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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 3
den später fing ich mich wieder
und erkannte die Brisanz der
Situation. Ich brach das Spiel ab
und informierte umgehend beide
Spielführer.“ Auch wenn es der
Gäste-Kapitän nicht wahrhaben
wollte, der „versuchte, mich mit
allen Mitteln zur Spielfortsetzung
zu überreden. Doch mein Ent-
schluss, das Spiel hier abzubre-
chen, stand fest.“ Es sollte Gott
sei Dank Gerd Lamatschs einziger
Spielabbruch wegen eines tät-
lichen Angriffs bleiben.
Dass man in den untersten Klassen
als Schiedsrichter meist allein
unterwegs ist, bedauert der Buch-
autor: „Der Schiedsrichter hat
schließlich keine Fans, die ihn
anfeuern oder unterstützen. Pfeift
er korrekt und gut, wird das als
normal angesehen. Kommt es aber
zu Fehlern oder auch nur ver-
meintlichen Fehlern, dann wird der
Schiedsrichter attackiert und kriti-
siert. Damit muss er klarkommen,
das ist eine Grundvoraussetzung.“
Doch bei dem Nürnberger Schieds-
richter überwiegen die positiven
Erfahrungen während seiner akti-
ven Zeit bei weitem. Und bei man-
chem Erlebnis muss er im Nach-
hinein sogar ein bisschen schmun-
zeln.
So schildert Gerd Lamatsch in sei-
nem Buch zum Beispiel die
Geschichte vom „Polizeiauto im
Mittelkreis“. Nach einem heftig
umkämpften Spiel forderte der
Platzordner den Unparteiischen
und seine Assistenten auf: „Blei-
ben Sie bitte mit Ihren beiden Kol-
legen in der Mitte des Spielfelds
im Mittelkreis, und verlassen Sie
auf keinen Fall den Platz. Wir
regeln den Rest!“
Daraufhin traute Gerd Lamatsch
seinen Augen nicht: „Ein großes
Polizeiauto kam mit Blaulicht auf
den Platz gefahren und hielt am
Anstoßpunkt direkt neben uns.
Vorne saßen zwei Polizisten, wir
stiegen auf der Rückbank ein. Die
Türen wurden verriegelt, und lang-
sam rollte der Wagen in Richtung
Kabine.“
Am Ende des Buchs gibt der
Schiedsrichter dann auch noch
den Vereinen einen wichtigen Tipp
mit auf den Weg: „Nur wenn die
Vereine geeignete Kandidaten zu
den Anwärter-Lehrgängen schicken,
werden die Mannschaften in der
Zukunft von guten und motivierten
Kollegen profitieren.“
■
Ein Appell an die
Vereine
„
Schiedsrichter aus Leiden-
schaft“ heißt das Buch, das der
heute bis auf DFB-Ebene beob-
achtende Schiedsrichter-Coach
Gerd Lamatsch aus Nürnberg
geschrieben und selbst verlegt
hat. Es wendet sich damit an
Vereine, die er bittet, Neulinge
durch übermäßige Kritik nicht
gleich wieder abzuschrecken.
Er will dem potenziellen
Schiedsrichter-Nachwuchs
eine Entscheidungshilfe geben,
ob Pfeifen für sie das richtige
Hobby ist. Doch in erster Linie
will er seine teils witzigen,
skurrilen, menschlichen Erleb-
nisse „für meine Familie,
Freunde und alle anderen an
Fußball Interessierten dauer-
haft festhalten“.
■
Bestellmöglichkeit: Im Inter-
net unter folgendem Link:
/
Gerd-Lamatsch/4451
.
Das 100-seitige Buch kostet als
Softcover 14,90 Euro und als
pdf-Datei 5,99 Euro.
Gerd Lamatsch bei seinem
Abschiedsspiel in der Bayern-
liga zwischen dem FC Bayern
Hof und dem FC Memmingen
im Mai 2004.
Schiedsrichter-Obmann Hans Rößlein (Kreis Nürnberg/Fran-
kenhöhe) gratulierte Gerd Lamatsch im Jahr 2009 zu seinem
50.
Geburtstag.
Hintergrund
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Eduard-Mörike-Straße 36, 52249 Eschweiler,
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