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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 2
Futsal
Großes Finale in Lübeck
Stefan Weber, ehemaliger FIFA-Futsal-Schiedsrichter, berichtet vom
wichtigsten Turnier des Jahres in dieser Hallenfußball-Variante und geht
natürlich auch auf die Schiedsrichter ein.
W
as für den Fan des „großen“
Fußballs das DFB-Pokalfinale,
ist für den Freund des Hallenfuß-
balls das Final Four des DFB-Futsal-
Cups. In der Lübecker Hansehalle
ermittelten die vier besten Futsal-
Teams Deutschlands (Hamburg
Panthers, Team Yasar Hamburg,
Futsal Panthers Köln und UFC Müns-
ter) den Pokalsieger, der den DFB
in der nächsten Saison im UEFA-
Cup vertreten darf.
Die Teilnehmer hatten sich in ihren
Regionalverbänden qualifiziert und
spielten zunächst in den beiden
Halbfinals die Endspielteilnehmer
aus. Dabei setzten sich die Ham-
burg Panthers gegen den UFC Müns-
ter und die Futsal Panthers Köln
gegen das Team Yasar durch, so
dass es im Endspiel zu einem „Pan-
thers“-Duell zwischen den Teams
aus Hamburg und Münster kam.
Vor dem mit Spannung erwarteten
Endspiel stand dann aber noch ein
Einlagespiel zwischen dem „DFB-
All-Star-Team“ und der dänischen
Nationalmannschaft an. Das „DFB-
All-Star-Team“ setzt sich aus den
besten Spielern der nicht für das
Final Four qualifizierten Mann-
schaften zusammen; es bildet
praktisch, solange der DFB noch
keine Entscheidung für eine Natio-
nalmannschaft getroffen hat,
deren inoffizielle Variante. In Däne-
mark ist man da schon einen
Schritt weiter, hier gibt es bereits
ein offizielles Nationalteam, das in
Lübeck seine internationale Feuer-
taufe erlebte.
Dieses Spiel war wirklich Werbung
für den Futsal und zeigte vor allem
in der Schlussphase, wie spannend
dieser Sport sein kann. Bis 79
Sekunden vor Schluss führte die
deutsche Mannschaft mit 3:2, kas-
sierte dann den Ausgleich und
musste zehn Sekunden vor dem
Ende sogar das 3:4 hinnehmen. Auf
Grund der Nettospielzeit (die Uhr
wird bei jeder Unterbrechung
angehalten) ist im Futsal selbst so
kurz vor Schluss noch nichts verlo-
ren. Die Deutschen spielten ihren
letzten Angriff unter Einbeziehung
ihres Torhüters noch aus und
erzielten tatsächlich in der letzten
Sekunde das 4:4.
Auch das Finale um den Futsal-Cup
bot für deutsche Verhältnisse
„
hohe Futsal-Kost“. Nachdem das
Kölner Team in der ersten Halbzeit
mit 2:0 in Führung gegangen war,
gelang den Hamburgern mit zwei
Treffern kurz vor und kurz nach
der Pause der Ausgleich. In einem
spannenden Spiel mit Torchancen
und überragenden Torhüter-Leis-
tungen auf beiden Seiten fiel die
Entscheidung erst in der letzten
Minute. Die Hamburger trafen noch
zwei Mal und holten so den DFB-
Futsal-Cup in die Hansestadt.
Natürlich stellt so ein Finalturnier
auch einen Höhepunkt für die
Schiedsrichter dar. Neben unseren
beiden FIFA-Schiedsrichtern Stephan
Kammerer und Swen Eichler waren
auch Ingo Hess und Heiko Lang-
hammer für die Tage in Lübeck
nominiert. Als Dritter Offizieller
kam Timo Röntsch zum Einsatz.
Alle Schiedsrichter trugen mit
ihren Leistungen zum hervorra-
genden Gelingen des Final Fours
bei und bestätigten damit ihre
Nominierung.
Die Form eines solchen Final Fours
hat den Vorteil, dass man auch von
Seiten der Schiedsrichter einmal
mehr Zeit hat, sich mit seinen Spie-
len auseinanderzusetzen. So konn-
ten die durchgeführten Spiele im
Rahmen eines Coachings sowohl
zeitnah als auch zeitintensiv von
Günther Schaper und mir als Beob-
achter ausgewertet werden.
Besonders gefreut haben die
Schiedsrichter sich auch, dass sich
DFB-Lehrwart Lutz Wagner die Zeit
nahm, die Finalspiele anzuschauen
und sich so ein Bild vom Leistungs-
stand seiner Futsal-Spitzen-
Schiedsrichter zu machen.
Solche Veranstaltungen sind immer
eine sehr gute Gelegenheit, Wer-
bung für die Basis zu betreiben.
Diese Möglichkeit nutzte der gast-
gebende Schleswig-Holsteinische
Fußballverband hervorragend,
indem er einen Fortbildungs-Lehr-
gang für 30 Futsal-Schiedsrichter
organisierte. Dabei war es selbst-
verständlich, die anwesenden Spit-
zen-Schiedsrichter einzubinden.
Stephan Kammerer und Swen Eich-
ler nahmen sich am Morgen eine
Stunde Zeit, um mit den Teilneh-
mern Regelfragen zu besprechen,
aber auch, um von ihren internatio-
nalen Erfahrungen zu berichten.
Ein weiterer Höhepunkt des Lehr-
gangs war am Nachmittag eine
Podiumsdiskussion, an der neben
den beiden Beobachtern auch Lutz
Wagner teilnahm. Neben den vielen
Fragen, die er zu seiner Laufbahn
und zu Regelproblemen zu beant-
worten hatte, machte er aber auch
deutlich, mit welcher Ernsthaftig-
keit das Thema Futsal im Schieds-
richter-Bereich angegangen wird.
Deshalb sollten sich die jungen
Schiedsrichter nicht von den noch
zu wenigen Einsatzmöglichkeiten
abschrecken lassen; auch der Spiel-
betrieb wird sich sicher Schritt für
Schritt weiterentwickeln.
Dieses Final Four in Lübeck erfüllte
alle Erwartungen. Eine tolle Organi-
sation, rasante Spiele, begeisterte
Zuschauer, sehr gute Schiedsrich-
ter-Leistungen – eine Werbung für
Futsal auf höchstem Niveau.
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Lutz Wagner (rechts) mit den Teilnehmern des Lehrgangs in Lübeck.