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S C H I E D S R I C H T E R - Z E I T U N G 1 / 2 0 1 2
Report
B
esonders gespannt kamen die
Schiedsrichter-Obleute der 21
Landesverbände und ihre Lehrwarte
zur diesjährigen Tagung mit dem
DFB in die Düsseldorfer Sport-
arena. Sie hatten bereits im Vor-
feld erfahren, dass ihnen außer
den umfangreichen Informationen
zur Arbeit der DFB-Schiedsrichter-
Kommission eine spezielle DVD
zum Regelwerk vorgestellt werden
sollte.
Ihr Zweck: Sie soll in ihrer didakti-
schen, methodischen und inhalt-
lichen Vielfalt die Arbeit der Lehr-
warte deutlich erleichtern. Dirk
Zschoke, seit 1995 Lehrwart beim
Sächsischen Fußballverband, freute
sich schon darauf: „Für uns gibt es
zunehmend Probleme, wenn wir
Lehrarbeit noch mit Magnettafel
und Zeigestock anbieten. Gerade in
der Arbeit mit dem Schiedsrichter-
Nachwuchs geht der Trend in Rich-
tung Laptop, Beamer, Power Point
und sogar E-Learning als Homestu-
dium.“ Englisch ist längst auch die
Weltsprache der Schiedsrichter…
Positives Fazit
der Kommission
Bevor jedoch den Lehrwarten
diese DVD vorgestellt wurde, ging
Herbert Fandel, der Vorsitzende
der DFB-Schiedsrichter-Kommis-
sion, in seinem Referat auf die
Situation der fast 80.000 Schieds-
richter in Deutschland ein. Er fasste
die Arbeit der neuen Kommis-
sion nach gut einem Jahr zusam-
men und betonte: „Die Fußball-
Schiedsrichter in Deutschland sind
von der Basis bis zur Spitze eine
große Familie. Den Amateur- vom
Profibereich zu trennen wie in
anderen Nationalverbänden – das
wird es bei uns nicht geben. Unser
System ist geprägt von der gemein-
samen Arbeit der Verbände mit
dem DFB.“
Im Mai 2010 sei die Kommission
zum ersten Mal zusammengetre-
ten und könne trotz gelegentlicher
Hindernisse auf eine zufriedenstel-
lende, positive Bilanz verweisen.
Die Organisationsstruktur von den
Fußballkreisen und den Schieds-
richter-Gruppen bis zur Zentrale in
Frankfurt am Main würde sicher-
stellen, dass die Unparteiischen im
DFB regelmäßig ihre Spiele auf der
Grundlage einer qualifizierten,
soliden Aus- und Weiterbildung
leiten. Zu den Leistungen der
Schiedsrichter im bezahlten Fuß-
ball gebe es überwiegend positive
Rückmeldungen, und auch interna-
tional gehörten die Unparteiischen
des DFB nach wie vor zur Spitze.
Sorge bereitet dem Vorsitzenden
der Kommission dagegen die
zunehmende Brutalität im Profi-
fußball in Deutschland: „Die Atta-
cken auf die Gegenspieler nehmen
zu. Es geht einigen Spielern nicht
mehr darum, den Ball zu erkämp-
fen, wobei Verletzungen mindes-
tens fahrlässig in Kauf genom-
men werden. Oft sind die Angriffe
sogar rücksichtslos bis brutal.“
Hier müssten die Schiedsrichter
noch energischer eingreifen und
die ganze Palette möglicher Sank-
tionen einsetzen. Letztlich bliebe
dann eben nur die Rote Karte, auch
um die Glaubwürdigkeit der Unpar-
teiischen beim Kampf für das Fair
Play deutlich zu machen.
Forderung: Mehr Schieds-
richterinnen ausbilden und
fördern
In einer Zusammenkunft mit den Ob-
leuten wies der Kommissions-Vorsit-
zende später darauf hin, dass nach
der Spielklassenreform mit Beginn
der Saison 2012/2013 die Zuständig-
keit für die Schiedsrichter und deren
Beobachter in den fünf Regionalligen
vom DFB wieder in die Verantwor-
tung der Regionalverbände zurück-
geführt wird. Hier müssten die ent-
sprechenden Auswahlverfahren statt-
finden, wie auch die Ansetzungen
dann regional vorgenommen werden.
Bei der Diskussion über Anzahl und
Leistungsstand der Schiedsrichte-
Alle Lehrwarte auf eine
Bei der Jahrestagung der Obleute und Lehrwarte mit der DFB-Schiedsrichter-Kommission wurde ein
Unparteiischen eingeschlagen. Günther Thielking berichtet aus Düsseldorf.
Vorführung der neuen DFB-DVD zur Aus- und Weiterbildung: Carsten Voss (Kompetenz-Team),
Heribert Lang (FV Niederrhein), Michael Beitzel (FV Mittelrhein), Thorsten Braun (Südwest-
deutscher FV) und Dr. Ronald Möhlenbrock (Badischer FV) – von links – schauen Bernd Domu-
rat, dem Entwickler des Programms, interessiert über die Schulter.