Gagelmann und Müller-Schmäh souverän
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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 2
Porträt
Zweite Testphase
wurde gestartet
Seit dem 10. Mai und noch bis Ende
Juni lässt die FIFA mit weiteren Pra-
xis-Tests eine mögliche Einführung
der Torlinien-Technologie prüfen.
Die Eidgenössische Materialprü-
fungs- und Forschungsanstalt
(
EMPA) untersucht im Auftrag des
Fußball-Weltverbandes zwei Systeme
in mehreren Testreihen auf ihre Pra-
xis-Tauglichkeit.
Um die Zuverlässigkeit und Genauig-
keit der beiden Systeme „Hawk-Eye“
und „GoalRef“ sowie die Robustheit
der jeweiligen Technik zu prüfen,
muss die Torlinien-Technologie
neben Schüssen auf leere Tore,
gegen eine Prellwand oder einen
Torhüter auch Trainings-Situationen
mit mehreren Spielern bestehen. In
Labortests werden unter anderem
Hitze- und Feuchtigkeits-Beständig-
keit sowie Reaktionen bei magneti-
schen Einflüssen oder durch Fern-
seh-Kameras festgehalten.
Der erste Test-Einsatz des „Hawk-
tionale Finale seiner Karriere
anpfiff. In den folgenden 93 Minuten
bestätigte er mit seinem EM-Team
das Vertrauen der UEFA-Schieds-
richter-Kommission, die ihn zu die-
sem Spiel angesetzt hatte.
Unterstützt wurde Wolfgang Stark
von seinen Assistenten Jan-Hendrik
Salver und Mike Pickel. Die deut-
schen FIFA-Schiedsrichter Florian
Meyer und Deniz Aytekin waren als
Torrichter im Einsatz. Vierter Offi-
zieller war der Franzose Stéphane
Lannoy. Auf der Tribüne und in der
Kabine konnten sie die Glückwün-
sche des UEFA-Präsidenten Michel
Platini entgegennehmen, der vor
allem von der reibungslosen Team-
Arbeit beeindruckt war.
Verantwortliche, Fachleute, Journalisten und
Zuschauer waren sich darüber einig, dass die beiden
Schiedsrichter-Teams in den DFB-Pokalendspielen am
12.
Mai hervorragende Leistungen boten. In Berlin
hatte Peter Gagelmann, dem Matthias Anklam und
Sascha Thielert sowie Marco Fritz als Vierter Offizieller
zur Seite standen, das Spiel zwischen Borussia Dort-
mund und Bayern München (5:2) jederzeit im Griff.
Für das Frauenfinale in Köln zwischen dem 1. FFC
Frankfurt und dem FC Bayern München (1:2) hatte der
DFB Inka Müller-Schmäh mit ihren Assistentinnen
Mirka Derlin und Kathrin Heimann sowie Christine
Baitinger angesetzt.
So wie es für jeden Fußballer ein Traum ist, bei einem
Pokalendspiel auf dem Rasen stehen zu dürfen, so
sehr freuen sich auch die Unparteiischen über einen
solchen Einsatz. Es gibt nun mal in Deutschland keine
Begegnung, die einen vergleichbaren Charakter hat.
Kein Wunder also, dass die Endspiel-Nominierung bei
Peter Gagelmann Freude und Stolz zugleich hervor-
rief. „Ich werde gemeinsam mit meinen Assistenten
versuchen, möglichst wenig Fehler zu machen und
das Spiel souverän über die Bühne zu bringen“, sagte
Gagelmann „DFB-Aktuell“. Und das bekam der
43-
jährige Bremer dann auch unspektakulär und
unauffällig hin, obwohl das Aufeinandertreffen des
Meisters und des Vizemeisters im Berliner Olympia-
stadion vor 75.708 Zuschauern natürlich alles andere
als ein Selbstläufer war.
Wenn man in einem Pokalfinale in der ersten Hälfte
schon zwei Elfmeter verhängt, kann man ja nicht
gerade von einem leichten Spiel sprechen“, sagte der
Schiedsrichter dem „Weser Kurier“. Und ergänzte:
Man spürt recht schnell, ob die Entscheidungen pas-
sen und ob die Akzeptanz dafür da ist.“ Das war sie.
Gagelmann, der seit zwölf Jahren in der Bundesliga
pfeift und fast 170 Partien in der höchsten deutschen
Spielklasse bestritt, bekam von allen Seiten Lob. Auch
die arg gebeutelten Spieler des FC Bayern gratulier-
ten dem Bremer Referee zu seiner Leistung.
Mit Inka Müller-Schmäh schickte der DFB ebenfalls
eine seiner erfahrensten Schiedsrichterinnen in das
Endspiel im Kölner Rhein-Energie-Stadion. Die 36-Jäh-
rige Potsdamerin leitet seit 1997 Spiele in der Frauen-
Bundesliga und ist nach Martina Storch-Schäfer die
dienstälteste Unparteiische in der Spitze des deut-
schen Frauenfußballs.
Bereits viermal war die FIFA-Assistentin im DFB-Pokal-
finale an der Linie, nun stand sie selbst in der Mitte.
Ich freue mich auf das Pokalspiel, weil es national
das bedeutendste Klubspiel ist“, sagte Müller-Schmäh
nach ihrer Nominierung. Es sei für sie eine große
Ehre, diese Verantwortung übertragen zu bekommen.
Und Müller-Schmäh zeigte dann beim 2:0-Sieg der
Münchnerinnen gegen den 1. FFC Frankfurt vor 15.678
Zuschauern ebenfalls eine souveräne Vorstellung.
Dabei kam die Rechtsanwältin sogar ganz ohne
Disziplinarstrafen aus.
UEFA-Präsident Michel Platini
gratuliert Wolfgang Stark zu
seiner Spielleitung.
Peter Gagelmann und Inka Müller-Schmäh
waren in ihren Endspielen jeder Situation
gewachsen.
Starke Leistungen in den DFB-Pokalendspielen
Eye“ fand am 16. Mai im Finale des
Hampshire FA Senior Cup zwischen
Eastleigh FC und AFC Totton in
England statt. Eine zweite Partie
sollte noch festgelegt werden. Das
System „GoalRef“ soll bei zwei
Spielen in der dänischen Superliga
oder einem Test-Länderspiel seine
Tauglichkeit beweisen.
Die Ergebnisse der zweiten Test-
phase werden dem International
Football Association Board (IFAB)
vorgelegt. Dieser soll dann
unmittelbar nach dem Ende der
Europameisterschaft bei einer
Sondersitzung am 2. Juli in Kiew
definitiv über die Nutzung der
Technologie entscheiden.