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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 2
Titelthema
Schiedsrichter und Präsiden
Nach dem Rücktritt von Dr. Theo Zwanziger wurde am 2. März in Frankfurt am Main ein neuer DFB-Präsi
historischen Blick auf das Verhältnis der Schiedsrichter zu den Präsidenten zu werfen.
Dr. Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach gratulierten FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark
zur Leitung des DFB-Pokalfinales 2011.
A
l
s Wolfgang Niersbach am Tag
seiner Wahl zum elften DFB-
Präsidenten ans Rednerpult trat,
wurde schnell deutlich, dass der
ehemalige Generalsekretär die
konkrete Arbeit für den Fußball
über das Bauen von theoretischen
Gedankengebäuden stellt. Deshalb
bezog er auch sich selbst mit ein,
als er vor den 257 Delegierten in
Frankfurt am Main auf das Schieds-
richter-Wesen einging.
Ich denke, beim Bereich Schieds-
richter müssen wir bei uns allen
anfangen und uns selber fragen:
Begegnen wir diesen Sportlern,
unseren Sportlern mit dem nöti-
gen Respekt? Das ist zwar nicht
neu, auch die Appelle an das Fair
Play nicht. Aber das Wort Respekt
ist da doch angebracht, bei allem
Druck, den man so hat. Irgendwo
ist es doch verrückt, dass den
Spielern der größte Fehler nach-
sichtig verziehen wird, der ist in
der nächsten Szene vergessen –
aber wehe, es wird ein Einwurf mal
in die falsche Richtung gegeben!“,
sagte der gelernte Journalist.
Und weiter: „Ich glaube, wenn man
vom Verhalten, von Spielregeln
spricht, dann fängt es mit dem
Respekt auf dem Spielfeld an.
Regeln sind dazu da, dass sie ein-
gehalten werden, weitgehend – wir
verstoßen im Straßenverkehr
jeden Tag dagegen; wer es nicht
macht, soll jetzt aufzeigen. Aber
auf dem Spielfeld brauchen wir das.“
Wolfgang Niersbach sprach die
Schiedsrichter und ihren „Chef“
dann direkt an: „80.000 Schieds-
richter sind es, die an jedem
Wochenende im Einsatz sind,
80.000
Sportler, im oberen Bereich
Hochleistungssportler, die in
Sekundenbruchteilen entscheiden
müssen. Herr Fandel, Sie und Ihr
Team, da sind wir auch mit der DFL
im Dialog, wollen einfach die Dinge
weiterbringen.“
Herbert Fandel, der Vorsitzende
der DFB-Schiedsrichter-Kommis-
sion, kommentierte die Worte des
neuen Präsidenten erfreut: „Ich
habe registriert, dass Wolfgang
Niersbach in seiner Rede einen
Blick für die Notwendigkeiten des
Schiedsrichter-Wesens zeigte. Ich
freue mich deshalb auf vernünftige
und sachliche Gespräche über die
Zukunft.“
Die weitere Professionalisierung
der Bedingungen für die Top-
Schiedsrichter; innovative Metho-
den und Wege für die Werbung
neuer Unparteiischer; dazu der
immerwährende Kampf um
Respekt und Anerkennung; und
vielleicht sogar im Zuge der Ein-
richtung eines DFB-Leistungszen-
trums die Schaffung einer zentra-
len Aus- und Fortbildungsstätte für
die Schiedsrichter – es gibt genü-
gend Themen, um eine gedeihliche
Zusammenarbeit zwischen dem
neuen DFB-Präsidenten und der
Schiedsrichter-Kommission entste-
hen zu lassen.
Eine wichtige Rolle kommt dabei
Karl Rothmund zu. Der erfahrene
DFB-Vizepräsident hat die Aufgabe
übernommen, die Interessen und
Notwendigkeiten des Schiedsrichter-
Wesens von der Spitze bis zur
Basis zu bündeln und im Präsidium
zu vertreten.
***
Dass die DFB-Präsidenten den
Schiedsrichtern immer besonders
verbunden waren, ergibt sich aus
der Sache selbst. „Ohne Schiri geht
es nicht!“ war das Motto einer der
Kampagnen zur Gewinnung von
neuen Schiedsrichtern, die ganz
prägnant den Stellenwert der
Unparteiischen ausdrückte. Sie lief