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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 1 / 2 0 1 2
ht immer noch Spaß
bis 1974 pfiff er in der höchsten deutschen Spielklasse, 14 Jahre war
te die Glückwünsche der Schiedsrichter-Zeitung zum 85. Geburtstag und
ich mich sehr genau: Armin Hary
lief bei einem Sportfest in Zürich
die 100 Meter in den legendären
10,0
Sekunden, holte später bei
Olympia Gold – und ich kam auf die
FIFA-Liste.“ Ganz so schnell wie
Hary schafft „Schule“ die 100
Meter wohl nicht. Doch er gilt als
einer der konditionell stärksten
und schnellsten Unparteiischen,
geradezu als „Konditionswunder“,
wie man in alten Zeitungsberich-
ten liest.
Bis 1974 bleibt er FIFA-Referee, bevor
er mit 47 Jahren die damalige
Altersgrenze für internationale
Spiele erreicht. Die WM im eigenen
Land wird ein letzter großer Höhe-
punkt in seiner Karriere. Gerd Schu-
lenburg ist einer von vier deutschen
Schiedsrichtern, die in Deutschland
als Unparteiische und als Linienrich-
ter zum Einsatz kommen.
Außer Schulenburg sind das für den
DFB Kurt Tschenscher aus Mann-
heim und Hans-Joachim Weyland
aus Oberhausen sowie Rudi Glöck-
ner für den DFV der DDR. Das sieht
mehr nach einem Leistungsprinzip
aus als heute, wo aus jedem Land
nur ein Schiedsrichter zu einer WM
fahren soll. Dazu kommen 1974 als
September 1970, Messe-Cup (später UEFA-Cup): Seitenwahl
zwischen Lazio Rom und dem FC Arsenal London. Die Linien-
richter sind der leider so früh verstorbene Jan Redelfs
(
Hannover, links) und Gerd Boe aus Uelzen.
Dreimal das DFB-Pokalfinale
Geburtstag: 11. Oktober 1926 (Hamburg)
Schiedsrichter seit 1949
Vereine: TuS Wustrow, Stern-Pfeil Hamburg und SV Germania
Grasdorf
21
Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse (1953 bis 1974)
Oberliga von 1953 bis 1963
Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1961: 1. FC Nürnberg – Borussia
Dortmund 3:0 in Hannover
Bundesliga von 1963 bis 1974 (106 Spiele)
Drei Endspiele um den DFB-Pokal
1959:
Schwarz-Weiß Essen – Borussia Neunkirchen 5:2 in Kassel
1966:
Bayern München – Meidericher SV 4:2 in Frankfurt/Main
1970:
Kickers Offenbach – 1. FC Köln 2:1 in Hannover (sein 888. Spiel)
14
Jahre FIFA-Schiedsrichter (1960 bis 1974): 98 internationale
Einsätze, darunter 26 A-Länderspiele
Messe-Cup-Endspiel 1968 (Vorläufer des UEFA-Cups): Ferencváros
Budapest – Leeds United 0:0 (Leeds nach 1:0 im Hinspiel Cup-Sieger)
EM 1968:
Viertelfinale (Hinspiel im damaligen Modus): Bulgarien – Italien 3:2
Olympische Spiele 1972 in München: Iran – Brasilien 1:0 (Schiedsrich-
ter). Finale Polen – Ungarn 2:1 (Linienrichter bei Kurt Tschenscher)
WM 1974 in Deutschland: Schottland – Zaire 2:0 (Schiedsrichter).
Polen – Italien 2:1 (Linienrichter bei Hans-Joachim Weyland)
Die Karriere in Stichworten
DFB-Pokalfinale
1966:
Unverkenn-
bar „Schule“ –
der Friseur-
Besuch vor wich-
tigen Spielen war
obligatorisch.
Linienrichter sogar noch die vier
weiteren DFB-Unparteiischen, die zu
dieser Zeit auf der FIFA-Liste stehen:
Heinz Aldinger, Ferdinand Biwersi,
Walter Eschweiler und Klaus Ohm-
sen.
Gerd Schulenburg nimmt einen
Schluck von seinem Latte Macchiato
und deutet dann auf den Fußball,
der auf dem Tisch liegt: „Guck mal,
das ist der 74er-WM-Ball“. Keine flat-
ternde High-Tech-Kugel, sondern ein
echtes Leder, mit dem die Torwarte
von heute wohl weniger Probleme
hätten. Der Ball, den „Schule“ da
gerade in den Händen hält, ist aller-
dings ein ganz besonderer: Alle
Schiedsrichter-Kollegen, die bei der
WM 74 zum Einsatz kamen, haben
sich auf ihm mit ihrem Namen ver-
ewigt.
Am schönsten finde ich die Unter-
schrift meines ägyptischen Kolle-
gen“, sagt Schulenburg und lacht
Der WM-Erinnerungsball mit
dem ganz speziellen Auto-
gramm von Mostafa Kamel.