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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 1 / 2 0 1 3
Vergleich
Zum Beispiel Basketball:
Es herrscht mehr Disziplin
Ein Blick über den Spielfeldrand des Fußballs: Nachdem wir uns bereits in früheren Ausgaben mit den
Sportarten Wasserball und Handball beschäftigt haben, ist dieses Mal Basketball an der Reihe. David
Bittner hat mit Felix Warmuth gesprochen, der früher Fußball-Schiedsrichter war und heute als Unpar-
teiischer unter den Körben im Einsatz ist.
S
tatt kurzer Hose und Stutzen
trägt Felix Warmuth heute eine
schwarze Anzughose mit Gürtel,
statt langer Stollen haben seine
Schuhe eine helle glatte Sohle. Und
statt bei jedem Wind und Wetter
über das Spielfeld zu laufen, hat er
es bei seinen Einsätzen jetzt immer
warm und trocken.
Felix Warmuth hat die Sportart
gewechselt: „Aufgrund meines Stu-
diums musste ich meine Heimat-
stadt Aachen verlassen, und dabei
blieb auch der Fußball auf der
Strecke“, erzählt der Studienrat, der
insgesamt sechs Jahre lang als Fuß-
ball-Schiedsrichter im Einsatz war.
In dieser Zeit hatte Felix Warmuth
durchaus Talent an der Pfeife bewie-
sen: Im Kreis Aachen (Fußball-Ver-
band Mittelrhein) legte er 1994 die
Anwärter-Prüfung ab und stieg
innerhalb kurzer Zeit bis zur
Bezirksliga auf. Am Ende war er
sogar als Assistent in der Junioren-
Bundesliga angesetzt: „Ich durfte
als 19-Jähriger beim Spiel Leverku-
sen gegen Köln als Linienrichter
fungieren. Sich in der Stadionkabine
umzuziehen, in der sich auch die
Profis umziehen, war ein besonde-
res Erlebnis“, erinnert sich der
heute 32-Jährige an vergangene
Zeiten. Was von damals geblieben
ist, sind einige Freundschaften, zum
Beispiel zu Lothar Peters, seinem
ehemaligen Gespannführer.
Die Schiedsrichter-Tätigkeit im
Basketball startete Felix Warmuth
schon früh und sogar parallel zum
Fußball: Samstags stand er auf dem
Platz, sonntags in der Halle. Das
hatte einen einfachen Grund: „Als
Schüler habe ich mir so mein
Taschengeld aufgebessert“, erzählt
Warmuth, der sich mit Beginn des
Studiums aus Zeitgründen auf
Basketball beschränkte.
Dennoch gibt es wohl kaum jeman-
den, der das Schiedsrichter-Dasein
in beiden Sportarten so gut mitein-
ander vergleichen kann wie er: „Im
Basketball wird der Schiedsrichter
mehr respektiert als im Fußball. Es
herrscht mehr Disziplin, sowohl auf
dem Spielfeld als auch von Seiten
der Zuschauer“, hat der Unpartei-
ische festgestellt. Sein Erklärungs-
versuch: Auf dem Spielfeld haben es
doppelt so viele Schiedsrichter
(
zwei statt einer) mit weniger als
halb so vielen Spielern (zehn statt
22)
zu tun. „Beim Fußball hat man
als Schiedsrichter mehr damit zu
tun, mit den Spielern klar zu kom-
men und seine Entscheidungen
durchzusetzen. Beim Basketball
werden die Entscheidungen in der
Regel von den Spielern akzeptiert“,
sagt Felix Warmuth, der als Basket-
ball-Schiedsrichter dagegen andere
Schwierigkeiten meistern muss:
Weil das Spielfeld so klein ist,
kommt es zu einer größeren Zahl
von Zweikampf-Situationen, und
man muss in kürzerer Zeit mehr
Entscheidungen treffen als im Fuß-
ball.“
Eine weitere Herausforderung sei
die Zusammenarbeit innerhalb des
Schiedsrichter-Teams: „Im Basket-
ball haben beide Schiedsrichter die
gleichen Rechte, es gibt also kei-
nen Haupt-Schiedsrichter. Auch
wenn man selbst vielleicht anders
tickt als der Kollege, muss man die
jeweilige Entscheidung gemeinsam
verkaufen“, sagt Warmuth. Selbst
in der untersten Kreisliga leiten
zwei Schiedsrichter zusammen ein
Spiel, ab der Regionalliga aufwärts
sind es sogar drei. „Dieses Team-
play hinzubekommen, ist ein
Hauptkriterium, das einen guten
Basketball-Schiedsrichter auszeich-
net“, erklärt der Referee.
Parallel zum Fußball gibt es auch
beim Basketball vor dem Spiel eine
Absprache innerhalb des Teams.
Statt eines Münzwurfs entscheidet beim Basketball der Sprungball darüber, wer den ersten
Ballbesitz im Spiel erhält.