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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 1 / 2 0 1 3
umso fundierter und damit nach-
vollziehbarer sind die Entschei-
dungen dieses Gremiums.“
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Mit besonderer Spannung wurden
von den Tagungsteilnehmern die
Beiträge von DFB-Vizepräsident
Karl Rothmund (im Präsidium
zuständig für das Schiedsrichter-
Wesen) und Willi Hink (Direktor in
der DFB-Zentralverwaltung) über
die geplante Reform im Schieds-
richter-Bereich erwartet. Vorgese-
hen ist, den Elite-Bereich, der die
Schiedsrichter der ersten drei
Ligen umfasst, vom Amateur-
Bereich strukturell zu trennen.
„
Wir haben zurzeit noch für die
Schiedsrichter nicht nur die Aufgabe
der Betreuung im Top-Bereich,
sondern auch bis ganz nach unten –
das kann die Schiedsrichter-Kom-
mission des DFB nicht schaffen“,
sagte Hink, der den Elite-Bereich
mit einer Art „Schiedsrichter-
Nationalmannschaft“ verglich. Die
operative Arbeit in diesem Sektor
soll deshalb künftig hauptamtlich
ln sich weiter
ände des DFB, um über Entwicklungen im Schieds-
rbeit an der DFB-Spitze als auch die an der Basis im
durchgeführt werden, um den
Ansprüchen an die Elite-Schieds-
richter im Profi-Fußball noch
besser gerecht zu werden. „In
diesem Bereich werden wir versu-
chen, die Schiedsrichter von 99
Prozent auf 99,5 Prozent ihres
Leistungspotenzials zu bringen“,
sagte Willi Hink.
Auf der anderen Seite stellte Karl
Rothmund heraus, dass man „gute
Schiedsrichter bis runter in die
vierte Kreisklasse“ brauche. „Spitze
und Breite werden sich auch in
Zukunft gegenseitig ergänzen –
dazu müssen wir ausarbeiten, wie
künftig die Nahtstellen zwischen
beiden Bereichen aussehen sol-
len“, sagte Rothmund. Dass „diese
Schnittpunkte auch weiterhin
erhalten bleiben müssen“, betonte
Giuseppe Palilla. Der Schiedsrich-
ter-Obmann des Württembergi-
schen Fußballverbandes sprach
damit auch die Forderung seiner
Kollegen aus. Lehrwart Horst Ebel
konkretisierte: „Es ist wichtig, dass
die Basis weiter von der Lehrarbeit
in der Spitze profitiert.“ Lutz
Michael Fröhlich bestätigte, dass
dieses genauso geplant sei. Er
fügte außerdem an, dass selbst-
verständlich auch die Regelausle-
gung im Profifußball künftig die-
selbe bleibe wie im Amateurfuß-
ball.
Während zur finalen Ausarbeitung
des Konzepts noch Zeit bis zum
DFB-Bundestag im Oktober 2013
bleibt, wurde der aktuelle Stand
der Planung von den Obleuten
weitgehend positiv aufgenommen.
„
Dieses Konzept spiegelt im Prin-
zip die aktuelle Wirklichkeit wider
und macht so auch Sinn“, brachte
es Helmut Geyer, der Obmann des
süddeutschen Regionalverbandes,
auf den Punkt. Heribert Ohlmann,
Schiedsrichter-Chef des Saarlan-
des, verbindet mit der Reform des
Schiedsrichter-Bereichs sogar eine
„
wesentliche Aufwertung der
Schiedsrichter beim DFB“. Denn
die aktuellen Überlegungen sehen
vor, dass die Position des Vorsit-
zenden der Schiedsrichter-Kom-
mission (die dann für den Ama-
teur-Bereich zuständig sein soll)
künftig durch einen DFB-Vizepräsi-
denten eingenommen wird und
damit unmittelbar im Präsidium
des Deutschen Fußball-Bundes ver-
ankert wäre.
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Ein weiterer Schwerpunkt des Tref-
fens in Mainz: Anhand von Video-
szenen aus der Bundesliga analy-
sierte Lutz Wagner mit den Obleu-
ten und Lehrwarten strittige
Schiedsrichter-Entscheidungen.
Dabei wies er auch darauf hin, dass
das Videoportal des DFB, das für
die Top-Schiedsrichter eingerichtet
wurde, weder eine „Mecker-Ecke“
noch ein „Fehlersuch-Portal“ sei,
sondern dass man dort auch Bei-
spiele für gelungene Szenen von
Schiedsrichtern finde: „Bei der
Betrachtung der Szenen, egal auf
Lutz Michael Fröhlich, Abtei-
lungsleiter Schiedsrichter
beim DFB, präsentierte die
aktuellen Zahlen aus dem
Spitzenbereich.
DFB-Direktor Willi Hink
stellte die Reformpläne vor.
Karl Rothmund, DFB-Vizeprä-
sident, betonte die Wichtig-
keit der Schiedsrichter-
Arbeit im Amateurfußball.
DFB-Lehrwart Lutz Wagner erklärte, wie Basisarbeit und
Talentförderung weiterentwickelt werden sollen.
welcher Ebene man das macht,
kommt es nicht nur darauf an zu
überprüfen, ob der Schiedsrichter
richtig oder falsch lag, sondern es
ist auch wichtig: ‘Was kann ich aus
dieser Szene lernen?’“
Lutz Wagner sensibilisierte die
Landes-Lehrwarte unter anderem
für die kritische Betrachtung von
Handspielen: „Eine Frage ist, ob die
Hand zum Ball ging. Eine andere
Frage ist, ob es eine natürliche
oder unnatürliche Handhaltung
des Spielers war.“ Hält dieser die
Arme vom Körper abgespreizt
waagerecht oder sogar höher,
dann sei das Handspiel strafbar.