zusätzlichen Job ganz gut aus-
kommen...
Fandel:
Ob und in welchem Maße
ein Spitzen-Schiedsrichter einen
Job neben dem Pfeifen ausüben
möchte, muss er selbst entschei-
den können. Wichtig ist hier Flexi-
bilität. Jeder muss frei sein,
selbst festzulegen, wie viel er
nebenbei noch arbeiten kann
oder will. Das gibt jedem Schieds-
richter die Stärke, voll für den
Fußball da zu sein und den
Ansprüchen gerecht werden zu
können.
Nachdem es in der Winterpause
ein Gespräch mit den Bundesliga-
Trainern gegeben hatte, scheint
die Kritik an den Schiedsrichtern
in der Rückrunde abgenommen
zu haben...
Fandel:
Ja, das sehe ich genauso.
Und das liegt auch daran, dass
die Leistungen in der Rückrunde
wirklich gut waren. Ich kann mich
nicht daran erinnern, eine so
gute Rückrunde bei den Schieds-
richtern erlebt zu haben. Es war
mit Sicherheit die beste, seitdem
wir die Führung unserer Schieds-
richter übernommen haben.
Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel geht zufrieden in die
Sommerpause.