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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 2
Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen.
Editorial
Inhalt
Liebe Leserinnen und Leser!
Die Häufigkeit der Verletzungen gibt uns zu
denken. Das dürfen wir nicht ignorieren und
müssen es im Auge behalten.“
Mit diesen Worten wurde ich vor wenigen
Wochen in den Medien zitiert. Diese Aussage
hat heute mehr denn je Gültigkeit. Während
die gesundheitsgefährdende Grätsche von hin-
ten in die Beine des Gegenspielers hinein nur
noch selten in unseren Stadien zu sehen ist,
hat die Zahl der schweren Kopfverletzungen
nach Zweikämpfen in den letzten Monaten wei-
ter zugenommen.
Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Das
immer höhere Tempo des Spiels, die größere
Athletik der Spieler, der wachsende Druck auf
die Akteure und der Kampf um den Auf- oder
gegen den Abstieg gehören sicher ebenso
dazu, wie die eine oder andere fahrlässige,
vielleicht sogar bewusste Aktion eines Spie-
lers, der seinem Gegner den Ellenbogen ohne
Rücksicht auf Verluste“ ins Gesicht schlägt.
Natürlich kommt bei der Analyse dieser Ent-
wicklung schnell die Frage auf: Was tun? Die
Antwort ist nicht einfach.
Klar ist eines: Es gibt nur sehr wenige Spieler,
die ihren Gegenspieler ganz bewusst mit
einem Ellenbogenschlag außer Gefecht setzen
wollen. Diese Spieler kompromisslos aus dem
Verkehr zu ziehen und für längere Zeit vom
Fußball auszuschließen, ist eine Selbstver-
ständlichkeit, die niemand anzweifeln kann.
Schwieriger wird es bei den so genannten
Grenzfällen, bei denen eine Absicht nicht klar
erkennbar ist und auch der Zufall eine gewisse
Rolle spielen kann. Diese Situationen können
fußballtypisch sein – und manchmal unglück-
licherweise auch noch unumgänglich.
Bei solchen Szenen liegen die „Experten-Mei-
nungen“ auch nach Betrachten der Fernsehbil-
der oft weit auseinander. Der Schiedsrichter
wird schon wegen der mangelnden Eindeutig-
keit sehr wohl abwägen, welcher Eindruck für
ihn bestimmend ist und die Persönliche Strafe
wohlüberlegt danach ausrichten.
Fest steht indes: Wenn eine klare Schlagbewe-
gung mit Arm oder Ellenbogen zu erkennen
ist, muss ein Platzverweis erfolgen. Das harte
Vorgehen unserer Schiedsrichter in diesen Fäl-
len wird die Spieler abschrecken, weil die eigene
Das Problem
Ellenbogen
Herbert Fandel,
Vorsitzender
der DFB-
Schiedsrichter-
Kommission.
Mannschaft in Unterzahl kaum die gewünsch-
ten Ziele erreichen kann. Und der Täter mit
einer längeren Sperre rechnen muss.
Zur Lösung des Ellenbogen-Problems gehört
aber auch die Unterstützung der Trainer und
Manager unserer Klubs. Schläge ins Gesicht
oder auch Ohrfeigen zu verharmlosen und
stattdessen die Entscheidungen des Schieds-
richters zu kritisieren, ist zwar in Mode, führt
aber in eine Sackgasse. Denn im nächsten
Spiel kann man schon selbst betroffen sein.
Zum Fair Play zählt für uns auch das öffentli-
che Auftreten nach hart umkämpften Spielen –
auf beiden Seiten. Deswegen wollen wir in der
Schiedsrichter-Führung klare Fehler auch als
Fehler bezeichnen. Unsere Schiedsrichter sol-
len in eindeutigen Fällen offen dazu stehen
und diese zugeben. Strittige Entscheidungen
gehören allerdings nicht in diesen Bereich.
Wenn es schon unterschiedliche Meinungen zu
einer Entscheidung gibt, dann muss die
Ansicht des Spielleiters maßgeblich unter-
stützt werden.
***
Vor wenigen Wochen wurde Wolfgang Niers-
bach zum Präsidenten des Deutschen Fußball-
Bundes gewählt. Auch weil man sich über viele
Jahre kennt und schätzt, bin ich von einer gut
funktionierenden und vertrauensvollen
Zusammenarbeit für den Fußball überzeugt.
Das Titelthema dieser Ausgabe zeigt, dass die
Verbindung der Schiedsrichter zum Präsiden-
ten immer eine ganz besondere war. Daran
wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
Die Notwendigkeiten einer professionellen Ver-
änderung im Lizenzfußball-Bereich liegen in
inhaltlicher, personeller und struktureller Hin-
sicht auf der Hand. Ich freue mich dabei auf
die Zusammenarbeit mit Wolfgang Niersbach
und wünsche an dieser Stelle unserem Präsi-
denten im Namen aller Schiedsrichter sehr
herzlich alles Gute und viel Glück.
Ihr
Herbert Fandel
Titelthema
Schiedsrichter und Präsidenten –
eine enge Verbindung
Ein historischer Blick nach der Wahl
von Wolfgang Niersbach
4
Panorama
8
Momentaufnahme
Was war da los, Sönke Glindemann?
Ein Foto und seine Geschichte
11
Porträt
Der Sammler aus Waldbrunn
Das ungewöhnliche Hobby von Norbert Postberg
13
Regel-Test
Wenn der Ball platzt
15
Lehrwesen
Vorbeugen ist besser als verletzen
Präventives Verhalten ist wichtig
16
Analyse
So etwas tut richtig weh
Was wir aus der Bundesliga lernen können
19
Wissenschaft
Klischees bewusst machen
und aufbrechen“
Die Ergebnisse einer Magisterarbeit
24
Außenansicht
Ein besonderer Auftritt
Deniz Aytekin diskutierte mit einem Presseclub
26
DFB-Aktion
Die „Danke, Schiri!“-Bilanz
27
Aus den Verbänden
28
Vorschau 4/2012
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