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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 5 / 2 0 1 2
Und auch hier teilt der Pole mit dem Unterarm aus.
Rücksichtslos bringt Dudka seinen Arm zum Einsatz.
Höchst gefährlich:
Postigas Angriff auf
Torwart Neuer, …
…
der versucht, sich mit
einem Sprung zu „retten“.
Foto 9a
Foto 9b
Foto 10a
Foto 10b
Kopfs Richtung Tor und trifft den
linken Arm von Leonardo Bonucci
(
Foto 8a)
.
Der Ball kommt zwar
aus kurzer Entfernung, aber der
Italiener hält seinen Arm so ange-
winkelt nach oben und vom Körper
weg, dass hier der Pfiff durchaus
berechtigt wäre.
Foto 8b
zeigt die Position von
Schiedsrichter Proenca, dem wohl
durch Bonuccis Oberkörper die
genaue Sicht auf die Situation ein
wenig verdeckt ist. Ohne das
Thema überstrapazieren zu wollen:
Aber die Frage, ob der Torrichter,
der ja auch Geschehnisse im Straf-
raum beurteilen und gegebenen-
falls an den Schiedsrichter per
Headset weitergeben soll, dieses
strafbare Handspiel nicht hätte
erkennen müssen, ist sicher erlaubt.
Vielleicht hat er ja auch etwas
Entsprechendes zu seinem „Chef“
gesagt, wir werden es leider nicht
erfahren.
Szene 9: „Offene Sohle“
aus Portugal – Deutsch-
land
Auch solche Szenen wie auf dem
Foto 9a
sah man bei dieser EM
ganz selten. Nach einem Rückpass
von Mats Hummels auf Neuer
rennt Angreifer Postiga dem Ball
nach. Als er merkt, dass der Tor-
wart vor ihm am Ball ist, versucht
er es mit einem Sprung. Dabei
geht er mit gestrecktem rechten
Bein und offener Sohle vor. Reine
Glücksache, dass er damit Neuer
nicht voll trifft. Mit dem angewin-
kelten linken Bein räumt der Por-
tugiese den Torwart dann ab, der
wohl nur deshalb nicht ernsthaft
verletzt wird, weil er es gerade
noch schafft, hoch zu springen
(
Foto 9b)
.
Dennoch kann man die Gelbe Karte
des nachsichtigen Schiedsrichters
Lannoy, der aufgrund seines unge-
wöhnlichen Stellungsspiels (er
erwartete wohl einen Steilangriff
der Deutschen) rund 50 Meter zum
„
Tatort“ zurücklegen musste,
eigentlich kaum noch vertreten.
Allein aufgrund der Intensität des
Fußangriffs und der damit verbun-
denen Inkaufnahme einer schweren
Verletzung hätte der portugiesische
Spieler mit „Rot“ rechnen müssen.
der „Mauer“ beim Hochspringen
nach links ab und hält dabei die
angewinkelten Arme in die Flug-
bahn des Balles. Damit vergrößert
er seine Körperfläche und hält so
den Ball auf, der von den Unterar-
men abgelenkt wird
(
Foto 6)
.
Szene 7: „Hand“ aus
Deutschland – Griechen-
land
Auch hier springt ein Spieler hoch
und bekommt den Ball an die
Hand. Das führt in diesem Fall
durch den Pfiff von Schiedsrichter
Skomina sogar zu einem Straf-
stoß. Glücklicherweise führte die
deutsche Mannschaft zu diesem
Zeitpunkt schon 4:1, und die Fehl-
einschätzung des Schiedsrichters
blieb ohne weitreichende Folgen.
Denn man muss es so klar sagen:
Dieser Pfiff war falsch. Oder wie
SRZ-Mitarbeiter Marco Haase es in
seiner Kolumne in der „Allgemei-
nen Zeitung“ ausdrückte:
„
Warum
machst du das jetzt?“ möchte
man dem slowenischen Top-
Schiedsrichter zurufen.
Obwohl sich Jerome Boateng
ganz vom Ball wegdreht, nicht
zum Geschehen schaut und sein
Arm nach unten hängt, wird er
dafür bestraft, dass der Ball letzt-
endlich seine Hand berührt
(
Foto 7)
.
Dabei gibt es keine aktive
Bewegung des Arms zum Ball,
keine Vergrößerung der Körper-
fläche und auch keine Haltung,
die unnatürlich ist. Was mag einen
so hochklassigen Schiedsrichter
wie Damir Skomina zu diesem
Pfiff verführt haben? Sicherlich
eine falsche Wahrnehmung, denn
beim Aufarbeiten dieser Szene
wird ihm klar geworden sein, dass
er sich diesen Pfiff hätte sparen
müssen.
Szene 8: „Hand“ aus
Spanien – Italien
Und noch einmal Handspiel, und
zwar aus dem Finale, das aus
Schiedsrichter-Sicht erfreulich
unspektakulär verlief: Kurz nach
Beginn der zweiten Halbzeit
springt Sergio Ramos im italieni-
schen Strafraum in eine Flanke
von rechts. Er kommt quer zum Tor
in Hüfthöhe „angeflogen“, köpft
den Ball mit einer Drehung seines