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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 4 / 2 0 1 2
ten Alter Perspektiven. Wir sagen
zwar, es geht nach Leistung, und
das zeigen wir auch durch unsere
Personal-Entscheidungen. Aber die
Wahrheit ist auch: Das Nadelöhr ist
klein, und es sind nur ganz wenige,
die es bis ganz nach oben schaffen
können. Das ist auch ganz logisch,
denn das Schiedsrichter-Wesen
ist ja wie eine Pyramide gebaut.
Dennoch geht es darum, jedem
Schiedsrichter zu jeder Zeit seiner
Laufbahn Ziele und Perspektiven
aufzuzeigen, auch den älteren. Das
kann zum Beispiel über die Assis-
tenten-Schiene erfolgen. Man darf
dabei auch keine Limits einbauen
oder Altersgrenzen festlegen, son-
dern muss von Fall zu Fall ent-
scheiden.
Wie könnten denn Konzepte aus-
sehen, mit denen man „perspek-
tivlose“ Schiedsrichter weiter
motivieren kann?
Fandel:
In der 2. Bundesliga
haben wir zum Beispiel auch
Schiedsrichter, denen zur Bundes-
liga ein Stück fehlt – und die auch
wissen, dass sie den letzten
Sprung nicht schaffen werden.
Mein Ziel ist dann immer, diesen
Schiedsrichtern mit besonderen
Ansetzungen zu zeigen, wie groß
meine persönliche Wertschätzung
ihrer Person ist. Um diese auszu-
drücken, muss es nicht immer der
Aufstieg in die nächsthöhere Spiel-
klasse sein, sondern es beginnt
schon beim persönlichen Gespräch
mit dem Schiedsrichter. Der merkt
dann sehr wohl, dass ich auf ihn
nicht verzichten kann. Denn eine
vernünftige Altersstruktur bedeu-
tet, dass man in jeder Klasse auch
sehr erfahrene Schiedsrichter hat.
Nur junge oder nur alte Schieds-
richter – beides kann nicht gut
gehen.
Auf sehr positive Resonanz stieß
in der vergangenen Saison der
Wettbewerb „Danke, Schiri!“, mit
dem der DFB den Einsatz der
Schiedsrichter an der Basis wür-
digte. Wie wird es mit dieser
Aktion weitergehen?
Fandel:
Wir diskutieren derzeit
noch darüber, in welcher Form wir
das fortsetzen. Die Aktion war
sicherlich ein kleiner Pauken-
schlag, mit dem wir zeigen konn-
ten, dass die Schiedsrichterei nur
funktioniert, wenn sie von der
Spitze bis zur Basis eine Einheit
bildet. Diejenigen, die bei der
Abschluss-Veranstaltung in Hanno-
ver geehrt wurden, stehen dabei
stellvertretend für die fast 80.000
„
wahren Helden der Kreisklasse“,
wie Lutz Wagner sie gern und zu
Recht nennt. Die Ehrung kam von
Herzen und ist eine klare Bot-
schaft, dass die Schiedsrichter
eine Familie sind.
Sportpolitisch hat es eine gravie-
rende Änderung gegeben: Wolf-
gang Niersbach hat im Frühjahr
Dr. Theo Zwanziger als DFB-Präsi-
dent beerbt. Welche Auswirkun-
gen hat dieser Führungswechsel
auf die Arbeit der Schiedsrichter-
Kommission?
Fandel:
Genau wie unter Theo
Zwanziger haben wir mit Wolfgang
Niersbach einen Präsidenten, der
die Arbeit der Schiedsrichter
schätzt. Er weiß, dass er ein star-
kes Schiedsrichter-Wesen braucht,
damit der DFB als Dienstleister für
den Fußball professionell arbeiten
kann. Wolfgang Niersbach ist sehr
nah dran am Fußball und verkör-
pert diesen auch – deshalb kann
man mit ihm gut über die Dinge
sprechen. Für uns ist klar zu
erkennen, dass er uns Schiedsrich-
ter unterstützt, und demzufolge
fühlen wir uns gut bei ihm aufge-
hoben.
Und zum Schluss wollen wir
natürlich auch dieses Mal wissen,
welche Maßnahmen Sie umge-
setzt haben möchten, wenn wir
uns in einem Jahr erneut zum
Saison-Interview treffen.
Fandel:
Wir wollen weiter Stein auf
Stein setzen, denn es geht nicht
alles von heute auf morgen. Als
Schiedsrichter konnte ich mit mei-
nen Entscheidungen sofort für
Veränderungen auf dem Spielfeld
sorgen. Als Funktionär musste ich
in den vergangenen zwei Jahren
lernen, Geduld zu haben, um Stück
für Stück in die richtige Richtung
zu gehen. Neben einer weiteren
inhaltlichen und personellen Pro-
fessionalisierung möchten wir in
den kommenden Monaten profes-
sionellere Strukturen schaffen für
unsere Spitzen-Schiedsrichter –
das ist notwendig, und das haben
sie sich durch ihre starken Leistun-
gen auch verdient.
■
Als Funktionär musste
ich lernen, Geduld zu
haben.“
Im Berliner „Abion-Hotel am Spreebogen“ trafen sich die
SRZ-Mitarbeiter Lutz Lüttig (links) und David Bittner mit Her-
bert Fandel zum Interview.
„
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