8
S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 1 / 2 0 1 3
Panorama
Ein Symbol
der Freundschaft
Not macht erfinderisch. Das
beweist der Fall des jungen
Schiedsrichter-Teams um den fran-
zösischen Unparteiischen Bryan
Heitzmann (20) aus Sarreguemi-
nes: Das Team aus Lothringen
(
Nordost-Frankreich) war im Rah-
men des „kleinen Grenzverkehrs“
mit dem Spiel der Saarland-Liga
zwischen Palatia Limbach und
Hertha Wiesbach betraut worden,
bei dem es jedoch vor dem Anstoß
ein kleines Problem gab.
Da es in Frankreich üblich ist, dass
der Heimverein die Fahnen für die
Assistenten stellt, war das Team
ohne entsprechende Ausrüstung
angereist. In Deutschland ist
jedoch der Schiedsrichter dafür
selbst zuständig. Da sich kurzfris-
tig keine Fahnen auftreiben ließen,
war die Improvisationskunst des
Vereins und der Schiedsrichter
gefragt. „Innerhalb weniger Minu-
ten hatte man aus einer Deutsch-
land-Flagge zwei Assistenten-Fah-
nen gebastelt, mit denen die bei-
den Kameraden aus Lothringen
aufliefen“, erzählt Gerhard Theo-
bald, der als Schiedsrichter-Beob-
achter am Platz war.
Der ehemalige Bundesliga-Schieds-
richter und heutige Lehrwart im
Saarland schmunzelte über diese
ungewöhnliche Maßnahme: „Ich
denke, dass die bestehende
Freundschaft zwischen den beiden
Landesverbänden nicht besser als
durch dieses Bild symbolisiert wer-
den kann.“ Natürlich schmälerten
die ungewöhnlichen Fahnen die
Leistung des französischen Teams
nicht – Theobald bescheinigte
Bryan Heitzmann und seinen Assis-
tenten eine hervorragende Leis-
tung.
Das Team mit den besonderen Fahnen.
FIFA-Schiedsrichter Klaus
Ohmsen 1973.
Keine Ahnung? Trikots
zu früh verschenkt
So kann es kommen, wenn man
sich nicht für Regeln und Regula-
rien interessiert. Oliver Giroud und
Francis Coquelin vom englischen
Top-Klub FC Arsenal London ver-
schenkten im League-Cup-Spiel
beim FC Reading nach 90 Minuten
ihre Trikots an die mitgereisten
Fans – und mussten sie dann
zurückfordern.
Vielleicht waren die beiden Profis
durch die 90 turbulenten Minuten
einfach nur leicht verwirrt. Nach-
dem der Schiedsrichter das Spiel
nach der regulären Spielzeit beim
Stand von 4:4 abpfiff, liefen sie zu
ihren Fans und warfen ihnen ihre
Trikots zu. Dumm nur, dass die Par-
tie noch gar nicht vorbei war.
Giroud und Coquelin glaubten,
dass die Partie gegen den Dritt-
letzten der Premier League
FIFA-Schiedsrichter
Klaus Ohmsen tot
An seinem 77. Geburtstag
klang Klaus Ohmsen noch opti-
mistisch: „Ich krieg' das schon
wieder hin.“ Eine schwere
Krankheit hatte ihm in den ver-
gangenen Monaten zu schaffen
gemacht. Sie war dann doch
stärker als seine Zuversicht,
am 2. Dezember 2012 ist Klaus
Ohmsen gestorben.
Am 16. Oktober 1935 kam er
in Hamburg zur Welt. Schon
mit 19 Jahren führte ihn sein
sportlicher Weg zur Schieds-
richterei. Nachdem Klaus
Ohmsen 1954 die Schiedsrich-
ter-Prüfung abgelegt hatte,
sprach sich sein Talent fürs
Pfeifen schnell in ganz Ham-
burg und darüber hinaus
herum. Beim Start der Bundes-
liga am 24. August 1963 war er
als Linienrichter im Gespann
von Gerd Schulenburg dabei.
Von 1964 bis 1981 leitete der
gelernte Kaufmann insgesamt
131
Spiele in der Bundesliga.
Die Stationen seiner Karriere:
1964
erstes Bundesligaspiel
(
Hertha BSC Berlin – Borussia Dort-
mund vor 75.000 Zuschauern),
1971
FIFA-Liste (zehn Länderspiele
und 25 weitere internationale
Begegnungen),
1972
Teilnahme als Linienrichter
am olympischen Fußball-Turnier in
Deutschland,
1974
Teilnahme als Linienrichter
bei der Weltmeisterschaft in
Deutschland,
1977
DFB-Pokalendspiel Hertha BSC
Berlin – 1. FC Köln,
Ende 1980 Aufgabe der interna-
tionalen Laufbahn aus beruf-
lichen Gründen,
im Mai 1981 aus denselben Grün-
den Rückzug aus der Bundes-
liga (zwei Jahre vor Erreichen
der Altersgrenze). Vom DFB
wurde er am Ende seiner Kar-
riere zum „Schiedsrichter des
Jahres“ ernannt.
Von 1981 bis 1994 arbeitete
Klaus Ohmsen auf der Geschäfts-
stelle des Hamburger Fußball-
Verbandes. Auch hier blieb er
als Verantwortlicher für den
Schiedsrichter-Bereich seinem
Hobby treu. Mit Leib und Seele
setzte er sich für die Hambur-
ger Schiedsrichter ein. Sein
Standardspruch: „Hab‘ ich alles
klargemacht, mein Jung!“
Dirk Fischer, Präsident des Ham-
burger Fußball-Verbandes: „Klaus
Ohmsen war nicht nur ein
bedeutender Schiedsrichter,
sondern eine große prägende
Persönlichkeit für den Hambur-
ger und deutschen Fußballsport.“
Carsten Byernetzki