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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 1 / 2 0 1 3
nehmungsfähigkeit war das Foul
des spanischen Abwehrspielers
Sergio Ramos an Mario Mandzukic
(
Kroatien) kaum zu erkennen. Erst
eine detaillierte Analyse mit Zeit-
lupe und Standbild konnte die
Szene auflösen.
Zu Unrecht nicht gegebene Tore,
Stürmerfouls, nach denen ein Tor
erzielt wurde, Abseits-Entschei-
dungen vor dem Tor, Fouls
unmittelbar vor der Strafraum-
linie, sogar der Rückpass zum Tor-
wart, der letztlich eine Deutsche
Meisterschaft entschieden hat –
solche Strafraum-Situationen
haben mitunter Fußball-Geschichte
geschrieben.
Auf die Bedeutung einer einheit-
lichen Regelauslegung wies Lutz
Michael Fröhlich in einem Inter-
view im vergangenen Sommer hin.
Der Abteilungsleiter für Schieds-
richter beim DFB erklärte mit
Blickrichtung auf die jetzt laufende
Saison: „Wir haben bei den Som-
mer-Lehrgängen mit den DFB-
Schiedsrichtern die vergangene
Spielzeit aufgearbeitet. Speziell
bei der Betrachtung von Straf-
raum-Situationen haben wir uns
gefragt: Wo können wir einen Bei-
trag leisten für eine noch transpa-
rentere, klarere Linie?“ Ergänzend
fügte er an, dass sich dies nicht
nur auf den bezahlten Fußball
beziehe. Es sei eines der Ziele der
Lehrarbeit in sämtlichen Spielklas-
sen, die Leistungen im Schieds-
richter-Team ständig zu verbes-
sern. Das Thema „Strafraum-Situa-
tionen“ gehöre deshalb zum Stan-
dardprogramm der Lehrarbeit.
Die Verfasser der Lehrbriefe des
DFB haben die Hinweise von Lutz
Michael Fröhlich aufgenommen
und dieses Thema zum Inhalt der
aktuellen Ausgabe gemacht.
Folgende Eckpunkte, die für die
Schiedsrichter wichtig sind, um
kritische Situationen am und im
Strafraum zu erkennen und zu
bewerten, haben sie dabei heraus-
gearbeitet:
●
die Kennzeichnung des Spiel-
felds mit besonderer Beach-
tung des Strafraums
●
das Stellungsspiel und die Zei-
chengebung des Schiedsrich-
ter-Teams bei Strafraum-Situa-
tionen
●
die Bestimmungen der Regel 12
in Bezug zum Strafraum
●
das Torwartspiel
●
Spielfortsetzungen am und im
Strafraum
●
Abläufe beim Strafstoß.
Wichtig ist, dass der Lehrwart in
der Aus- oder Weiterbildung dar-
auf hinweist, dass jeder Schieds-
richter schon vor dem Anpfiff die
Rahmenbedingungen schaffen
muss, die ihm die Entscheidungen
am und im Strafraum erleichtern.
Notwendig ist dazu in jedem Fall
die rechtzeitige Anreise zum Spiel,
denn nur dann kann der Schieds-
richter in Ruhe den Platzaufbau
kontrollieren und eine intensive
Absprache mit seinen Assistenten
treffen. Er hat dabei auf die
Anbringung der Tornetze und auf
die Linien des Spielfelds zu ach-
ten, insbesondere auf die Straf-
raum- und Torlinien. In höheren
Spielklassen treten dort selten
Mängel auf. In unteren Spielklas-
sen aber kommt es immer wieder
vor, dass der Unparteiische den
Spielführer der Heimmannschaft
ansprechen muss, damit Mängel
beim Platzaufbau behoben werden.
Sind außerdem neutrale Schieds-
richter-Assistenten angesetzt,
werden die Stärken und Schwä-
chen der zurückliegenden Spiele
gemeinsam besprochen. Aufgetre-
tene Fehler müssen beim nächs-
ten Spiel vermieden werden. Die
Positionen des Schiedsrichters
und des jeweiligen Assistenten bei
Spielabläufen im Strafraum-
Bereich sind festzulegen. Darüber
hinaus dürfen in der Absprache
eindeutige kommunikative Ele-
mente der Zusammenarbeit nicht
fehlen.
Klare Zielvorgaben gibt es bei der
Lehrarbeit bezüglich der Bestim-
mungen in Regel 12: Es muss deut-
lich werden, dass der Schiedsrich-
ter in seinen Entscheidungen kei-
Der Schiedsrichter muss im Strafraum mit allem rechnen –
auch mit unerlaubtem Spiel des Angreifers.
Schuldeingeständnis des Verteidigers oder Theatralik des
Stürmers? Der Unparteiische sollte die Reaktionen der Spieler
genau beobachten.
nen Ermessensspielraum hat, ob
er einen indirekten Freistoß oder
einen direkten Freistoß bezie-
hungsweise Strafstoß nach einem
Vergehen verhängt. Die Spielstra-
fen sind ihm durch das Regelwerk
vorgegeben. Da sind beim
Schiedsrichter Qualitäten wie
Fachwissen, Durchsetzungskraft
und Mut gefragt.
Natürlich ist es einfacher, ein Foul
eines Angreifers mit einem Frei-
stoß für die verteidigende Mann-