richter sehr viel Mut bewiesen und
das Tor zurückgepfiffen.“
Nun ging es an den vergangenen
Spieltagen natürlich nicht nur um
dieses zurückgenommene Tor.
Handspiele, Abseits-Situationen,
Notbremsen“, Angriffe mit offe-
ner Sohle – die Bundesliga bietet in
immer neuen Variationen Szenen,
aus denen jeder Schiedsrichter
etwas lernen kann.
8.
SPIELTAG
Hannover 96 – Werder Bremen
3:1
führen die Niedersachsen zwölf
Minuten vor Schluss, als Sergio
Pinto den Ball an der seitlichen
Linie des Strafraums nach vorn
geschlagen hat. Da tritt ihm der
Bremer Arnautovic mit gestreck-
tem Bein und quer gestelltem Fuß
in den Knöchelbereich seines
Schussbeins
(
Foto 2).
Ist es der
Frust über den Spielstand? Oder
der Ärger darüber, dass ihm heute
nichts richtig gelingen will? Arnau-
tovic‘ Grund für diesen Tritt kennt
er nur selbst, für den Schiedsrich-
ter ist das auch zweitrangig. Er
muss nur erkennen, dass diese
Aktion zielgerichtet ist, allerdings
nicht um den Ball zu spielen, son-
dern den Gegner zu treffen. Solch
brutale Spielweise, die zu sehr
ernsthaften Verletzungen führen
kann, ist auf jeden Fall mit „Rot“ zu
bestrafen. Das macht Schiedsrich-
ter Guido Winkmann dann auch
konsequent und schnell, wobei ihm
sein sehr gutes Stellungsspiel die
notwendige Sicherheit für seine
Entscheidung verleiht.
9.
SPIELTAG
Es ist ja nicht so, dass die Abseits-
regel erst seit Beginn dieser Sai-
son in den Mittelpunkt des Interes-
ses gerückt wäre. Auch in der Ver-
gangenheit hat es immer wieder
Situationen gegeben, die man
unterschiedlich auslegen und
bewerten konnte. Aber seitdem die
FIFA die Anwendung modifiziert
hat, wächst offensichtlich der
Diskussionsbedarf, ob die Position
eines im Abseits befindlichen Spie-
lers strafbar ist oder nicht.
FSV Mainz 05 – FC Augsburg
Bei der Hereingabe von der rech-
ten Seite befindet sich der Mainzer
Choupo-Moting direkt hinter sei-
nem Gegenspieler Möhrle in zen-
traler Position im Abseits
(
Foto
3
a).
Der Ball rollt knapp hinter die-
sen beiden Spielern vorbei und
wird dann vom hinzulaufenden
Nicolai Müller (weißer Kreis) ins Tor
geschossen. Als Möhrle merkt,
dass der Ball hinter ihm vorbei-
fliegt, dreht er sich und versucht
noch, allerdings vergeblich, ihn im
Sprung abzulenken
(
Foto 3b).
Die
Chance, das zu schaffen, wäre grö-
ßer gewesen, wenn er sich nicht in
Richtung eigenes Tor hätte
bewegen müssen, um Choupo-
Moting zu decken. Der Mainzer
Angreifer hat Möhrle also „gebun-
den“ und damit ins Spiel eingegrif-
fen. Da er das aus einer Abseits-
stellung heraus tat, hat er sich im
Sinne der seit Saisonbeginn gülti-
gen neuen Auslegung der FIFA
strafbar gemacht. Deshalb wurde
dieser Treffer von Schiedsrichter
Marco Fritz auf Zeichen seines
Assistenten Volker Wezel zu Recht
annulliert.
1.
FC Köln – Hannover 96
Und gleich noch einmal die
Abseitsfrage: Als der Hannovera-
23
S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 1 / 2 0 1 2
ner Pinto auf und ins Tor schießt,
steht sein Mitspieler Ya Konan seit-
lich vor dem Tor deutlich im
Abseits
(
Foto 4a).
Der Assistent
hebt die Fahne, der Schiedsrichter
erkennt das Tor deshalb nicht an.
Den Ärger der Hannoveraner darü-
ber kann man nachvollziehen,
denn die Entscheidung ist falsch.
An diesem Fall lässt sich demons-
trieren, dass die Abstimmung zwi-
schen dem Schiedsrichter und sei-
nem Assistenten gerade dort
Choupo-Moting knapp im Abseits, hinten kommt Müller (wei-
ßer Kreis) angelaufen.
Möhrles Versuch, den Ball abzulenken, misslingt.
Stürmer Ya Konan (weißer Kreis) steht deutlich im Abseits, aber…
Der Tritt von Arnautovic gegen Pinto.
besonders sorgfältig sein muss, wo
es um das Beeinflussen eines
Gegenspielers durch einen im
Abseits stehenden Angreifer geht.
Für den Assistenten ist es nämlich
wie in diesem Fall nicht immer ein-
fach, aus seiner Position zu erken-
nen, wie groß der Abstand zwi-
schen dem Stürmer und dem Tor-
wart ist. Dass der sich nicht im
Sichtfeld des Torwarts befindet,
sich zudem ruhig verhält und des-
Foto 2
Foto 3a
Foto 3b
Foto 4a