Vitamine
(
wasserlöslich, fettlöslich)
Vitamine werden in großen Mengen
substituiert, obwohl für eine solche
Praxis in verschiedenen Studien
kein Effizienznachweis gelungen
ist. Dies gilt auch für die Vitamine
C und E sowie den B-Komplex, die
offensichtlich „führend“ sind. Eine
Übersubstitution von wasserlös-
lichen Vitaminen dürfte in der
Regel ungefährlich sein, die poten-
zielle Speicherbarkeit fettlöslicher
Vitamine ist dagegen u. U. proble-
matisch. Für eine parenterale
Gabe von Vitamin B 12 ohne doku-
mentierte Resorptionsstörung
besteht ebenso wenig eine Indika-
tion wie für die orale Substitution
bei Nicht-Vegetariern.
Elektrolyte
(
Natrium, Kalium, Calcium,
Magnesium)
Die Defizitdiagnostik der Elektro-
lyte ist eine Domäne der Serum-
analyse, die hier gute Dienste
leistet. Vorwiegend sind Mängel
von Magnesium und Kalium zu
beobachten. Eine Substitution von
Calcium bei gesunden Sportlern ist
in der Regel überflüssig. Kalium
kann sehr gut über Obst und Säfte
zugeführt werden. Eine unkritische
Substitution von Magnesium kann
zu Muskelschwächen und Diarrhoe
führen. Daneben kann die Aufnahme
von Eisen beeinträchtigt werden,
sodass eine Übersubstitution mit
Magnesium im Extremfall zu einer
Eisenmangelanämie führen kann.
Spurenelemente
(
Eisen, Jod, Selen, Molybdän)
Auch wenn über Referenzwerte
der Spurenelemente im Serum
wenig gesichert ist, scheint gele-
gentlich eine Unterversorgung
aufzutreten. Das ist aber für Fluor
und Jod (und auch Folsäure) kein
sportspezifisches Problem, son-
dern auch für die Allgemeinbevöl-
kerung bekannt. Somit wäre am
ehesten für diese Substanzklasse
eine ungezielte Substitution denk-
bar, auch wenn eine obst- und
gemüsereiche Kost mit ausreichen-
dem Anteil von Vollkornprodukten
deutlich günstiger sein dürfte. Eine
Ausnahme stellt der Eisenmangel
dar, der über die Bestimmung von
Ferritin und rotem Blutbild sicher
diagnostizierbar ist. Eine eisen-
reiche Kost oder eine Substitution
(
am günstigsten morgens nüchtern,
ggf. mit Vitamin C) sind im Falle
eines Eisenmangels angezeigt.
Spezielle Substanzen
(
z. B. Carnitin, HMB, Drüsen-
extrakte, Ginseng usw.)
Diverse Substanzen werden offe-
riert, haben aber keine nachvoll-
ziehbare Wirkung, geschweige
denn eine nachgewiesene Effizienz.
So wurde in den 1990er-Jahren
Carnitin sehr stark beworben, eine
Förderung der Ausdauerleistungs-
fähigkeit (postuliert als Resultat
eines durch Carnitin verbesserten
Transports von Fettsäuren in die
Mitochondrien) war jedoch letztlich
nicht nachzuweisen. Ausnahmen
stellen unter bestimmten Umstän-
den Kreatin (Verbesserung von
kurzen schnellkräftigen Bewegun-
gen bzw. wiederholten hochinten-
siven Belastungen; allerdings
nahezu immer Gewichtszunahme
um 1 — 2 kg) und Koffein (insbe-
sondere bei Nicht-Kaffeetrinkern
zentral stimulierend, darüber hi-
naus leichte lipolytische Wirkung)
dar. Substanzen, die ein eindeu-
tiges ergogenes Potenzial besitzen,
stehen in der Regel auf der Doping-
liste. Zudem ist fraglich, ob das
kontinuierliche Streben nach
dem Entdecken von NEM, die die
Leistungsfähigkeit erhöhen, mit
aktuellen Anforderungen an sport-
ärztliche Ethik vereinbar ist.
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