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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 3
Porträt
Im Laufschritt über den Platz, fit am Bauchmuskel-Trainer und
kundig am Laptop – Oreste Steiners Jungbrunnen sind zwei
bis drei Spielleitungen pro Woche.
Oreste Steiner, Kevin Prösdorf und Herbert Fandel (von links) –
die Hauptdarsteller des Dokumentarfilms „Spielverderber“.
Das 89 Minuten lange Werk der Regisseure Georg Nonnen-
macher und Henning Drechsler ist als DVD erhältlich.
es heißen. Auf dem Weg zu seiner
Kabine kommen wir an einem
Übungsgerät für die Bauchmusku-
latur vorbei. Spontan zeigt er dar-
auf, wie fit er noch ist. „Ich gehe
dreimal die Woche joggen, immer
noch. Mein Orthopäde wollte mir
schon vor 20 Jahren was ver-
schreiben. Aber ich helfe mir
selbst. Ich fühle mich jünger als
ich bin. Das verdanke ich nur der
Schiedsrichterei.“ Da ist sie wie-
der, die Bescheidenheit. „Weil ich
pfeife, lebe ich länger. Das sagt
auch meine Frau immer.“ Weil er
pfeift, geht er auch mit der Zeit.
Das Internet habe ich mir selbst
beigebracht.“ Spielberichte in Zei-
ten des DFBnets – für diesen
Senior eine leichte Übung.
Im Essener Fußball ist er seit Jahr-
zehnten bekannt wie ein bunter
Hund – seit dem Kinofilm wird er
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sogar von Nicht-Fußballern darauf
angesprochen. „In der Bahn, wenn
ich zu meinen Spielen überall in
Essen fahre, ist das heute noch ein
Thema. Das freut mich.“
Er pfeift Woche für Woche zwei bis
drei Spiele. „Am Samstag Alte Her-
ren, am Sonntag Herren. Und meis-
tens in der Woche noch eins dazu
oder auch gern ein Jugendspiel.“
Auf 4.600 Einsätze hat es Oreste
Steiner inzwischen gebracht – gut
möglich, dass nicht viele Aktive in
Deutschland so viele Spiele gepfif-
fen haben wie er. Die Ansetzer sind
ihm dankbar: „Oft sind die ja froh,
dass diese kleinen Spiele über-
haupt einer pfeift.“
Noch dazu einer, der einst die
großen Spiele pfiff. Bis in die
Oberliga West schaffte es Oreste.
Seinen größten Auftritt hatte er
1963,
als er die Partie zwischen
Preußen Münster und Borussia
Dortmund leitete. Damals ging es
in der Oberliga West vor 42.000
Zuschauern um die Qualifikation
für die neu gegründete Bundes-
liga. Wenn ihm damals jemand
gesagt hätte, dass er rund 50
Jahre später immer noch Spiele
leiten würde – er hätte es sicher
nicht geglaubt.
Und nun? Denkt er schon ans Auf-
hören? Keine Option. Oreste Stei-
ner lacht und verrät uns zum
Schluss ein Geheimnis: „Ich habe
einen Vertrag beim DFB, bis ich
104
bin...“