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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 2
Titelthema
Immer bedenken:Wer sc
Soll man als Schiedsrichter bei Twitter mitteilen, wer sein Lieblingsspieler ist? Ist es sinnvoll, bei Face
man im Internet gemobbt wird, weil andere wissen, dass man Schiedsrichter ist? Marco Haase hat sich
Junge Schiedsrichter diskutieren beim NFV-Lehrgang in Barsinghausen.
D
ie Zeiten, als die Spiel-Anset-
zungen den Schiedsrichtern
per Postkarte ins Haus kamen, sind
längst vorbei. Selbst das Telefon
gehört inzwischen schon zu den
Alt-Medien. Vor allem für junge
Unparteiische ist Kommunikation
per Internet selbstverständlich. Sie
nutzen zum Austausch von Infor-
mationen soziale Netzwerke und
Kommunikations-Plattformen wie
Facebook und Twitter. Kaum ein
Nachwuchs-Schiedsrichter, der
keinen Account hat.
Diese neuen Medien bieten für die
Fußball-Schiedsrichter vielfältige
Chancen, aber auch erhebliche
Risiken. Wir haben uns in den ver-
gangenen Monaten im Internet
und speziell in sozialen Netzwer-
ken umgeschaut und festgestellt:
Die Kritik im Netz an Unpartei-
ischen ist häufig weit unter der
Gürtellinie, aber auch seitens der
Schiedsrichter gibt es bedauerns-
werte Internet-Einträge. Die DFB-
Schiedsrichter-Kommission und
die Verbände haben das Thema im
Fokus. Die Schiedsrichter-Zeitung
berichtet an dieser Stelle über
aktuelle Vorfälle und gibt Hin-
weise, wie man mit diesem Thema
umgehen sollte.
***
Wer bei Google die Worte „Face-
book“ und „Schiedsrichter“ ein-
gibt, findet an einer der ersten
Stellen des Suchergebnisses
folgenden Eintrag:
Die „Ich hasse Alberto Undiano“-
Seite wurde nach dem Spiel
Deutschland gegen Serbien (0:1)
bei der WM 2010 in Südafrika ein-
gerichtet. Der spanische Schieds-
richter hatte in der Partie zahlrei-
che Persönliche Strafen verteilt
und sich insbesondere den Unmut
der Deutschen zugezogen. Es ist
nicht die einzige Anti-Undiano-
Seite – und Meinungsäußerungen
wie „Schiri, kauf dir mal eine
Brille, dann siehst du mal, was
man als Foul bezeichnet“ gehören
noch zu den nettesten Einträgen.
Es überwiegen wüste Beschimp-
fungen, die weit ins Persönliche
hineingehen.
Und wer Ende Mai dieses Jahres
auf diese Seite innerhalb des größ-
ten sozialen Netzwerks der Welt
geht, findet in der Anti-Undiano-
Gruppe noch zwei Jahre nach dem
WM-Spiel 50.289 „Gefällt-mir“-Klicks.
Ein anderes, willkürlich ausgewähl-
tes Beispiel: „Schiedsrichter plau-
dern Sauftouren auf Facebook
aus“ heißt es dort über wenig
schmeichelhafte Verhaltensweisen
und deren freigiebige Postings ins
Internet. Der Zeitungsbericht im
Erdinger Anzeiger“, veröffentlicht
unter „merkur-online“, spricht für
sich: „So jammerte ein Referee via
Facebook, dass er nach der nächt-
lichen Zechtour jetzt auch noch
ein ganz bestimmtes Spiel pfeifen
musste. Bei einem anderen Eintrag
äußerte sich ein Schiedsrichter
selbstkritisch: Er habe einen Elf-
meter wohl deshalb nicht gesehen,
weil er vielleicht noch zu betrun-
ken vom Vortag war.“
Solche Vorfälle veranlassen die
DFB-Schiedsrichter-Kommission
sowie die Regional- und Landes-
verbände des DFB, aber auch zahl-
reiche Bezirke, Gruppen und Kreise
dazu, diesen neuen Medien noch
stärkere Aufmerksamkeit als bis-
her zu widmen. Die jüngste Tagung
der Öffentlichkeits-Mitarbeiter der
Verbands-Schiedsrichter-Aus-
schüsse in Frankfurt am Main
machte die Problematik zu ihrem
Schwerpunktthema.
Lutz Wagner, als Mitglied der DFB-
Schiedsrichter-Kommission auch
für die Basisarbeit zuständig,