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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 2 / 2 0 1 2
Titelthema
Die „Big Points“macht m
Die Zusammenarbeit zwischen dem Schiedsrichter und seinen Assistenten steht im Mittelpunkt des DFB
king für die Schiedsrichter-Zeitung zusammengefassten theoretischen Grundsätze dieses ewig jungen
der Praxis angeschaut – bei einem Oberligaspiel in Trier.
E
s ist der letzte Spieltag vor der
Winterpause, die Sonne stattet
Trier an diesem 4. Advent freund-
licherweise einen kurzen Besuch
ab. Schön für die Zweite Mann-
schaft von Eintracht Trier und
ihren Gegner, den SV Röchling
Völklingen, die heute in der Ober-
liga Südwest gegeneinander antre-
ten. Schön auch für Schiedsrichter
Marcel Schütz aus Worms, der für
dieses Spiel angesetzt wurde.
Gemeinsam mit seinen Assistenten
Christoph Schütz und Marcel Tiedtke
trifft er rund 80 Minuten vor
Spielbeginn am Moselstadion ein.
Seit mehr als fünf Jahren, damals
hatte Marcel seinen ersten Einsatz
in der Landesliga, sind die drei
Unparteiischen aus dem Südwest-
deutschen Fußballverband schon
ein Team. „Wir verstehen uns
inzwischen blind“, sagt der
Schiedsrichter. Kein Wunder –
schließlich sind die beiden Assis-
tenten zum einen sein jüngerer
Bruder und zum anderen sein ehe-
maliger Nachbar. Die drei sind sich
einig: „Es ist toll, mit den besten
Freunden auch gemeinsam zum
Fußball unterwegs zu sein und als
Team ein Spiel zu leiten.“
Dass ein Schiedsrichter während
des Spiels von zwei Helfern an der
Linie unterstützt wird, ist nun
schon mehr als 125 Jahre so: Als
im Jahr 1886 die Fußballregeln
neu konzipiert wurden, erhielt der
„
Linienrichter“ ein eigenes Kapi-
tel. Seitdem leitete der Referee
als alleiniger Entscheidungsträ-
ger das Spiel, und die Linienrich-
ter hatten ihn bei der Spielleitung
zu unterstützen. Diesen Status
behielten sie über mehrere Jahr-
zehnte. So heißt es noch im
Regelbuch von 1960 in der Regel 6:
„
Zwei Linienrichter sind zu
bestimmen, deren Aufgabe (...) es
ist anzuzeigen, wenn der Ball aus
dem Spiel ist und welche Mann-
schaft zum Eckstoß, Abstoß oder
Einwurf berechtigt ist.“
Ein Aufgabenbereich, der sich in
den folgenden Jahrzehnten umfas-
send erweitern sollte: Mit Beginn
der Saison 1996/97 erhielten die
Linienrichter die Bezeichnung
„
Schiedsrichter-Assistenten“. Zu
ihrem Aufgabenbereich gehört
inzwischen unter anderem die
Durchführung der Auswechslun-
gen, die Anzeige von strafbaren
Abseitsstellungen, die Kontrolle
der Spielzeit, das Melden von Un-
sportlichkeiten hinter dem Rücken
des Schiedsrichters sowie von
unauslegbaren und zweifelsfreien
Regelwidrigkeiten, die der Schieds-
richter nicht sehen konnte.
Der DFB-Lehrbrief Nr. 41 befasst
sich intensiv mit dieser Thematik.
Damit die Zusammenarbeit (neu-
deutsch „Teamplay“ genannt)
während der 90 Minuten reibungs-
los funktioniert, steht eine Forde-
rung im Mittelpunkt – die einge-
hende Absprache vor dem Spiel.
So wie sie auch Marcel Schütz und
seine Assistenten an diesem Sonn-
tag in Trier durchführen – unge-
achtet der vielen bereits gemein-
sam geleisteten Einsätze in der
Vergangenheit.
„
Natürlich waren die Absprachen
vor ein paar Jahren noch ange-
spannter, inzwischen ist es etwas
lockerer geworden“, schätzt der
Wormser Schiedsrichter ein. Frü-
her habe man darüber gespro-
chen, wie die Fahne zu halten sei
und dass man lange mit dem Fah-
nenzeichen warten solle. Heute
wünscht Marcel seinen Mitstrei-
tern für die Abseits-Anzeige vor
allem viel Glück – die grundsätz-
lichen Abläufe haben sich bei den
Assistenten längst eingebrannt.
Anstatt schiedsrichterliche Selbst-
verständlichkeiten („immer kon-
zentriert bleiben“) vor dem Spiel
herunterzubeten, geht das Trio
gezielt die vergangenen Einsätze
durch: Wie lassen sich schon mal
gemachte Fehler heute vermeiden?
Wie können wir unsere Gesamt-
leistung weiter verbessern? Aber
auch: Was ist bei den letzten Spiel-
leitungen gut gelaufen und soll
beibehalten werden? Dabei erinnert
sich Marcel an eine Strafraumszene
im letzten Spiel: „Bei einem Zwei-
Einstimmung aufs Spiel bei der Platzbegehung: Marcel Schütz mit seinen Assistenten
Christoph Schütz und Marcel Tiedtke.