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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 3
Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen.
Editorial
Inhalt
Liebe Leserinnen und Leser,
kurz war die Pause für die Schiedsrichter der
Profiligen. Kurz war auch die Zeit der Spielruhe,
um diese gewinnbringend zu nutzen und neue
Kraft für die bevorstehenden Aufgaben zu tan-
ken. Die Halbzeit-Tagung der Elite-Schiedsrich-
ter im Januar in Mainz war bereits der Start-
schuss für eine Rückrunde, in der die Unpartei-
ischen mit ihren Entscheidungen weiterhin im
Fokus der Medien stehen werden, ob sie dies
wollen oder nicht.
Ziel der regelmäßigen Zusammenkünfte ist ein
immer wiederkehrendes Training an einer ein-
heitlichen Regelauslegung. So wie ein Trainer
hunderte Flanken in den Strafraum schlagen
lässt mit dem Ziel, dass seine Angreifer mög-
lichst alle Bälle im Netz unterbringen, so arbei-
tet die DFB-Schiedsrichter-Führung ein ums
andere Mal an diesem Ziel der Einheitlichkeit.
Auch wenn Spiel- und Zweikampf-Situationen
nie ganz identisch sind, muss eine Linie erkenn-
bar sein. Wer den Gegenspieler mit dem Arm
oder dem Ellenbogen schlägt, muss vom Platz.
Aber sehr schnell beginnt in der Betrachtung
von Einzel-Situationen ein Grau- und Ermes-
sens-Bereich, in dem längst nicht mehr sofort
klar ist, ob es ein Schlag ist oder nicht.
Bereits der rücksichtslose Einsatz des Arms
oder des Ellenbogens reicht für einen Platzver-
weis aus. Gerne und häufig zu Recht verweisen
Spieler und Trainer auf den notwendigen und
natürlichen Einsatz der Arme beim Luftkampf.
Hier eine klare und akzeptierte Linie zu finden,
gehört mit zu den schwierigsten Momenten für
einen Schiedsrichter.
Dass es möglich ist, die Spielweise der Akteure
zum Positiven zu verändern, ist längst klar. So
verschwand die rücksichtslose Grätsche von
hinten in den Gegenspieler fast völlig aus dem
Fußball, weil die Schiedsrichter konsequent zur
Roten Karte griffen. Und auch die sogenannte
Offene Sohle“ dürfte bald der Vergangenheit
angehören, wenn unsere Elite-Schiedsrichter
weiterhin so konsequent und unnachgiebig vor-
gehen wie in der Vorrunde.
Härte und Konsequenz machen einen guten
Schiedsrichter ebenso aus wie die Fähigkeit zur
Kommunikation. Sie ist es, die einen Lösungs-
weg in festgefahrenen Situationen zeigen kann.
Sie ist die Brücke zu einem Spieler, der eine
Respekt steht
im Mittelpunkt
Herbert Fandel,
Vorsitzender
der DFB-
Schiedsrichter-
Kommission.
Spielleitung nicht akzeptieren will, und ebenso
zu einem Trainer, der die Entscheidungen eines
Schiedsrichters nicht versteht.
In der Winterpause haben wir den Dialog mit
unseren Trainern gesucht. Wenn ein Trainer auf
den Vierten Offiziellen wild gestikulierend
zuläuft und diesen anschreit, dann muss er
den Innenraum verlassen. Gerade im „Schau-
fenster“ Bundesliga müssen Verhaltensgrenzen
gezogen werden. Grenzen auf beiden Seiten.
Denn auch die Schiedsrichter sind im Umgang
mit Spielern und Trainern dazu verpflichtet,
sehr genau auf ihr Auftreten und ihre Außen-
wirkung zu achten. Im Mittelpunkt des Umgangs
mit allen am Spiel Beteiligten muss immer der
Respekt stehen.
Der Südwestdeutsche Fußballverband hat das
Jahr 2013 zum „Jahr des Schiedsrichters“
erklärt. Ein bemerkenswerter und positiver Ent-
schluss, der das Ziel verfolgt, Schiedsrichter
mit Vereinsvertretern, Trainern und Spielern ins
Gespräch zu bringen.
Dieses positive Signal soll dabei sicherlich auch
einem bedauerlichen Trend entgegenwirken.
8.000
neue Schiedsrichter reichten 2012 nicht
aus, um die Zahl der Unparteiischen zu kom-
pensieren, die ihre Tätigkeit in diesem Zeitraum
beendeten. Die Schiedsrichter-Zahlen sind rück-
läufig.
Die Gründe sind sicherlich vielschichtig. Die
verbale und körperliche Gewalt gegen Schieds-
richter ist dabei auch ein Zeichen unserer Zeit,
ein Spiegel unserer Gesellschaft. Werte wie
Respekt und Anstand werden allzu häufig mit
Füßen getreten.
Ich wünsche Ihnen allen die notwendige Ruhe
und Übersicht bei Ihrer schwierigen Aufgabe in
der Rückrunde.
Ihr Herbert Fandel
Titelthema
Die ersten Jahre sind die schwersten
Warum viele Jung-Schiedsrichter nach
kurzer Zeit aufhören
4
Panorama
8
Projekt
Regeln einfach formuliert
Spezielle Broschüre für Menschen mit Lese-Schwäche
11
Report
Eine gemeinsame Linie finden
Lehrgang der Spitzen-Schiedsrichter in Mainz
12
Lehrwesen
Der Schiedsrichter als Organisator
Welche Aufgaben es rund um die Spielleitung gibt
14
Regel-Test
Das Spiel mit der Hand
17
Porträt
Oreste Steiner bleibt am Ball
Was der Darsteller aus „Spielverderber“ heute macht
19
Blick in die Presse
21
Analyse
Die „Notbremse“ fotografieren
Lehrreiche Szenen aus der Bundesliga
22
Analyse – Der besondere Fall
Es ging um Zentimeter
26
Aktion
Fußball-Deutschland sagt
Danke, Schiri“
Was Fußballer über Schiedsrichter denken
28
Report
Aus dem Senegal in den
deutschen Winter
Zwei Schiedsrichterinnen aus Afrika pfeifen in Mainz
30
Aus den Verbänden
32
Vorschau 3/2013
34