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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 3 / 2 0 1 2
Ein Schrank voller Schiedsrichter-Fakten: Norbert Postberg im Hobby-Keller seines Hauses in
Waldbrunn.
Akribisch notiert: Hier han-
delt es sich um Bundesliga-
Spiele von Peter Sippel.
Porträt
Norbert Postberg, einst selbst als Schiedsrichter aktiv, hat eine bemer-
kenswerte Leidenschaft: Seit mehr als 30 Jahren archiviert der 59-Jäh-
rige Presseartikel und führt Statistiken über die deutschen und europä-
ischen Unparteiischen. David Bittner hat den Sammler in seinem Heimat-
ort in der Nähe von Würzburg besucht.
Der Sammler
aus Waldbrunn
N
eben dem Schreibtisch und
einem Standkicker ist es in
erster Linie der große Wand-
schrank, der beim Besuch in Nor-
bert Postbergs Hobby-Keller ins
Auge fällt. Dieser Schrank ist sozu-
sagen das Herzstück für die
Sammlung des 59-Jährigen. Und
wenn man Norbert Postberg den
Namen eines Bundesliga-Schieds-
richters der vergangenen 49 Jahre
nennt, sucht er in nur wenigen
Sekunden den passenden Ordner
mit seitenweise Informationen
über ihn heraus: Artikel aus lokalen
und bundesweiten Tageszeitungen,
aus dem „Kicker“ und anderen
Fachzeitschriften, außerdem Statis-
tiken zu jedem geleiteten Bundes-
liga- und Pokalspiel des Schieds-
richters. Die hat Postberg alle fein
säuberlich von Hand aufgeschrie-
ben und abgeheftet.
Jeden Unparteiischen, der jemals
in der Bundesliga im Einsatz war,
hat Norbert Postberg auf diese
Weise in seinem Archiv erfasst.
Seit vielen Jahren führt er auch
Buch über die Einsätze aller inter-
nationalen Schiedsrichter im Euro-
papokal sowie bei Europa- und
Weltmeisterschaften, einschließ-
lich Qualifikationsrunden.
Pro Woche kostet ihn das ungefähr
sechs Stunden, die Postberg regel-
mäßig für seine Datensammlung
aufwendet. Die Frage nach dem
Warum?“ hat ihm auch seine Frau
in den vergangenen Jahren mehr
als einmal gestellt. „Es gibt viele
Menschen, die haben einen Samm-
lertick, von Modellautos über Kron-
korken bis hin zu Bierdeckeln. Ich
beschäftige mich einfach intensiv
mit der Schiedsrichterei“, erklärt
Norbert Postberg, der früher selbst
mit der Pfeife im Einsatz war.
Das begann 1973 im Ruhrgebiet,
genauer gesagt im Kreis 13 (Essen
Nord/West) des Fußballverbandes
Niederrhein. „Ich hatte dort ein
Spiel gesehen. Und war hinterher
der Meinung, dass ich das mit dem
Pfeifen genauso gut könnte wie
der Schiedsrichter dieser Partie.
Mein Arbeitskollege forderte mich
heraus, das zu beweisen, und so
nahm ich am nächsten Anwärter-
Lehrgang teil.“
Den Worten ließ Norbert Postberg
also Taten folgen: Sechs Jahre
lang war er im Dienste von RW
Essen bis zur Bezirksliga im Ein-
satz, darüber hinaus zwei Jahre
lang als Assistent in der Verbands-
liga, der damals höchsten Ama-
teur-Spielklasse. Berufsbedingt
musste der gelernte Versiche-
rungskaufmann schließlich mit
der Pfeiferei aufhören, zog 1986