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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 3
Titelthema
Viele junge Schiedsrichter werfen nach kurzer Zeit wieder das Handtuch und beenden ihre Laufbahn
begibt sich auf Spurensuche.
Die ersten Jahre sind
E
nde November vergangenen
Jahres bietet Köln das typische
Bild, das man von einer deutschen
Großstadt an einem Sonntagmor-
gen erwartet: Kalt und windig ist
es, die Straßen menschenleer, und
Pfützen an den Bordsteinkanten
dienen als Zeugnis der verregne-
ten vorigen Tage.
Doch auch die Fußballplätze sind
leergefegt. Totensonntag, ein stil-
ler Feiertag, kein Spielbetrieb
heute. So liegt auch der Platz des
Vereins SuS Nippes 12 im Kölner
Norden ruhig, fast schon friedlich
da. Kreisliga C wird hier sonst
gespielt, und man kann sich gut
vorstellen, dass es auf der roten
Asche an anderen Sonntagen auch
schon mal zur Sache geht. Heute
aber sind keine Anfeuerungsrufe,
keine Anweisungen des Trainers,
keine Diskussionen und auch keine
Pfiffe des Schiedsrichters zu ver-
nehmen. Nur im Vereinsheim: Stim-
mengewirr.
Marco Feith bittet um Ruhe. Der
31-
Jährige ist der Jungschiedsrich-
ter-Beauftragte des Fußballkreises
Köln. Eine imposante Gestalt, groß
und schwer. Ein Mann, dem man
zuhört, wenn er spricht. 46 Köpfe
drehen sich sofort in seine Rich-
tung. Kein Wunder, die Teilnehmer
des Anwärter-Lehrgangs sind ner-
vös. Schließlich wird es nicht mehr
lange dauern, bis sie sich der Prü-
fung stellen werden, die darüber
entscheidet, ob sie nach drei
Tagen Ausbildung zum Schieds-
richter werden.
Die Allermeisten im Raum werden
Marco Feith nach ihrer Prüfung als
Ansprechpartner haben. Denn:
Viele der Interessierten, die auch
heute wieder nach Nippes gekom-
men sind, um sich ausbilden zu
lassen, sind jung, einige sogar sehr
jung. Ein Problem? „Natürlich freuen
wir uns, so viele junge Leute für
unser gemeinsames Hobby gewin-
nen zu können“, meint Feith. „Prob-
lematisch wird es nur bei der
Ansetzung: Viele spielen selber
noch und stehen deswegen selten
zur Verfügung. In den ersten Jah-
ren können wir diesen sehr jungen
Kameraden daher auch nur Spiele
in der E-Jugend geben.“
Außerdem ist bei den jüngeren
Schiedsrichtern die Fluktuation
sehr groß. Viele hören schnell wie-
der auf. Feith zeigt sich realistisch:
„
Obwohl wir in Köln pro Jahr ziem-
lich viele neue Schiedsrichter aus-
bilden, können wir wegen der vie-
len Aufhörer unsere Zahlen selten
steigern. Das stellt uns natürlich
vor enorme Probleme.“ Konkret:
Es ist vor allem im Jugendbereich
zu wenig Personal vorhanden.
Miho Katic, der Vorsitzende des
Kölner Kreis-Schiedsrichter-Aus-
Miho Katic, der Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses Köln, bei der „praktischen
Schulung“ seiner Anwärter.
Franz-Willi Schmitz betreut die Prüflinge.