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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 3
Panorama
Viele junge Menschen kamen zu der Trauerfeier.
Ein Idealist
im Klappstuhl
Grundsätzlich gehört ja schon
eine Menge Begeisterung dazu,
sich an einem kalten und regne-
rischen Tag auf einen ganz nor-
malen Fußballplatz zu begeben.
Kein brauchbarer Sitzplatz weit
und breit, schon gar keine Tribüne,
die vor Wind, Regen und Kälte
schützt. Von VIP-Logen und
„
Business-Seats“ gar nicht zu
reden.
Der nach hinten abgesackten
Holzbank auf unserem Foto ist
wohl auch nicht zu trauen, und
so hat Schiedsrichter-Beobach-
ter Hartmut Heinen den eigens
mitgebrachten Klappstuhl am
Spielfeldrand aufgestellt. Darin
sitzt der ehemalige Zweitliga-
Schiedsrichter dick eingepackt
und mit einem Regencape
geschützt irgendwo im Nirgend-
wo und verfolgt ein Spiel der
Frauen-Regionalliga.
Heinen ist einer der wenigen
Menschen, die sich an diesem
Tag auf den Sportplatz im nieder-
sächsischen Hude – genauer
gesagt auf die Sportanlage der
SF Wüsting-Altmoorhausen –
„
verirrt“ haben. Wetter hin oder
her – der 66-Jährige ist gekom-
men, um einer jungen Unpartei-
ischen zur Seite zu stehen und ihr
mit einem akribisch ausgefüllten
Beobachtungsbogen zu helfen,
eine noch bessere Schiedsrichterin
zu werden. Auch als Vorsitzender
des Fußball-Kreises Oldenburg-
Land/Delmenhorst lässt sich Hart-
mut Heinen von dieser Basis-
arbeit nicht abhalten.
Bei aller Aufmerksamkeit für die
Profi-Ligen und unsere Top-
Schiedsrichter – ohne Idealisten
wie ihn und die Tausenden von
anderen ehrenamtlichen Helfern,
die Wochenende für Wochenende
im Einsatz sind, wäre der
Zustand unseres Fußballs und
des Schiedsrichter-Wesens
sicher genauso trostlos wie das
Wetter an diesem Tag in Hude.
30
Deutsche
auf der FIFA-Liste
Die Schiedsrichter-Kommission des
Fußball-Weltverbandes (FIFA) hat
bei der Festlegung der internatio-
nalen Schiedsrichter-Listen 2013
den 30 Vorschlägen des DFB für
die deutschen Unparteiischen
zugestimmt.
Neu zum Kreis der deutschen FIFA-
Schiedsrichter gehören Christian
Dingert (Lebecksmühle) und Tobias
Welz (Wiesbaden), die für die frei-
willig zurückgetretenen Knut Kir-
cher und Michael Weiner nachrück-
ten. Als weitere DFB-Unparteiische
gehören wie bisher folgende
Schiedsrichter der internationalen
Niederlande gedachten
Richard Nieuwenhuizen
Entsetzen, Fassungslosigkeit und
tiefe Trauer herrschten nach dem
Tod des niederländischen Linien-
richters Richard Nieuwenhuizen in
unserem Nachbarland. Der 41-Jährige
wurde nach einem Jugendspiel auf
dem Fußballplatz Opfer einer töd-
lichen Prügel-Attacke.
Eine knappe Woche nach dem
gewaltsamen Tod des Linienrich-
ters nahmen in Almere mehr als
12.000
Menschen am Schweige-
marsch zum Gedenken an Richard
Nieuwenhuizen teil. Viele Teilneh-
mer des Marsches trugen weiß-
blaue Trikots, die Farben seines
Heimatvereins SC Buitenboys,
sowie Fackeln, Lampen und Later-
nen. 4.200 rote Rosen wurden am
Ort des Angriffs niedergelegt. In
den niederländischen Spitzenligen
wurden Schweigeminuten einge-
legt, die Profis trugen Trauerflor.
In sämtlichen Amateurklassen
ruhte der Ball.
Unter der Fußball-Prominenz der
Niederlande hatte die Attacke für
Bestürzung und viele Diskussionen
gesorgt – nachhaltiges und ent-
schlossenes Handeln durch Politik
und Verbände wurde gefordert.
Nach der tödlichen Attacke sollen
nun auch die Verhaltensregeln im
niederländischen Profifußball ver-
schärft werden. „Wenn dort
Schiedsrichter von den Stars
beschimpft werden, ist es keine
Überraschung, wenn Jugendliche
dieses Verhalten nachahmen“,
sagte Sportministerin Edith Schip-
pers. Dies war auch der Tenor nach
einem Treffen der Vereinigungen
von Spielern, Trainern, Schiedsrich-
tern und Vertretern der Profiligen.
Der Niederländische Fußball-Ver-
band KNVB hat nach dem Tod des
Amateur-Linienrichters die Kam-
pagne „Ohne Respekt kein Fußball“
gestartet. Bis März 2013 soll ein
Aktionsplan für Respekt und gegen
Gewalt erarbeitet werden. „Der
heutige Verhaltenskodex für Spie-
ler und Offizielle muss strenger
befolgt werden“, sagte Gijs de
Jong, der als KNVB-Manager für
die Profiligen zuständig ist.