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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 2
Aufwärmen für die EM
Nach einer langen Bundesliga-Saison steht für Wolfgang Stark und sein Team der Höhepunkt des Jah-
res unmittelbar bevor – die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. David Bittner hat den
Schiedsrichter bei seinen Vorbereitungen auf die EM ein Stück begleitet.
E
s ist der 33. Spieltag der Sai-
son, als Wolfgang Stark mit
seinem Team in den Breisgau
fährt. Borussia Dortmund hat die
Meisterschaft zu diesem Zeit-
punkt bereits in der Tasche, und
auch auf den internationalen Qua-
lifikations-Plätzen dahinter ist
das Meiste schon entschieden.
So ist es an diesem Wochenende
der Abstiegskampf, in dem Wolf-
gang Stark gebraucht wird. Er ist
mit seinen Assistenten Mike Pickel
und Jan-Hendrik Salver für das
Spiel zwischen dem SC Freiburg
und dem 1. FC Köln angesetzt. Eine
Woche zuvor war Stark bereits bei
der Partie in Berlin gegen den
1.
FC Kaiserslautern im Einsatz.
Gerade in solchen Spielen, wenn
es für die Vereine um Alles oder
Nichts geht, ist Schiedsrichter-
Chef Herbert Fandel froh, wenn er
seine erfahrensten Männer ins
Rennen schicken kann.
Für das „Team Stark“ sind solche
kniffligen Aufträge fast schon All-
tag, aber zur Routine werden sie
nie. Woche für Woche sind sie in
Stadien, in denen es besonders
brisant werden könnte. Dort, wo
der Druck auf die Mannschaften
besonders groß ist, muss das
FIFA-Gespann es richten. „Gerade
im Vorfeld der Europameister-
schaft sind solche Spiele, in
denen es um viel geht, genau das
Richtige für uns“, erklärt Wolf-
gang Stark, denn auch bei der EM
werde es in jedem Spiel um sehr
viel gehen. „Jede Mannschaft hat
nur drei Gruppenspiele und will
weiterkommen, also ist jedes
Spiel ein Endspiel. Das erhöht den
Druck auf die Spieler und damit
auch auf uns Schiedsrichter. Wenn
man die Sache aus dieser Per-
spektive sieht, geht es für uns mit
der EM also nahtlos weiter.“
Um mit solch einer Belastung klar-
zukommen, ist eine perfekte Vor-
bereitung unbedingt notwendig.
Schon seit Dezember 2011 –
damals hat die UEFA die Unpartei-
ischen für die EM nominiert – ist
das Training von Wolfgang Stark
bis ins letzte Detail geplant. So
will die UEFA sicherstellen, dass
Stark und die anderen elf EM-
Schiedsrichter topfit ins Turnier
gehen. „Die Pläne sind so detail-
liert ausgearbeitet, dass man uns
genau sagt, an welchen Tagen wir
Sprints, Ausdauer oder Kraft trai-
nieren sollen. Wenn Einsätze
dazwischen kommen, wird das
Training flexibel angepasst“,
erzählt Stark. Auch wenn die
Schiedsrichter regelmäßig ihre
Trainingsdaten weitergeben müs-
sen, empfindet der Deutsche die
Vorgaben der UEFA weniger als
Belastung, sondern vielmehr als
eine Hilfestellung, das eigene
Training effektiv zu gestalten.
Wir brauchen Athleten, nicht nur
Schiedsrichter – fit zu sein ist
wichtig“, hat der UEFA-Schieds-
richter-Chef Pierluigi Collina
jüngst auf einem der Workshops
vor der EM gesagt. Und das sieht
auch der deutsche EM-Schieds-
richter so: „Da die Spiele in den
vergangenen Jahren schneller
geworden sind, müssen die
Schiedsrichter diesen Trend mit-
gehen. Die Fitness eines Schieds-
richters ist wichtig, um dem Spiel
folgen zu können.“
Doch damit nicht genug: Aspekte
wie Persönlichkeit und mentale
Vorbereitung spielen ebenso eine
Rolle wie der „technische
Bereich“, unter dem Wolfgang
Stark nicht nur die sichere Regel-
Vorschau
Zum Warmmachen haben die EM-Schiedsrichter-Teams ein festgelegtes Programm. Von links: Jan-He
gang Stark, Deniz Aytekin, Mike Pickel.