24
S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 3
der Körperfläche. Wird der Ball
dadurch aufgehalten, handelt es sich
um ein strafbares Handspiel. Die FIFA
hat dies in einigen Videobeispielen
zur Schulung ihrer internationalen
Top-Schiedsrichter aufbereitet und
in Umlauf gebracht.
Entscheiden muss der Schiedsrich-
ter, ob die Arm- beziehungsweise
Handhaltung zur Lauf- oder Sprung-
bewegung des Spielers („natürlicher
Bewegungsablauf“) gehört oder
dazu dient, den Ball aufzuhalten.
Denn dann steckt dahinter eine
Absicht – und die ist eben strafbar.
Inzwischen geht es bei 80 Prozent
aller Handspiele um diese Frage. Und
noch eine Anmerkung, bevor wir
wieder ganz konkret werden: Nach
wie vor Gültigkeit hat, dass der Ball
und der Arm sich auf jeden Fall
berühren müssen. Denn ein versuch-
tes Handspiel ist in keinem Fall zu
ahnden.
Kommen wir also zu
Foto 4 (vorige
Seite):
Bei einem Schuss von Lars
Stindl im Strafraum des SC Freiburg
springt ihm der Freiburger Caligiuri
entgegen. Dabei dreht er ihm – sich
selbst schützend – den Rücken zu.
Allerdings spreizt Caligiuri dabei
auch den linken Arm waagerecht ab.
Er sieht zwar den Ball nicht mehr,
hat aber seine Körperfläche absicht-
lich so vergrößert, dass der Schuss
von Stindl nicht sein Ziel finden
kann. Natürlich wäre es dem Freibur-
ger lieber gewesen, der Ball hätte
seinen Rücken getroffen, aber mit
seiner unnatürlichen Körperhaltung
nimmt er in Kauf, dass er am Arm
getroffen wird und riskiert damit
einen Strafstoß. Den hat Schiedsrich-
ter Deniz Aytekin in diesem Fall dann
auch zu Recht verhängt.
15.
SPIELTAG
■
FSV Mainz 05 – Hannover 96
Dass Fußball auch ein Spiel der Feh-
ler ist, haben wir ja schon oft betont.
Und wenn man nicht gerade Fan der
betroffenen Mannschaft ist, kann
man sich manchmal ein Schmunzeln
nicht verkneifen, wenn man sieht,
was auch Bundesliga-Profis passie-
ren kann.
Der Mainzer Svensson ist rund 20
Meter vor dem eigenen Tor deutlich
vor seinem Gegenspieler am Ball
und köpft ihn kraftvoll dorthin, wo er
seinen Torwart Wetklo vermutet. Der
ist ihm allerdings weit entgegen-
geeilt und hat sogar den Strafraum
schon verlassen. Der Ball wäre über
den Torwart hinweg in den freien
Raum geflogen, wo es dem Hannove-
raner Schlaudraff keine Mühe berei-
tet hätte, ihn zur 2:1-Führung im Tor
unterzubringen. In seiner Not reißt
Wetklo den Arm hoch und schlägt
den Ball mit der Hand zur Seite
(
Foto 5)
.
Mit diesem Handspiel außerhalb des
Strafraums nimmt der Torwart dem
Angreifer die freie Einschussmöglich-
keit undmacht so eine klare Torchance
zunichte. Die Rote Karte von Schieds-
richter Günter Perl ist nicht nur
berechtigt, sondern auch zwingend.
Anzumerken bleibt, dass nicht jedes
Handspiel des Torwarts außerhalb
des Strafraums „Rot“ zur Folge
haben muss. Das kann man auch im
Regel-Test dieser Ausgabe („Situa-
tion 2“) nachlesen.
16.
SPIELTAG
■
FC Augsburg –
FC Bayern München
In diesem Derby gab es eine Menge
wichtiger Entscheidungen, die der
Schiedsrichter eigentlich richtig traf.
In der Durchführung ließ er aller-
dings Optimierungspotenzial erken-
nen. Ein Beispiel: Lahm spielt den Ball
flach in den Augsburger Strafraum,
Mitspieler Kroos versucht, ihn an
Sankoh vorbeizuschlenzen. Der hält
die Kugel mit dem linken Arm auf
(
Foto 6a)
.
Kein Zweifel, ein klarer
Strafstoß, der vom gut postierten
Schiedsrichter auch erkannt wird. Er
führt die Pfeife zum Mund, zögert
dann aber doch mit dem Pfiff. Denn
er rechnet mit einer Vorteil-Situation
für die Bayern.
Der Ball kommt zum Bayern-Stürmer
Müller. Der nimmt ihn zunächst mit
rechts an, kommt dabei zwar ein
wenig aus dem Gleichgewicht, kann
den Ball aber doch vor seinen linken
Fuß bugsieren. Als er schießt, tritt er
allerdings in den Boden, sodass nur
ein Roller zustande kommt. In die-
sem Moment befindet sich im Sicht-
feld des Torhüters ein Angreifer im
Abseits
(
Foto 6b)
,
der hochspringt,
um nicht getroffen zu werden – eine
Kein Zweifel möglich: Der Augsburger Sankoh spielt den Ball
mit dem Arm.
Nach dem Handspiel versucht Thomas Müller (Bildmitte), den
Vorteil mit einem Torschuss zu nutzen.
Spezielle Regelanwendung: Franck Ribéry führt den Schieds-
richter-Ball selbst aus.
Außerhalb des Strafraums schlägt Torwart Wetklo den Ball
mit der Hand zur Seite.
Foto 6a
Foto 6b
Foto 7
Foto 5