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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 1 / 2 0 1 3
die Saison erst richtig. Deshalb traf sich die
nnig berichtet von der Zusammenkunft.
rer Zeit voraus
Gerade das Schiedsrichter-Wesen
im Futsal ist in den vergangenen
Jahren in Deutschland von einer
Art Selbstorganisation hin zu fast
professionellen Strukturen gereift.
Mit den beiden ersten Futsal-
Schiedsrichtern auf der FIFA-Liste,
Stefan Weber und Stephan Kamme-
rer, begann 2004 die Entwicklung.
Beim ersten DFB-Futsal-Cup 2006
in Göttingen existierte noch gar
keine Schiedsrichter-Liste, sodass
Marcus Schierbaum aus Hildes-
heim (Niedersachsen) bei einem
Landesturnier praktisch ausgebil-
det wurde und dann mit den bei-
den FIFA-Referees zum Einsatz
kam. Auf Ricardo Munoz-Nunez aus
Dreieich (Hessen) wurde Stephan
Kammerer bei einem Einsatz in der
dortigen Futsal-Liga aufmerksam.
Der Kreis wurde dann erweitert um
die beiden Futsal-Pioniere Thors-
ten Kaatz (Telgte, Westfalen) und
Thorsten Günther (Odenthal,
Mittelrhein), die bereits im Univer-
sitäts-Spielbetrieb erste Erfahrun-
gen gesammelt hatten. Die Univer-
sitäts-Meisterschaften waren
damals der einzige Wettbewerb in
Deutschland, bei dem Futsal auf
einem höheren Niveau gespielt
wurde.
So fanden sich praktisch die ersten
Futsal-Schiedsrichter von selbst,
und man begann bald damit, eine
DFB-Liste zu erstellen. Auf der ste-
hen heute 14 Unparteiische. Sie
tragen als Botschafter den Futsal-
Sport in ihre Landesverbände und
sind wichtige Multiplikatoren, die
ihr Herzblut seit Jahren in diese
Sportart stecken.
Etwas schwieriger war es, die
inzwischen zehnköpfige Gruppe
von Beobachtern zusammenzustel-
len. „Anfangs gab es noch keine
Beobachter, die selbst Futsal-Spiele
gepfiffen hatten“, sagt Stefan
Weber. Inzwischen rücken die
Schiedsrichter, die aus der DFB-
Liste ausscheiden, als Beobachter
nach. Weber: „Für gewisse Dinge,
die im Futsal wichtig sind – wie das
Stellungsspiel oder die Unterschei-
dung zwischen Grätsche oder
Blocking – mussten die Beobachter
anfangs erstmal ein Gefühl entwi-
ckeln.“
Auch die Lehrgänge haben sich
über die Jahre kontinuierlich
weiterentwickelt. Kamen die
Schiedsrichter zunächst nur für
einen Tag zusammen, so dauern
die Lehrgänge heute doppelt so
lange. Durch diese intensiven
Schulungen habe sich von Jahr zu
Jahr auch die Qualität der Schieds-
richter verbessert, erläutert Stefan
Weber. Dazu trage auch die Video-
analyse eigener Spielleitungen bei,
die mittlerweile möglich ist. Ver-
glichen mit den Futsal-Lehrgängen
der UEFA sei man inzwischen auf
einem ähnlichen Niveau und somit
auf einem sehr guten Weg.
Ein großes Manko allerdings bleibt:
„
Leider fehlt es uns an nationalen
Wettbewerben“, bedauert Stephan
Spezieller Fitness-Test für Futsal-Schiedsrichter
Die Grafik veranschaulicht den Ablauf des „Agility“-Tests.
Beim Fitness-Test könnte
einem schwindelig werden –
für Timo Röntsch sind die
Anforderungen kein Pro-
blem.
Schnell
und beweglich
Neben der theoretischen Regel-
prüfung stand bei dem Lehrgang
in Mainz auch die Überprüfung
der Fitness auf dem Programm:
Der Leistungs-Test der Futsal-
Schiedsrichter unterscheidet
sich dabei von dem der Feld-
Schiedsrichter. Das macht Sinn,
da auch die läuferischen Anfor-
derungen an Futsal-Schiedsrich-
ter andere sind, vor allem auf-
grund des kleineren Spielfelds
und der unterschiedlichen Lauf-
wege.
Diese Laufwege ähneln in der
Praxis denen der Assistenten
„
draußen“. Ein Futsal-Schieds-
richter läuft ebenfalls nur die
Seitenlinie entlang. Er macht
während des Spiels kurze Schritte
und Sprints, läuft viel seitwärts
oder – wenn es das Spielgesche-
hen erfordert – auch mal rück-
wärts.
Die Fitness-Überprüfung beginnt
mit einem „Speed-Test“. Dabei
müssen die Schiedsrichter in
maximal zehn Sekunden 40
Meter zurücklegen, indem sie
zweimal eine zehn Meter lange
Strecke hin- und zurücksprinten.
Die Beweglichkeit und Gewandt-
heit wird danach beim „Agility-
Test“ überprüft. Dabei müssen
die Unparteiischen auf einem
30-
Meter-Parcours mit drei Mar-
kierungen innerhalb von 20,5
Sekunden mehrere Übungen
bewältigen. Der Ablauf der ins-
gesamt 80 Meter langen Strecke
ist genau festgelegt (siehe
Abbildung): 30 Meter Sprint,
dann eine Drehung an der letz-
ten Markierung, zehn Meter
Side-Steps linksseitig, dann eine
erneute Drehung an der zweiten
Markierung, zehn Meter Side-
Steps rechtsseitig, dann erneut
eine Drehung an der dritten
Markierung.
Es folgen zehn Meter Rückwärts-
lauf zur zweiten Markierung, an
der sich der Schiedsrichter
erneut dreht, um die letzten 20
Meter im Sprint zu absolvieren.
„
Speed“- und „Agility“-Test wer-
den dann ein zweites Mal
wiederholt, bevor abschließend
zur Überprüfung der konditio-
nellen Grundlage 1.000 Meter in
vier Minuten gelaufen werden
müssen.
Mit diesen Anforderungen orien-
tiert sich die körperliche Leis-
tungsprüfung an den typischen
Laufbewegungen eines Futsal-
Schiedsrichters. „Um sich auf
den Test vorzubereiten, muss
der Futsal-Schiedsrichter vor
allem im Sprint- und weniger im
Ausdauerbereich an sich arbei-
ten“, sagt Stefan Weber.
Stefan Weber, Mitglied im
Kompetenz-Team der DFB-
Schiedsrichter-Kommission,
war selbst FIFA-Futsal-
Schiedsrichter.