Infusionen ohne medizinische Indi-
kation sind nach der Dopingliste
verboten, da auf diese Weise EPO-
oder Blutdoping kaschiert werden
könnte (zumindest im Hinblick
auf eine Hämatokritbestimmung).
Außerhalb der Notfallmedizin be-
stehen medizinische Indikationen
für die Infusionsbehandlung nur in
wenigen Situationen wie bespiels-
weise einer Exsikkose oder bei Un-
möglichkeit, indizierte Therapeutika
auf anderem Wege zu verabreichen
(
nicht typisch für Sportler). Zwar
ist die Verabreichung von Infusio-
nen kaum nachweisbar, wenn sie
vom Sportler oder Arzt nicht zu-
gegeben werden. Eine lediglich
durch fehlende Nachweisbarkeit
gerechtfertigte Infusionsbehandlung
dürfte jedoch kaum der ärztlichen
Ethik entsprechen.
Die parenterale Gabe von Subs-
tanzen als Injektion (mengenmäßi-
ge Abgrenzung zur Infusion noch
ungeklärt; Anfrage bei der WADA
läuft) ist von Überlegungen hin-
sichtlich der Dopingliste unberührt.
Eine Indikation für die Injektion
von NEM dürfte jedoch eher in
(
durchaus legitimen) Compliance-
erwägungen oder dem Streben nach
psychischen (Placebo-)Effekten
liegen.
Wird eine Gabe von Nahrungs-
ergänzungsmitteln für erforder-
lich gehalten, so sollte diese
oral erfolgen. Die Datenlage im
Sinne einer belegten Wirksam-
keit ist am besten für Eisen und
Magnesium (bei dokumentier-
tem Mangel) sowie Flüssigkeit
und Kohlenhydrate (vor und
unmittelbar nach Belastung).
Eine sinnvolle NEM-Applikation
ist am ehesten im direkten zeit-
lichen Umfeld von Training und
Wettkampf zu sehen (Schaffung
optimaler Wettkampfvoraus-
setzungen; schnelle Auffüllung
von Flüssigkeit und Glykogen-
speichern).
Die Fokussierung auf intensive
oder wichtige Trainings- und
Wettkampfphasen ist einer
„365-
Tage-Substitution“ vorzu-
ziehen, zumal angesichts der
fraglichen Wirksamkeit sehr
vieler Präparate bei diesem
Schema zumindest noch das
größte Potenzial für Placebo-
effekte besteht.
Wenn NEM mit einer der folgen-
den Behauptungen bzw. Aus-
sagen beworben werden, sollte
man besser die Finger davon
lassen, denn Wundermittel gibt
es nicht: „sensationelle Neu-
entdeckung“, „geheime Inhalts-
stoffe“, „schnelle Verbesserung
der Leistungsfähigkeit“ (und
Gesundheit), Werbung mit Ein-
zelbeobachtungen oder „Er-
fahrungsberichten“, Werbung
mit bekannten Persönlichkeiten
oder Sportstars. Als Arzt sollte
man sich nicht für sogenannte
Erfahrungsberichte hergeben.
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Parenterale Substitution?
Zusammenfassende Empfehlungen