Aufgrund der Vielfalt auf dem Markt
befindlicher NEM ist eine flächen-
deckende Bewertung nicht mög-
lich. Wir wollen daher auf jene Sub-
stanzen oder Substanzgruppen
eingehen, die im deutschen Spitzen-
fußball nach unserer Einschätzung
Relevanz besitzen.
Makronährstoffe (Kohlen-
hydrate, Eiweiß/Aminosäuren,
Fette/Glycerin/Fettsäuren)
Kohlenhydrate, Eiweiß und Fette
müssen zum Erhalt des Körper-
gewichts in isokalorischer Menge
aufgenommen werden, also ener-
giebedarfsdeckend. Für Leistungs-
sportler in Spielsportarten kann
eine Kalorienaufteilung von etwa
60%
Kohlenhydraten, 25% Fett
und 15% Eiweiß (1,2 bis 1,7 g pro
Kilogramm Körpergewicht laut
FIFA-Konsensusstatement) emp-
fohlen werden. Diffizilere Empfeh-
lungen mit geringfügigen Abwei-
chungen von diesen Prozentzahlen
sind in der Praxis kaum umsetzbar.
Als Substitution kurz vor oder nach
intensiven Belastungen (Training
oder Wettkampf) kommen am ehes-
ten die Kohlenhydrate in Betracht,
um einerseits eine gute Füllung der
Glykogenspeicher vor dem Anpfiff
zu sichern und andererseits eine
schnelle Wiederauffüllung nach
dem Abpfiff zu gewährleisten
(
mindestens jeweils 1 g/kg Körper-
gewicht Kohlenhydrate in den
ersten beiden Folgestunden). Eine
wettkampfbegleitende Kohlen-
hydratgabe (auch in der Halbzeit)
verringert darüber hinaus die
Ausschüttung des Stresshormons
Cortisol, was positive Auswirkun-
gen auf die akute Immunreaktion
haben könnte. Glykogenspeicher
sind durch kontiuierliches Aus-
dauertraining vergrößerbar (sog.
Superkompensation“). Für die
meisten Situationen ist eine kom-
binierte Gabe einfacher (Glukose,
Fruktose) und komplexerer Kohlen-
hydrate (z. B. Maltodextrin) emp-
fehlenswert. Nur in Situationen einer
drohenden Hypoglykämie erscheint
ein ausschließlicher Gebrauch
schnell anflutender einfacher
Kohlenhydrate sinnvoll. Komplette
Proteine können im Dünndarm
nicht resorbiert werden, sodass
eine Verabreichung von Amino-
säuren schon aus theoretischen
Gründen äquivalent ist. Allerdings
werden bei einer (nicht vegetari-
schen) typischen westlichen Ernäh-
rung die Eiweißerfordernisse des
Organismus nahezu immer erfüllt.
Neuere Studienbefunde legen nahe,
dass bei Krafttraining mit Hyper-
trophieziel die zeitnahe Aufnahme
proteinreicher Nahrungsmittel
bzw. eine Substitution von Amino-
säuren vorteilhaft sein kann. Zu-
dem existieren erste Hinweise, dass
in Gegenwart von Aminosäuren
die Kohlenhydrataufnahme nach
Belastung effektiver erfolgt. In den
letzten Jahren zur Vermeidung
einer langfristigen Ermüdung
beworbene verzweigtkettige Amino-
säuren (branched chain amino
acids = BCAAs) konnten diesen
Effekt in wissenschaftlichen Studien
bislang nicht bestätigen. Eine Gabe
von (mittelkettigen) Fettsäuren, wie
sie zur Steigerung des Fettstoff-
wechsels bei Ausdauersportlern ver-
suchsweise eingesetzt wird, dürfte
im Fußball keine Relevanz besitzen.
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Bewertung ausgesuchter NEM