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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 3
f der Hand“
hat sich Steffen Lüdeke mit Thorsten Schriever,
en zwischen den Trainerbänken unterhalten.
Nicht nur als Vierter Offizieller
in der Bundesliga, sondern
auch als Schiedsrichter in der
2.
Bundesliga zählt Thorsten
Schriever inzwischen zu den
alten Hasen“ im deutschen
Profi-Fußball. Der 37-Jährige
steht seit dem Jahr 2000 auf
der DFB-Liste. Seit 2003 pfeift
er in der 2. Bundesliga und hat
dort seitdem mehr als 80 Ein-
sätze absolviert.
anders handeln würde. Ich habe
mittlerweile viel mehr Erfahrung,
weiß besser, wie man auf die ver-
schiedenen Charaktere eingeht
und Situationen löst. Allerdings ist
es heute wie damals: Der Schieds-
richter darf nicht angefasst wer-
den. Herr Reimann hat sich damals
persönlich entschuldigt, für mich
ist das längst abgehakt.
Auf der Trainertagung in Düssel-
dorf hat Herbert Fandel, der Vor-
sitzende der DFB-Schiedsrichter-
Kommission, gesagt, dass bei der
Ansetzung der Vierten Offiziellen
künftig noch mehr Wert auf Erfah-
rung gelegt wird. Halten Sie dies
ebenfalls für wichtig?
Schriever:
Ja. Schon, weil man mit
zunehmender Erfahrung besser
einschätzen kann, wie man wel-
chem Trainer und somit auch den
verschiedensten Charakteren und
Emotionen zu begegnen hat. Die
Lebenserfahrung spielt dabei eine
Rolle. Je besser die Vierten Offi-
ziellen die Trainer einschätzen
können, desto gezielter können sie
sich in ihrer Ansprache und ihrer
Gestik verhalten. Da geht es oft um
Kleinigkeiten. Manchmal sind es
nur Blicke oder wenige Worte, die
zur Deeskalation führen können.
Wie haben Sie Ihr Verhalten in der
Rolle als Vierter Offizieller im
Laufe der Zeit geändert?
Schriever:
Neben Erfahrung
gehört zu dem Job auch ein gut
organisiertes Umfeld. Wenn ich
heute die Bundesliga-Trainer sehe,
kann ich zu jedem eine relativ ver-
lässliche Einschätzung abgeben,
wie er sich in gewissen Situationen
wahrscheinlich verhalten wird. Zur
Vorbereitung als Vierter Offizieller
gehört es, sich zu überlegen, auf
welche Trainer man trifft und wie
man ihnen gegenüber in sinnvoller
Weise auftritt. In diesem Bereich
habe ich im Laufe der Jahre viel
gelernt. Neben der „Moderation“
an den Bänken ist es natürlich
auch wichtig, dem Schiedsrichter
auf dem Feld zu helfen, das Spiel-
geschehen konzentriert zu verfol-
gen und zudem Vorkommnisse, wie
zum Beispiel Tätlichkeiten abseits
des laufenden Spiels, zu melden.
Auf den Trainerstühlen der
Bundesliga gibt es eine nicht
geringe Fluktuation. Ärgert Sie
dies oder freuen Sie sich über
Neun Jahre ist das her: Nachdem Willi Reimann Thorsten
Schriever (rechts im Bild) geschubst hat, wird er von Schieds-
richter Hermann Albrecht auf die Tribüne geschickt.
Nach zehn Jahren zwischen den Trainerbänken ist Thorsten
Schriever nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen.
Thorsten Schriever aus
Dorum (Niedersachsen).
Zur Person
jedes neue Gesicht, weil damit eine
neue Herausforderung auch für die
Vierten Offiziellen wartet?
Schriever:
Altbekannte Gesichter
sehe ich ebenso gerne wie den
einen oder anderen Neuling, bei
denen der Vierte Offizielle in der
neuen Liga auch ein Stück weit
Orientierung geben kann. Der
respektvolle Umgang ist beiden
sicher.
Was bleibt für Sie persönlich von
zehn Jahren Vierter Offizieller?
Schriever:
Viel mehr als dieser
eine Moment mit Willi Reimann, der
leider Geschichte geschrieben hat.
Ich erinnere mich gerne an ganz
viele Augenblicke, Erfahrungen und
Erlebnisse, die ich als Vierter Offi-
zieller machen durfte. Ganz frisch
und in sehr guter Erinnerung aus
dieser Saison ist mir zum Beispiel
das Supercup-Spiel zwischen Bay-
ern und Dortmund in München, bei
dem ich dabei sein durfte. Aber
auch für uns Vierte Offizielle fängt
die Arbeit in jedem Spiel von vorne
an.