5
S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 2
ten – eine enge Verbindung
dent gekürt. Die einstimmige Wahl von Wolfgang Niersbach nimmt Lutz Lüttig zum Anlass, einen
Präsident Egidius Braun, hier 1992 in der DFB-Bibliothek, war
einst selbst Schiedsrichter.
1936,
Olympiastadion Berlin: Dr. Peco
Bauwens (links und auf dem kleinen
Foto als DFB-Präsident) bespricht sich
vor der Verlängerung des Olympia-End-
spiels 1936 mit seinen Linienrichtern
aus Schweden und Ungarn. Letztlich
siegte Italien gegen Österreich mit 2:1.
in der Amtszeit von Egidius Braun,
der eine besondere Beziehung zu
den Schiedsrichtern hatte.
Der heute 87-jährige DFB-Ehren-
präsident war nämlich selbst einige
Jahre Schiedsrichter und leitete
in seiner Heimatregion Aachen
Spiele bis zur Bezirksliga. Kein
Wunder, dass Volker Roth, der als
Vorsitzender des DFB-Schiedsrich-
ter-Ausschusses in den Jahren
1995
bis 2001 mit Braun zusammen-
arbeitete, voll des Lobes über die-
sen Präsidenten ist: „Egidius
Braun hatte für unsere Sache
immer ein offenes Ohr. Auf sein
Wort konnte man sich jederzeit
verlassen.“
Aber natürlich hatten auch andere
DFB-Präsidenten einen besonderen
Bezug zu den Schiedsrichtern.
Ferdinand Hueppe, der erste DFB-
Präsident half dem Fußball und
damit vor allem auch den Schieds-
richtern, indem er die Vereinheitli-
chung der Spielregeln kraftvoll
vorantrieb. Zu Beginn des vorigen
Jahrhunderts musste man sich
nämlich vor allem bei überregiona-
len Spielen vor dem Anpfiff erst
mal mühsam verständigen, nach
welchen Regeln gespielt werden
sollte. Das dauerte manchmal län-
ger als das Spiel selbst und war
einer der Hauptgründe, der am
28.
Januar 1900 zur Gründung des
DFB führte.
1905
wurde Gottfried Hinze Präsi-
dent. Auch wenn wir uns heute die
Fußball-Funktionäre von damals
gern als ältere, grau- bis silberhaa-
rige Herren vorstellen wollen: Es
waren doch oft junge Leute, die
Fußball-Vereine gründeten oder
Fußball-Verbände ins Leben riefen.
So war Gottfried Hinze bei seiner
Wahl gerade 31 Jahre alt – und
natürlich noch fußballerisch aktiv.
Er stand im Tor des von ihm mit
gegründeten Duisburger Spielver-
eins – und war ein hervorragender
Schiedsrichter.
Mit den Spielregeln entwickelte
sich auch das Schiedsrichter-
Wesen. Bis zum Ersten Weltkrieg
war es allgemein so, dass die füh-
renden Männer in den Vereinen
und Verbänden auch als Schieds-
richter tätig waren. Ihre Stellung
verschaffte ihnen einen Vertrau-
ensvorschuss; sie galten als Funk-
tionäre in der Verwaltung und auf
dem Spielfeld. Das traf für alle zu –
für den Vorsitzenden des kleinsten
Landvereins bis zum 1. Vorsitzen-
den des DFB, wie der Präsident
damals offiziell hieß.
So leitete Gottfried Hinze 1909 das
Endspiel um die Deutsche Meister-
schaft zwischen dem FC Phönix
Karlsruhe und Viktoria 89 Berlin
(4:2).
In seine Präsidentschaft fiel
1924
auch die Gründung des Bun-
des-Schiedsrichter-Ausschusses,
des Vorgängers der heutigen DFB-
Schiedsrichter-Kommission. Damit
lenkte Hinze „die Arbeit an den
Spielleitern in eine einheitliche
Bahn“, wie es Carl Koppehel
beschrieb, der zu jener Zeit schon
die „Deutsche Schiedsrichter-Zei-
tung“ herausgab. Wichtig war
Hinze, dass neben der inzwischen
vorhandenen Einheitlichkeit des
Regeltextes auch die Auslegung
der Spielregeln zentral gesteuert
und gelehrt wurde. So gab es dann
auch bald die ersten überregiona-
len Lehrgänge für die höherklassi-
gen Schiedsrichter.
Als Hinze 1925 abtrat, weil er den
Umzug der DFB-Zentrale von
Kiel nach Berlin ablehnte, wurde
sein Nachfolger ein Mann, der
ebenfalls wusste, wie man ein
Fußballspiel leitet. Koppehel:
Auch Felix Linnemann, zwanzig
Jahre lang DFB-Vorsitzender, war
als ein guter Schiedsrichter aner-
kannt.“
***
Zu dieser Zeit, Mitte der 20er-
Jahre, pfiff ein Mann die wichtigs-
ten Spiele in Deutschland, der
schon damals den Marschallstab