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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 1 / 2 0 1 3
Knöchelbereich
(
Fotos 5 und 6)
.
Der Ball ist längst weg, die Szene
spielt sich im Bereich der Mittelli-
nie nahe der Außenlinie ab.
Schiedsrichter Markus Schmidt
stellte den Hoffenheimer völlig zu
Recht vom Platz. So konsequent
wie hier müssen diese gesund-
heitsgefährdenden Fouls geahn-
det werden. Ein Lob geht auch an
den Vierten Offiziellen Raphael
Foltyn, der die beste Sicht auf das
Vergehen hatte und per Headset
sofort unterstützend tätig wurde.
Aktionismus von Assistenten und
Vierten Offiziellen ist sicher
schädlich, gezielte Hilfe bei ein-
deutigen und unauslegbaren Ver-
gehen wie hier jedoch unabding-
bar.
8.
SPIELTAG
■
Eintracht Frankfurt –
Hannover 96
Als der Hannoveraner Huszti mit
dem Ball am Fuß in den Frankfur-
ter Strafraum läuft, wird er von
Stefan Aigner angegriffen. Huszti
kommt spektakulär zu Fall
(
Foto 7)
.
Der Schiedsrichter winkt ab, er
hat kein Foulspiel erkennen kön-
nen – im Gegenteil. Die Entschei-
dung, die er einige Sekunden spä-
ter trifft (Gelbe Karte für Huszti
wegen einer „Schwalbe“), ist
sicher angemessen.
Allerdings hat sie einen Schön-
heitsfehler. Der Hannoveraner hat
sich nach seinem Sturz nämlich
schnell wieder aufgerappelt (das
schlechte Gewissen?), den Ball
gespielt und ist sofort in einen
Zweikampf verwickelt. Wieder
kommt er zu Fall, diesmal handelt
es sich bei weitem um keine
„
Schwalbe“, der Frankfurter Inui
sorgt schon für einen heftigen
Körperkontakt
(
Foto 8)
.
Jetzt fordern die Hannoveraner
einen Strafstoß und sind ent-
täuscht, als ihnen der Schieds-
richter klarmacht, dass sein Pfiff
nicht dem Duell zwischen Huszti
und Inui gegolten hat, sondern
der „Schwalbe“ kurz zuvor. Das
erzeugt natürlich Unruhe und
Proteste. Diese wären zu vermeiden
gewesen, wenn der Schiedsrichter
sofort die Möglichkeit ergriffen
hätte, den unsportlichen Sturz
des Angreifers zu bestrafen.
Dann wäre die zweite Situation
gar nicht mehr entstanden. Auch
wenn wir oft davon sprechen,
dass bei Entscheidungen Sicher-
heit vor Schnelligkeit geht: In
manchen Situationen geht eben
auch Schnelligkeit vor Ärger.
CHAMPIONS LEAGUE
■
Manchester City – Borussia
Dortmund
An dieser Stelle sei ein kleiner
Ausflug in Europas Königsklasse
erlaubt. In Manchester gab es
eine knifflige Situation in punkto
Handspiel. Beim Stand von 1:0 für
Dortmund läuft die 89. Spiel-
minute. Der tschechische
Schiedsrichter Pavel Kralovec
hat eine exzellente Position, als
Sergio Agüero links am Torraum
einen Drehschuss gegen den
rechten Arm von Neven Subotic
setzt
(
Foto 9)
.
Was in Normalgeschwindigkeit
wie eine Fehlentscheidung aus-
sieht, entpuppt sich mit Hilfe der
Zeitlupen-Bilder als durchaus ver-
tretbar. Subotics rechter Arm
liegt beileibe nicht am Körper an,
und er befindet sich auch nicht in
einer für diese Situation natür-
lichen Haltung, wie sie der linke
Arm deutlich macht: So hält man
seine Arme, wenn man aus nächs-
ter Nähe „beschossen“ wird
(
Foto 10)
.
Mit der Art, wie Subotic
seinen rechten Arm hält, vergrö-
ßert er auf unnatürliche Weise
die Breite seines Körpers, was
den Pfiff von Schiedsrichter
Kralovec nachvollziehbar macht.
Auch wenn es immer wieder Bei-
spiele für „Hand“ geben wird,
deren Auslegung im Ermessens-
bereich des Schiedsrichters liegt,
so ist es doch hilfreich, sich an
zwei klar definierten Grundsätzen
zu orientieren: Geht die Hand klar
Richtung Ball, dann ist es Absicht.
Und die steckt auch dahinter,
wenn – wie in diesem Fall – die
Körperfläche auf unnatürliche
Weise vergrößert wird. Hierzu
zählen das Ausbreiten der Arme
und alle Bewegungen, die nicht
zu einem natürlichen Lauf- oder
Sprungablauf gehören.
Ohne von seinem Gegenspieler berührt worden zu sein, lässt
sich Szabolcs Huszti fallen,…
…
springt schnell auf und stürzt sich in einen Zweikampf.
Schiedsrichter Kralovec hat eine gute Sicht auf die Szene, …
…
in der Agüeros Schuss den Arm von Subotic trifft.
Foto 7
Foto 8
Foto 9
Foto 10