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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 2
kenntnis versteht: „Als Schieds-
richter im modernen Fußball muss
man wissen, wie die Mannschaften
taktisch ausgerichtet sind. Im heu-
tigen Fußball passiert nichts zufäl-
lig, man kann und muss also seine
Spielleitung und sein Laufverhalten
darauf immer wieder einstellen.“
Dies gelinge nur, wenn man körper-
lich, mental sowie technisch-tak-
tisch vorbereitet sei.
Erstmals bei einer Europameister-
schaft gibt es vor jedem Spiel
sogar ein genau festgelegtes Auf-
wärmschema. Die fünf Schiedsrich-
ter absolvieren gemeinsam ein
fünfteiliges Programm: fünf Minu-
ten Gehen oder Laufen, fünf Minu-
ten aktives Dehnen, fünf Minuten
Mobilisierung, fünf Minuten
Beschleunigung mit Richtungs-
wechseln sowie fünf Minuten
Sprints und eine spielerische
Übung zur visuellen Konzentration,
bei der die Schiedsrichter abwech-
selnd ihre Position so an die Bewe-
gungen zweier Kollegen anpassen
müssen, dass sie in einem 90-
Grad-Winkel zu diesen stehen.
Auch um den regeltechnischen
Part zu besprechen, trafen sich
alle EM-Schiedsrichter Anfang Mai
mit der UEFA-Schiedsrichter-Kom-
mission in Warschau. In Workshops
diskutierten sie über Szenen aus
den Bereichen Halten und Klam-
mern im Strafraum, Abseits, Hand-
spiel, Täuschungsversuche, Ablauf
bei Freistößen sowie das Prozedere
bei Verletzungen. „Eines der
Hauptziele besteht im Schutz der
Spieler“, sagt Collina. Er habe die
Schiedsrichter daran erinnert, wel-
che potenziellen Gefahren es für
die Sicherheit der Spieler gebe.
Und auch das Verhalten bei Rudel-
bildungen hat er thematisiert: „Wir
wollen nicht, dass die Schiedsrich-
ter von reklamierenden Spielern
umringt werden. Das gibt kein
gutes Bild für den Fußball ab. Wir
wollen auch keine 20 Spieler in
Massen-Konfrontationen sehen,
hier wird es Gelbe Karten für die
Verursacher geben“, kündigt Collina
auf der Homepage der UEFA an. Die
EM 2012 sei der wichtigste Wettbe-
werb der UEFA, und man müsse alle
Unparteiischen so vorbereiten, dass
sie während des Wettbewerbs ihre
Bestleistung abrufen können.
Absolut auf ihre Aufgabe konzen-
triert gehen Wolfgang Stark und
Sieben Unparteiische pro Spiel
Jeder Schiedsrichter wird zur EM von vier Assistenten aus
seinem Heimatland begleitet, die alle auf der FIFA-Liste
notiert sind. Zwei stehen an der Linie (bei Wolfgang Stark
sind das Jan-Hendrik Salver und Mike Pickel), die beiden
anderen (Florian Meyer und Deniz Aytekin) agieren neben
den Toren als Assistenz-Schiedsrichter. Dazu kommen der
Vierte Offizielle und ein Ersatz-Assistent, die zu den jeweili-
gen Spielen angesetzt werden und nicht aus dem Land des
Schiedsrichters kommen.
Hinten von links: Stéphane Lannoy (Frankreich), Howard
Webb (England), Wolfgang Stark (Deutschland), Jonas
Eriksson (Schweden), Cüneyt Çakır (Türkei).
Vorn von links: Viktor Kassai (Ungarn), Nicola Rizzoli
(
Italien), Bjorn Kuipers (Niederlande), Pedro Proença
(
Portugal), Damir Skomina (Slowenien), Carlos Velasco
Carballo (Spanien). Der Schotte Craig Thomson war beim
offiziellen Foto-Termin verhindert.
Außerdem wurden vier Vierte Offizielle ausschließlich für
diese spezielle Funktion benannt: Marcin Borski (Polen),
Tom Harald Hagen (Norwegen), Pavel Královec (Tsche-
chien) und Viktor Shvetsov (Ukraine).
Die Schiedsrichter für die EURO 2012
seine Assistenten das Projekt
Europameisterschaft an. Interna-
tionale Erfahrung haben die deut-
schen Unparteiischen ausreichend
gesammelt. Im Jahr 2008 war
Stark bereits bei den Olympischen
ndrik Salver, Florian Meyer, Wolf-
UEFA-Schiedsrichter-Chef
Pierluigi Collina stellt hohe
Anforderungen.
Spielen dabei, 2010 leitete er
gemeinsam mit Mike Pickel und
Jan-Hendrik Salver drei Spiele bei
der WM in Südafrika.
Neben der WM und Olympia ist die
Europameisterschaft eines der
ganz großen Turniere, die es welt-
weit gibt. Es ist alle vier Jahre das
wichtigste Fußball-Ereignis auf
unserem Kontinent. Da kommen
die europäischen Topteams zusam-
men, und da will man natürlich
auch als Schiedsrichter dabei
sein“, sagt Wolfgang Stark. Er freut
sich auf den nächsten Höhepunkt